Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
da sind wir schon mitten drin."
    „Zugegeben. Immerhin befinden wir uns auf dem besten Weg, die bekannt unangenehme Situation zu ändern."
    „Glauben Sie allen Ernstes, das Leben wird für Sie so frei und unbeschwert wie eh und je weitergehen, nur weil es mir gelingen könnte, den Leichnam zu beseitigen?"
    „Es muß Ihnen gelingen, Crane. Was meine Lebensführung anbelangt, so sollten Sie sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Ich habe das Glück, der Sohn reicher Eltern zu sein. Ich bin nicht gewillt, den Rest meines Daseins in Klausur und Enthaltsamkeit zu verbringen."
    „Haben Sie denn gar kein Gewissen?"
    Graham lächelte.
    „Diese Frage nimmt sich aus Ihrem Mund höchst merkwürdig aus."
    „Richtig . . . Sie halten mich ja für einen Mörder. Aber selbst wenn diese Annahme stimmen würde: ich würde eine Tat dieses Umfanges zutiefst bereuen."
    „Reue ist eine zeit- und nervenraubende Gefühlskrankheit. Ich habe nicht die Absicht, mich von ihr infizieren zu lassen."
    Ray stand auf. „Ich bin müde", sagte er und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas. „Wo finde ich Howard?"
    „Augenblick", meinte Graham und erhob sich ebenfalls. Er ging zum Kamin, wo er auf einen verborgenen Klingelknopf drückte. Sekunden später betrat Howard den Raum.
    „Sie haben geläutet, Sir?"
    „Diesmal hast du dich nicht geirrt, Howard", sagte Graham mit leisem Spott. „Unser lieber Freund und teurer Gast, Mr. Crane, wird die Nacht hier im Haus verbringen. Ich hoffe, eines der Gästezimmer ist in Ordnung?"
    „Sämtliche Räume sind wie immer bezugsbereit, Sir."
    „Gut. Dann führe Mr. Crane nach oben, Howard. Er wird morgen früh mit dem Kombi London verlassen. Der Station-Car ist doch vollgetankt, hoffe ich?"
    „Ja, Sir."
    „Mr. Crane hat sich freundlicherweise bereit erklärt, unser Haus von einer gewissen Last zu befreien. Ich hoffe, du verstehst mich?"
    „Durchaus, Sir."
    Graham lehnte am Kamin. Er hatte einen Ellbogen aufgestützt. Seine blasse, beringte
    Hand mit den auffallend langen, knochigen Fingern hing schlaff nach unten. Das leise knisternde Holzfeuer beleuchtete seine Gesichtszüge von unten und gab ihnen einen rötlich-dämonischen Ausdruck.
    „Schlafen Sie gut, Crane", wünschte er mit einem dünnen Lächeln, das etwas verkümmert in seinen Mundwinkeln hängenblieb. Der Widerschein der Flammen huschte über das glatte Gesicht. Eingetaucht in das Spiel von Licht und Schatten wirkte es älter, härter und grausamer als sonst.
    „Vielen Dank. Gute Nacht."
    Der Butler ging auch diesmal voran, und Ray überlegte, weshalb ihm die Gestalt des Dieners soviel Widerwillen einflößte. War es die kalte Arroganz, die er ausstrahlte . . . war es das Wissen um seine verbrecherische Mitwisserschaft . . . oder war es etwas anderes, im Augenblick nicht näher Bestimmbares?
    Sie stiegen in die zweite Etage hinauf. Howard öffnete eine der vielen Zimmertüren und trat, nachdem er im Inneren das Licht angeknipst hatte, höflich zur Seite, um Ray den Weg freizugeben.
    Es war ein nettes, behagliches Zimmer, das im Unterschied zur übrigen Einrichtung des Hauses modern eingerichtet war. Das Fenster wies zum rückwärtigen Teil des Parkes. Es besaß, wie Ray rasch feststellte, keinen Balkon. Es gab nur die eine Tür zum Korridor. Der Schlüssel steckte von innen.
    „Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir?“
    „Ja. Lassen Sie mich jetzt bitte allein."
    „Sofort, Sir. Gestatten Sie mir jedoch bitte noch den Hinweis, daß sich das Badezimmer zwei Türen weiter befindet. Im Zugang befindet sich eine Klappe. Sie können die Tür also nicht verfehlen.“
    „Das beruhigt mich."
    „Wann werden Sie morgen früh reisen, Sir?"
    „So gegen acht."
    „Ausgezeichnet. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich bis dahin das Gepäck im Wagen verstaut haben."
    Ray verzog das Gesicht.
    „Gepäck ist kein hübsches Wort dafür."
    „Ich wüßte kein besseres, Sir."
    „Ich bin Ihnen jedenfalls dankbar, daß Sie mich von dieser Tätigkeit befreien werden."
    „Keine Ursache, Sir. Sie werden feststellen, daß sich die Last in einer grauen, zugenähten Plane befindet. Ich halte es allerdings für zweckmäßig, das Ganze noch ein wenig zu beschweren. Soweit ich unterrichtet bin, legt der gnädige Herr großen Wert darauf, daß . . .“
    Ray unterbrach den Butler. „Das erledigen am besten Sie, Howard."
    Der Butler verzog keine Miene und nahm den Auftrag an, als handle es sich um die Beschaffung eines Frühstückes mit Orangensaft. „Sehr

Weitere Kostenlose Bücher