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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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Sonnenuntergang nur ein einziges Boot. Er schätzte die Entfernung auf drei bis vier Kilometer. Es hatte keinen Sinn, noch länger zu warten, denn sein Vorhaben war ohnehin einfacher auszuführen, solange er noch etwas sehen konnte. Er kroch über den Ufersand, ließ sich ins kühle Wasser gleiten und entschied sich wieder fürs Brustschwimmen.
    Über den Hügeln von Bangka zogen ein paar Wolken auf, doch über dem Wasser lag nur eine leichte Brise, sodass er mit keinerlei Wellengang zu kämpfen hatte, während im Westen die Sonne den Himmel glutrot färbte. Hamnet versuchte, seine Kräfte gut einzuteilen und konnte kaum der Versuchung widerstehen, etwas von dem Wasser durch seine ausgetrocknete Kehle zu schicken, das ihm bei jedem Schwimmzug übers Gesicht lief. Dann war die Sonne verschwunden, und ein mildes Mondlicht zog auf. Gelegentlich hörte er ein leises Motorengeräusch, und einmal schwappte ihm von hinten eine sanfte Welle über den Kopf. Er ließ sein Ziel nicht aus den Augen. Im Haus blieb alles dunkel, sodass er hoffen konnte, dass die Bewohner schliefen. Er peilte die vier am weitesten entfernten Lichter am Ufer an, und obwohl ihn keine Strömung abtreiben würde, konnte er die Entfernung nicht verlässlich schätzen, was noch schwieriger wurde, als sich Wolken vor den Mond legten und das Wasser um ihn herum nur noch dunkel und ölig aussah.
    Er verhielt einen Augenblick, um in die Dunkelheit zu lauschen, ließ sich tief ins Wasser einsinken und trat nur gelegentlich mit einem Fuß etwas Wasser, um seine Position zu halten. Um ihn herum blieb alles still; nur in der Ferne grummelte ein Donner, und in der schweren Luft kündigte sich bereits das nächste Unwetter an.
    Plötzlich drang Licht durch die Risse und Spalten der Holzwände, schimmerte auf dem Wasser und traf sein Gesicht. Die Bretterbude war nicht mehr als zehn Meter entfernt und ragte rechts von ihm in der Dunkelheit auf. Wieder nahm er einen tiefen Atemzug und tauchte, so leise er konnte, unter.
    Hamnet versuchte, mit so wenigen Schwimmzügen wie möglich und ohne auszuatmen ungesehen in die Dunkelheit zu entkommen – und verschwand unentdeckt. Dann erst gönnte er sich ein paar lautlose Atemzüge. Der Boden der Hütte war jetzt ungefähr zwei Meter über ihm. War doch jemand auf ihn aufmerksam geworden? Ein Knacken, ein Seufzen ertönte. Dann wurde etwas im Schwall über ihm ausgegossen, und das Wasser begann wenige Zentimeter vor seinem Gesicht aufzuperlen. Jemand pinkelte von der Veranda. Nur mit Mühe unterdrückte Hamnet einen Fluch und eine Fluchtbewegung.
    Er versuchte, sich leise aus der Gefahrenzone zu bewegen und das Boot zu finden, solange ihm der Lichtschein noch gute Dienste leistete. Es hing auf der anderen Seite der Hütte. Wieder knackte es oben, und ein paar Worte in einer Sprache, die er nicht kannte, ertönten. Dann wurde die Lampe gelöscht, und alles war wieder still.
    Jetzt kam der gefährlichste Teil. Er wartete noch einen Moment, bis sich seine Augen den neuen Lichtverhältnissen angepasst hatten und die Menschen in der Hütte aller Wahrscheinlichkeit nach wieder schliefen. Dann näherte er sich dem Boot, der Wind briste auf, und das Donnern kam näher. Über Bangka Island zuckten bereits Blitze, und als sie für ein paar Augenblicke das Wasser beleuchteten, konnte er das Boot deutlich erkennen. Aber der ersehnte Regen, der alle seine Geräusche verschlucken würde, blieb aus. Er schwamm und stieß leicht gegen den Holzrumpf. Das Boot war an Bug und Heck recht knapp vertäut, und er warf seine Schuhe hinein, ehe er zum Bug schwamm und sich an der Leine entlangtastete. Sie endete dicht an der Hütte und weit oberhalb seiner Reichweite. Hamnet fluchte – er hatte kein Messer.
    Er konnte auch nicht über den hohen Freibord ins Boot, um von dort aus die Leine zu lösen. Er musste also entweder an einem der Pfähle hochklettern und dann von der Veranda aus agieren oder sich trotz aller Schwierigkeiten irgendwie über Bord ziehen. Weder die eine noch die andere Vorstellung behagte ihm, denn dabei ging es nicht ohne Geräusche ab. Er entschied sich schließlich für den Weg über den Pfahl. Wenn nur der verdammte Regen endlich einsetzen würde! Der Donner hatte völlig aufgehört, und der Wind trödelte mit zehn Knoten übers Wasser, sodass kleine Wellen gegen den Rumpf rollten. Das musste als Tarnung reichen.
    Er schwamm zum nächsten Pfahl, bekam ihn zu fassen und hangelte sich von dort zum Rand des Vorbaus. Das Wasser

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