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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wohl, Sir."
    „Bevor ich fahre, wünsche ich kräftig zu speisen. Ham and Eggs. Aber bitte nicht zu knusprig. Ich hoffe, das läßt sich arrangieren?"
    „Ich werde dafür Sorge tragen, Sir."
    „Gute Nacht, Howard."
    Der Butler verbeugte sich schweigend. Nachdem er den Gute Nacht Wunsch erwidert hatte, zog er sich zurück. Ray hörte, wie der Butler die Treppe hinabging. Es war warm im Zimmer. Eine Fliege schwirrte um die Lampe und als Ray aus dem Fenster blickte, sah er die Positionslampen eines Flugzeuges, das ziemlich tief über die Stadt hinwegbrummte.
    Er wandte sich um und begann das kleine Aktenköfferchen auszupacken. Er bereute, keine Zahnbürste und kein Zahnpulver gekauft zu haben, und ihm fiel ein, daß der Rasierapparat ohne Seife und Pinsel wenig nützlich war.
    Ich bin ein miserabler Planer, gestand er sich.
    Wenn es darum geht, die statischen Unterlagen für ein kompliziertes Hochhaus zu errechnen, vergesse ich nicht das geringste Detail . . . sobald es aber darauf ankommt, sich in praktischen Lebensfragen zu bewähren, versage ich regelmäßig. Dabei ist es gerade jetzt so überaus wichtig, nichts unbeachtet zu lassen.
    Da war zunächst die Leiche. Wo, zum Teufel, sollte sie hin?
    Er nahm sich vor, die in eine Plane genähte Tote außerhalb von London zu verbergen und dann nach hier zurückzukehren. Er nahm sich weiter vor, Graham zu berichten, er habe die Pistole zusammen mit der Toten ins Meer geworfen.
    Die verdammte Pistole!
    Er mußte sie unbedingt behalten, denn sie war und blieb das einzige Requisit und Zeugnis seiner Unschuld, zumindest, was den Mord an Mrs. Graham betraf. Nach meiner Rückkehr, so überlegte Ray, werde ich mich bemühen, noch einige Tage im Haus zu bleiben . . . jedenfalls so lange, bis mir Graham die Ausreisepapiere verschafft hat.
    Am Tag meiner Abfahrt schicke ich einen Brief an Scotland Yard. Aus meinen Zeilen wird hervorgehen, wo sich die Tote und die Mordwaffe befindet . . .
    Wenn sie Graham festnehmen, werde ich bereits auf hoher See sein. Aber natürlich wird Graham sich dann rächen wollen. Er wird der Polizei sagen, auf welchem Schiff ich mich befinde. Und sobald ich in irgendeinem Hafen an Land zu gehen versuche, wird mich die Polizei erwarten . . .
    Nein, ich muß die Benachrichtigung der Polizei von meinem neuen Domizil aus vornehmen. Aus Brasilien oder Guatemala, aus Burma oder dem Kongo, von irgendeinem Stückchen Erde aus, das schon sehr bald meine neue Heimat sein wird.
    Ray nagte an der Unterlippe.
    Er fragte sich plötzlich, ob diese ganze Flucht einen Sinn hatte. Man würde ihn auch an jedem anderen Ort der Welt zu jagen und zu stellen versuchen, und da das Verbrechen, das man ihm vorwarf, nicht politischer Natur war, würde das Land ohne Zweifel einem Auslieferungsantrag der englischen Krone stattgeben. Es gibt nur eines, sagte er sich. Ich muß den Mörder Patricias finden. Mit ihm und seiner Ergreifung steht und fällt meine eigene Zukunft. Aber wie soll ich ihn ausfindig machen?
    Ich bin kein Detektiv, und ich kann meine Nachforschungen nicht mit Hilfe anderer, und schon gar nicht offen betreiben. Ich bin gehandikapt. Es ist, als verlange man von mir, ein bestimmtes Sandkörnchen in der Wüste Sahara zu finden . . .
    Ray setzte sich auf das Bett. Er legte sich nach wenigen Sekunden voll angekleidet zurück und schloß die Augen. Er dachte noch einmal an Patricia, er erinnerte sich ihrer Eifersucht und ging in Gedanken alle Gespräche durch, die er mit ihr geführt hatte. Es mußte doch irgendwo einen Anhaltspunkt geben . . .
    Wer hatte Patricia getötet? Und warum?
    Ray seufzte. Sein Kopf schmerzte, und er merkte, wie ihm die Sinne schwanden. Er riß sich noch einmal zusammen und stand auf, um sich auszuziehen. Er streifte das Jackett ab und lockerte den Schlips. Dann verließ er den Raum, um das Badezimmer aufzusuchen. In diesem Moment schrillte im Erdgeschoß die Türklingel. Rays Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Leise huschte er zur Treppe und lauschte. Der Butler trat an die Sprechanlage, die das Haus mit dem Außenportal verband.
    „Ja, bitte?"
    „Ich möchte Mr. Graham sprechen", sagte eine männliche Stimme in bestimmtem Ton.
    „Um diese Zeit, Sir?"
    „Ja, bitte öffnen Sie."
    „Wen darf ich melden, Sir?"
    Eine Sekunde verstrich, dann sagte die Stimme: „Kommissar Morry von Scotland Yard."
    Raymond Graham betrachtete mit zärtlichem Besitzerstolz die stattliche Batterie der bunt etikettierten Flaschen und schloß dann den

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