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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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in ein Nichts aufzulösen. Wenig später vernahm Ray das kaum wahrnehmbare Öffnen der unverschlossenen Hintertür.
    Ray trat vom Fenster zurück, schloß die Zimmertür auf und hastete zur Besenkammer des oberen Korridors. Er öffnete deren Tür und lauschte. Es war völlig still. Nichts regte sich. War die Unbekannte schon im Erdgeschoß? Hatte sie die Halle betreten?
    Wahrscheinlich. Gewiß wurde sie von Graham in der Bibliothek erwartet. Ray schloß die Tür. Er gähnte.
    Die Müdigkeit überfiel ihn mit doppelter Macht und er schleppte sich zurück ins Zimmer. Eine halbe Minute später war er fest eingeschlafen. Am nächsten Morgen tauchte er aus bleiernen Tiefen des Schlafes auf, weil es gegen die Tür klopfte.
    „Ja . . . was ist los?" rief er, halb erschreckt, halb unwirsch.
    „Es ist gleich acht. Uhr, Sir", meldete sich Howards Stimme. „Wenn es Ihnen recht ist, serviere ich in einer halben Stunde das Frühstück. Wünschen Sie Tee oder Kaffee?"
    „Kaffee."
    „Sehr wohl, Sir."
    Ray hörte, wie der Butler davon ging. Ray streckte sich. Er fühlte sich im Augenblick noch müder und zerschlagener als am Abend zuvor. Erst als er aufgestanden war und ein erfrischendes Bad genommen hatte, fühlte er sich wohler. Er rasierte sich mit großer Sorgfalt und zog das neue blaue Hemd an, das er mit offenem Kragen und ohne Schlips tragen konnte. Howard empfing ihn in der Halle.
    „Ich habe die beiden Mädchen zur Gartenarbeit geschickt", erklärte er. „Sie sind im hinteren Teil des Parkes beschäftigt. Niemand wird Sie sehen. Das Frühstück ist im kleinen Salon angerichtet."
    Ray ließ sich den Weg weisen und nahm in dem bezeldmeten Zimmer an einem Balkonfenster Platz. Während er sich die Tasse mit heißem, duftendem Kaffee füllte, blickte er sich nach einer Zeitung um.
    „Wie steht es mit dem Morgenblatt?" fragte er.
    „Es steht nichts Besonderes drin, Sir", sagte der Butler.
    „Davon möchte ich mich gern selbst überzeugen."
    „Wie Sie wollen; ich gebe Ihnen die Zeitung nachher mit."
    Howard, der hinter Rays Stuhl stand, räusperte sich.
    „Ich . . . eh, ich habe das Paket schon in den Kombi gelegt", sagte er. „Ueber das Ganze habe ich eine alte Decke gebreitet. Der Wagen ist fest verschlossen. Hier sind die Schlüssel, Sir."
    Er legte ein abgegriffenes Lederetui auf den Tisch. Ray nickte und führte die Kaffeetasse zum 'Mund. Er trank in kleinen Schlucken. Dann stellte er die Tasse ab und bestrich sich eine Scheibe Toast mit Butter und Marmelade.
    „Brauchen Sie Geld, Sir?" erkundigte sich Howard. „Mr. Graham hat mir auf getragen, diese Frage zu stellen."
    „Wo ist er eigentlich?"
    „Er schläft noch, Sir."
    Ray dachte an die Unbekannte im hellen Staubmantel, die am vergangenen Abend ins Haus gekommen war.
    „Das kann ich verstehen", erwiderte er. „Mr. Graham hatte noch Besuch, nicht wahr?"
    „Besuch, Sir?"
    Howard tat sehr ernst. Ray aber wollte das Thema nicht weiter behandeln.
    „Nein, Howard", sagte er. „Ich brauche kein Geld, wenigstens jetzt nicht."
    „Der Wagen ist aufgetankt. Sie finden auch noch einen Reservekanister darin."
    „Das wird reichen."
    „Wann dürfen wir Sie zurück erwarten?"
    „Am späten Nachmittag."
    „Ich werde mir erlauben, dies Mr. Graham zu berichten, Sir."
    „Ich bitte darum."
    Eine halbe Stunde später fuhr Ray los. Als er in die stille Villenstraße einbog, warf er mißtrauische Blicke um sich, weil er plötzlich an den Besuch des Kommissars denken mußte. Was war, wenn Scotland Yard das Grundstück überwachen ließ? Aber die Straße war leer.
    Ray gab Gas und lehnte sich zurück. Ihm war bewußt, daß er sich auf ein Unternehmen von großer Gefahr eingelassen hatte. Immerhin bestand die Möglichkeit, daß er durch einen Unfall oder andere unvorhersehbare Umstände gezwungen werden konnte, sich einer Untersuchung zu stellen. Das wäre das Ende.
    Er erinnerte sich, daß er vor sechs Wochen, auf einer Fahrt nach Brighton, damals noch als der ehrenwerte und allgemein geachtete Mr. Ray Grane, auf der breiten Ausfallstraße angehalten worden war. Irgendwo in London war ein Bankraub verübt worden, und die Polizei hatte sämtliche Ausfallstraßen besetzt, um jeden landwärts fahrenden Wagen zu untersuchen.
    Warum sollte heute nicht etwas Ähnliches passieren? Vielleicht sollte ich die Leiche hier verbergen . . . irgendwo in London, überlegte Ray. Vielleicht in einem verlassenen Themsespeicher. Aber dann gab er den Gedanken auf. Die Gefahr des Gesehen

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