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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Raum fiel, erkannte er einen Hocker. Er schloß die Tür hinter sich und tastete sich dann in völliger Dunkelheit auf den Hocker zu. Er setzte sich und war einen Augenblick lang erschreckt von dem eigenen lauten Atmen. Dann beruhigte er sich etwas. Hier fühlte er sich relativ sicher. Wenn Graham und der Kommissar die Treppe empor kamen, bestand noch immer die Möglichkeit, über die Wendeltreppe und den Hinterausgang ins Freie zu fliehen.
    Aber alles blieb still, und diese Minuten der Ruhe besänftigten ihn. Wahrscheinlich war Morry doch nicht seinethalben gekommen . . . er wäre sonst gewiß mit einem großen Aufgebot an Polizisten in Erscheinung getreten. Ray steckte sich eine Zigarette in Brand und wartete darauf, daß der Kommissar das Haus verließ.
    Plötzlich schmeckte ihm die Zigarette nicht mehr.
    Ihm fiel ein, daß dies nicht nur eine Besenkammer . . . sondern auch eine Grabkammer war. Hier, in diesem Raum, befand sich die tote Mrs. Graham. Ray machte noch ein, zwei Züge aus der Zigarette, dann warf er sie zu Boden. Einen hübschen Warteplatz habe ich mir ausgesucht, dachte er bitter. Zwei oder drei Meter von einer Toten entfernt . . .
    Er erinnerte sich ihrer blendenden Schönheit und spürte, wie ein tiefer Haß gegen Graham seine Kehle zuzudrücken schien. Dieser widerliche Kerl . . .
    Dann wurde ihm bewußt, daß er ja Licht machen konnte. Die Kammer hatte kein Fenster, und niemand würde bemerken, daß sich jemand in diesem Raum befand.
    Er stand auf und tastete sich zurück zur Tür, um den Schalter zu finden. Seine suchenden Finger berührten den vorstehenden Kipphebel und drückten ihn in die Höhe. Eine Sekunde lang schloß er geblendet die Augen. Dann schaute er sich um.
    Neben dem Hocker standen ein paar Eimer auf dem Boden, außerdem gab es noch eine Reihe von Bohnerklötzen, einen Staubsauger mit großem Topf und zwei volle Kisten mit dem Aufdruck eines bekannten Reinigungsmittels.
    Ray nahm diese Dinge nur flüchtig wahr.
    Er wußte, daß der Schrank verschlossen war, und obwohl er sich davor fürchtete, die Tote zu betrachten, ging er doch auf den Schrank zu und rüttelte an der Tür. Sie klapperte ein wenig, gab aber nicht nach.
    Ray holte seinen Schlüsselbund aus der Tasche und bemühte sich, einen passenden Schlüssel zu finden. Es gelang ihm nicht. Er setzte sich wieder auf den Hocker und fischte nach dem Zigarettenpäckchen in seiner Tasche. Es war leer . . .
    Daraufhin bückte er sich nach der Zigarette, die er eben auf den Boden geworfen hatte. Dabei fiel sein Blick auf einen dicken Draht, der neben den Eimern lag. Er hob ihn zusammen mit der Zigarette auf. Während er die kalte Zigarette zwischen die Lippen klemmte, drehte er nachdenklich das Drahtende zwischen den Fingern. Dann bog er es zu einem Dietrich zurecht.
    Er trat erneut an den Schrank, führte den Nachschlüssel ein und bewegte ihn vorsichtig. Er hörte, wie das Schloß leise zurückschnappte. Ray zögerte plötzlich, die Schranktür zu öffnen. Wozu eigentlich den Schrank öffnen?
    Er wußte, daß die Tote drin war, und er wußte auch, daß sie Howard in eine Plane eingenäht hatte . . .
    Was erwartete er eigentlich? Er vermochte es nicht zu sagen. Gestoßen und getrieben von einer unseligen Neugier, die er kaum erklären konnte, öffnete er die Tür. Das Bündel war gewissermaßen zusammengerutscht, aber man vermochte ohne große Mühe die Konturen eines menschlichen Körpers zu erkennen. Die graue Plane hatte eine schadhafte Stelle, durch die es weißlich schimmerte. Er zog und riß an dieser Stelle und erweiterte das Loch. Dann sah er es: eine Hand. Ray ertappte sich dabei, daß er wie fasziniert auf diese Hand starrte. Er erinnerte sich an Mrs. Grahams Hände ... an die langen, gepflegten Finger.
    Das hier aber war eine kräftige Hand. Und obwohl sie ihren weiblichen Charakter nicht zu verleugnen vermochte, haftete ihr etwas Unzartes und Gedrungenes an.
    Ray atmete tief. Scheu berührte er die Hand. Sie war kalt und hart, als sei sie aus Holz geschnitzt. Erst eine zweite Berührung bewies ihm, daß es tatsächlich die Hand eines Menschen war.
    Ann Grahams Hand . . .?
    Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. Ray fuhr herum und sah, wie sich die Türklinke nach unten bewegte. Ganz langsam . . .
    Ray schluckte. Er fuhr in die Jackettasche und fühlte die beruhigende Härte der Pistole zwischen den Fingern. Die Tür öffnete sich. Howard trat ein. Leise schloß er die Tür hinter sich.
    „Der Kommissar ist

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