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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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hatte – ein Fass, schwer und widerlich. »Mike«, begann er, »was meinst du? Ist er noch auf dem Schiff?« Mike sagte nichts, sondern starrte Anna an. Der Boss würde seine rein rhetorische Frage bald selbst beantworten.
    Der Amerikaner schien nachzudenken, während er laut Luft durch die Zähne zog. Er zweifelte nicht daran, dass der Kapitän überlebt hatte. Unglücklicherweise hatte die Zeit nicht gereicht, ihn endgültig zum Schweigen zu bringen oder wenigstens durch seine Frau unter Zugzwang zu setzen – das hätte kostbare Minuten gekostet. Die Frage war also: War Hamnet immer noch auf dem Schiff und wartete auf das Vögelchen von der Ölplattform? Falls dem so war, würde er plaudern? Und wenn nicht, konnte er in dem kalten Wasser so lange überleben, dass er es bis zur Küste schaffte? Und was würde er dann unternehmen? Natürlich würde er die Attacke auf seine Frau sehr ernst nehmen. Und wahrscheinlich würde er deshalb schweigen. Oder doch nicht? Zu viele Unwägbarkeiten. Der Amerikaner schätzte solche Situationen ganz und gar nicht. Der Name sagte ihm irgendetwas – Hamnet, wo zum Teufel hatte er ihn schon mal gehört? Die Frau wusste es bestimmt. Er drehte sich um: »Kaffee?«
    Anna nickte entschlossen, und er gab der Frau neben dem Feuer ein Handzeichen. Sie füllte eine Tasse mit der Flüssigkeit aus dem kochenden Topf. Anna griff mit der unverletzten Hand danach und versuchte, Augenkontakt aufzunehmen. Ohne Erfolg.
    »Ich heiße Janac. Vermutlich haben Sie schon begriffen, dass ich die Aktion leite. Und ich entschuldige mich für die ziemlich dramatische Wende, die Ihr Abend genommen hat. Sie hatten einfach das Pech, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein«, sagte der Amerikaner.
    Anna starrte auf die schwarze Flüssigkeit in der Tasse, registrierte aber jedes einzelne Wort.
    »Ich gehe davon aus, dass Ihr Mann noch lebt. Ich muss aber sicher sein, dass er sein Maul nicht aufreißt – nur dann werden Sie am Leben bleiben. Und da Sie ihn besser kennen als ich, können Sie sich Ihre Chancen selbst am besten ausrechnen.« Janac beobachtete sie genau. Sogar unter diesen Umständen war sie sehr hübsch. »Vielleicht etwas lateinamerikanisches Blut«, dachte er, »das dunkle Haar, die sanften braunen Augen und der hellbraune Hautton … glücklicher Phillip Hamnet. Wenigstens bis zum gestrigen Abend«. »Phillip Hamnet«, fuhr er fort, »den Namen habe ich schon mal gehört. In welchem Zusammenhang?«
    Langsam hob Anna den Blick. Versuchte er, sie reinzulegen?
    Aber schon dieses kurze Zögern ließ Janac ausrasten. Die lange Nacht zeigte ihre Wirkung. Er war am Ende seiner Geduld, atmete kurz durch, trat auf sie zu, zog seinen schweren Revolver aus dem Holster und kickte damit die Tasse durch die Luft. Anna unterdrückte den Schmerzensschrei, als der heiße Kaffee ihre nackten Beine verbrühte. Mit der zweiten Hand stieß Janac sie hart aus dem Gleichgewicht, sodass sie nach hinten fiel. Sofort war er über ihr, presste mit seinem Knie ihre Oberschenkel nieder und begann, sie zu würgen, die Waffe an ihren Bauch gedrückt. Instinktiv versuchte Anna, die Arme um ihren Bauch zu schlingen, und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Janac in der plötzlichen Stille an. Nur das Raunen des Windes und das Trommeln des Regens auf das Wellblechdach waren noch zu hören.
    »Es hängt ganz von dir ab, wie ich mit dir umspringe«, sagte er und erstickte ihren Schrei, indem er ihr die Luftröhre weiter zudrückte. »Sag mir einfach, was ich wissen will.« Er hob den Lauf seiner Waffe an.
    Annas Lippen bewegten sich leicht, aber es kam nur ein Gurgeln heraus, und erst als Janac seinen Griff lockerte, konnte sie heiser hervorbringen: »Sie nannten ihn Mr. Rettungsboot, er ist der Mann mit dem Rettungsboot.«
    Grinsend ließ Janac sie los und stand auf. Anna rollte sich auf die Seite und krümmte sich um die Babies. Nun wusste er, wen er vor sich hatte und bellte Mike Bureya an: »Der hat nicht auf den Hubschrauber gewartet! Wir starten beim ersten Morgenlicht eine Suchaktion. Mach die Fischerboote klar, damit wir nicht so auffallen. Wir nehmen uns erst mal das Gebiet südlich der Flussmündung vor – wenn der Kerl noch nicht ersoffen ist, dann wird er dort angetrieben.« Er warf einen schnellen Blick auf seine Edelstahl-Rolex. »Es gibt jede Menge zu tun. Der Leichter wird in ein paar Stunden da sein. Sorg dafür, dass die Leute ihre Verpflegung bekommen haben, bevor sie heute Abend ausladen, damit sich

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