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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zweifelhaften Lokalen herumtrieb. Man wird bei Rückfragen rasch herausfinden, daß meine Angaben der Wahrheit entsprechen, und man wird auch feststellen, daß Ann in der vergangenen Nacht unterwegs war... in der Nacht also, die ich als den Zeitpunkt unserer letzten Begegnung angeben werde."
    „Was versprechen Sie sich davon?"
    „Die Polizei wird mir ihr Mitgefühl nicht versagen. Sie kann und wird annehmen, Ann sei mit einem ihrer, hm, Verehrer auf und davon gegangen. Niemand wird an einen Mord glauben."
    Ray sah ein, daß Graham richtig kombinierte. Solange niemand die Leiche entdeckte, würde niemand an einen Tod der schönen Ann glauben . . . ihr bisheriger Lebenswandel würde die Polizei genau das vermuten lassen, was Graham annahm.
    „Sie sehen also, daß nur eines wichtig ist. Ann muß verschwinden, und zwar so, daß sie nie wieder auftaucht. Ich verlasse mich da ganz auf Sie, Crane, und ich bin gern bereit, Ihnen den gewünschten Gegendienst zu erweisen."
    „Graham, ich habe Sie einigermaßen gut kennengelernt. Sie sind eine merkwürdige Mischung von Verschlagenheit, weichem Kerl und grausamem Schuft. Sie haben etwas von dem wimmernden Feigling, den Ann in Ihnen sah, aber Sie verfügen, wie Sie bewiesen haben, auch noch über viele andere, und zwar gefährliche Eigenschaften, die es mir geraten erscheinen lassen, Ihren Vorschlag abzulehnen. Ich müßte nämlich sonst befürchten, daß Sie mich als unbequemen Mitwisser und als Ihr nächstes Opfer verschwinden lassen. Das ist mir zu riskant."  
    „Ein unbequemer Mitwisser sind Sie schon jetzt. Gut, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich besorge Ihnen die gewünschten Papiere und händige sie Ihnen noch vor der Beseitigung der Leiche aus. Was halten Sie davon? Wie Sie sehen, bringe ich Ihnen bedeutend mehr Vertrauen entgegen als es umgekehrt der Fall ist."
    „Mir ist etwas unklar", wich Ray aus. „Wie steht es eigentlich mit der Dienerschaft? Sie muß doch etwas gemerkt haben? Als ich heute morgen davonlief, hörte ich, wie sich im Obergeschoß eine Tür öffnete..."
    „Stimmt. Der Butler kam herunter und erkundigte sich, ob er helfen könne. Er hatte die Schüsse gehört..."
    „Und?"
    „Ich habe mich mit ihm geeinigt."
    „Gibt es noch mehr Dienstboten im Haus?"
    „Nein", erwiderte Graham. „Das heißt..."
    Er unterbrach sich und schwieg.
    „Nun?"
    „Nein, niemand außer Howard. Jeden Tag kommen zwei Hausmädchen und eine Köchin. Sie wohnen außerhalb."
    „Wer sagt Ihnen, daß Sie Howard trauen können?"
    Graham lächelte dünn. Dann blickte er Ray an. „Ich kann mich auf ihn so gut verlassen wie auf Sie . . . auch er sitzt mit uns im gleichen Boot. Seine Weste ist nicht ganz sauber."
    Plötzlich hielt Graham im Sprechen inne. In seinem Gesicht ging eine Veränderung vor. „Warten Sie..." flüsterte er.
    Dann sprang er aus dem Sessel und war mit wenigen Sätzen an der Tür. Er riß sie auf.
    Draußen stand, hoch aufgerichtet und mit kaltem, arrogantem Gesichtsausdruck, der Butler. „Sie haben geläutet, Sir?"
    Graham erwiderte nichts. Er starrte dem Butler nur schweigend in die Augen. Howard hob die Schultern.
    „Verzeihen Sie, Sir. Ich muß mich wohl getäuscht haben . . .“
    Dann wandte er sich ab und ging ohne Eile mit würdevoller Haltung quer durch die Halle davon.  Graham schloß langsam die Tür und kam zu seinem Sessel zurück.
    „Der Kerl hat gehorcht", sagte Ray.
    „Alle Diener schnüffeln", meinte Graham gleichgültig und nahm Platz. „Mit dem, was er gehört hat, kann er nicht viel anfangen..."
    Ray bewegte sich unruhig. „Na, erlauben Sie mal! Weiß er, wer ich bin?"
    „Das ist anzunehmen."
    „Verdammt. Dann muß ich verschwinden. Der Kerl wird sich die fünfhundert Pund verdienen wollen..."
    „Keine Angst, mein Lieber. Von Howard ist in dieser Beziehung nicht das geringste zu befürchten."
    „Sie haben ihn in der Hand?“
    „Sagen wir lieber, daß Howard und ich uns gegenseitig in der Hand haben, leider. Das ungewollte Arrangement hat unzweifelhaft gewisse Vorteile, aber auch unbestreitbare Schattenseiten."
    „Er ist vorbestraft?"
    „Das entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist auch nicht wichtig. Lassen Sie uns zum Thema zurückkommen. Meine persönlichen Verpflichtungen Howard gegenüber haben mit dieser Unterhaltung nicht das geringste zu tun. Also, wie steht es? Sind Sie bereit, meinen Vorschlag anzunehmen? Ann muß aus dem Haus . . . und zwar schnell."
    „Ich werde nichts Derartiges tun, Graham."
    „Dann bedaure

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