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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dienstlicher Natur handelt?"
    „Ach, wissen Sie, lieber Graham, in meinem Beruf läßt sich oft schwer eine Grenze ziehen. Private Neugier und dienstliche Notwendigkeiten vermengen sich nur allzu leicht."
    „Sie kommen also im dienstlichen Auftrag?"
    „Nicht direkt. Ich bin, wenn Sie so wollen, in halboffizieller Mission hier. Ich hoffe sehr, daß Sie mir behilflich sein können."
    „Wenn das in meiner Macht stehen sollte, dürfen Sie mit mir rechnen", versicherte Graham.
    „Vielen Dank, Mr. Graham . . . es tut gut, mit einer solchen Einstellung konfrontiert zu werden. Heutzutage hat es die Polizei nicht immer leicht, das notwendige Verständnis für ihre Arbeit zu finden."
    „Ist es wirklich so schlimm?"
    „Ohne Zweifel. Aber ich will mich nicht beklagen. Vielleicht wäre die Arbeit einfach zu langweilig, wenn sie von der Bevölkerung allzu enthusiastisch unterstützt würde. Ein klein wenig wollen wir ja auch zur Klärung der Verbrechen beitragen."
    „Ein lobenswerter Standpunkt, Kommissar."
    „Leben Ihre Eltern noch, Mr. Graham?"
    „Warum fragen Sie, Kommissar?"
    „Es setzt mich ein wenig in Erstaunen, daß ein so junger Mensch wie Sie allein in solch großem Haus wohnt."
    „Sie vergessen, daß ich verheiratet bin, Sir."
    „Oh pardon, das wußte ich nicht. Sie tragen keinen Ehering."
    „Nun, ich finde, der Ring ist nichts anderes als ein überflüssiger bürgerlicher Zopf, eine alte Überlieferung. Ich bin nicht sehr traditionsbewußt, Sir, und ich meine, daß es bei der Ehe nicht so sehr auf die nach außen zur Schau getragene Verbindung, sondern vielmehr auf die innere Harmonie ankommt."  
    „Darf ich Ihren Worten entnehmen, daß Sie eine glückliche Ehe führen?"
    „Was ist Glück, Kommissar? Gewiß kein Zustand, der ;sich stabilisieren läßt. Weder in der Ehe noch sonstwo. Ich bin ein freizügiger Mensch, und ich muß gestehen, daß es ohne diese Einstellung unmöglich wäre, meine Frau zu halten. Sie liebt es nun mal, ihre eigenen Wege zu gehen."
    Morry blickte dem Hausherrn in die Augen. „Ein etwas überraschendes und gänzlich unenglisches Geständnis", bemerkte er.
    Graham lachte. „Unenglisch? Ganz gewiß. Aber ich stehe im diplomatischen Dienst, Sir, und gewissermaßen als Gegengewicht zu all dem lästigen Takt, den mein Beruf erfordert, habe ich gelernt, in persönlichen Dingen rückhaltlos ehrlich zu sein . . . natürlich nur in Fällen, wo ich der Diskretion meiner Gesprächspartner sicher sein kann."
    „Sie lieben Ihre Frau?"
    „Mehr als mich selbst."
    „Ich würde es mir als Ehre anrechnen, Mrs. Graham begrüßen zu dürfen."
    Graham hob bedauernd die linke Hand und ließ sie wieder fallen. „Sie haben Pech, Inspektor. Meine Frau ist nicht zu Hause. Ich bedaure das. Sie würde Ihnen sicher gefallen."
    „Ah, sie befindet sich in Urlaub?"
    „Oh nein, so möchte ich das nicht nennen. Ann neigt dazu, die Nächte außerhalb des Hauses zu verbringen. Ich darf Ihnen ganz im Vertrauen sagen, daß mir das bei aller Großzügigkeit keineswegs paßt . . . aber ich habe nun mal den Habitus des toleranten Ehemannes angenommen und sehe keine Möglichkeit, plötzlich die Taktik zu ändern."
    „Leben Ihre Eltern noch, Mr. Graham?"
    „Nein, Kommissar. Sie kamen seinerzeit bei dem Flugzeugunglück in Hampshire ums Leben. Vielleicht erinnern Sie sich: eine Chartermaschine der British Overseas Airways, die sich auf dem Flug nach Blackpool befand, rammte im Nebel einen Hochspannungsmast."
    „Ich glaube zu wissen, von welcher Katastrophe Sie sprechen. Kam nicht der Pilot mit dem Leben davon?“
    „Ja, der Pilot und einer der Passagiere, ein älterer Herr, wenn ich richtig orientiert bin, der sich zur Unfallzeit gerade in der Kanzel befand. Beide wurden ins Freie geschleudert und landeten mit nur leichten Verletzungen auf einem Heuhaufen. Die Zeitungen waren damals so angetan von dieser ,wunderbaren Errettung', wie sie den Vorfall nannten, daß sie kaum Zeit und Raum fanden, auf die übrigen neun Opfer einzugehen."
    „Jaja", meinte Morry.
    Graham verließ den Kamin und setzte sich. Er blickte dem Kommissar neugierig in die Augen. „Sind Sie etwa wegen des Unglücks gekommen . . .?"
    „Wegen des Unglücks?"
    „Naja, ich meine die Flugzeugkatastrophe. Damals hieß es, irgend jemand habe die Versicherung prellen wollen und die Maschine mitsamt der Passagiere durch eine im Gepäck untergebrachte Zeitbombe beschädigt. Erst dadurch sei es zu dem verhängnisvollen Tiefflug gekommen, der zum

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