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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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und der Mann ging unter. Hamnet schwang mit dem zweiten Riemen immer wieder übers Wasser, und als der Mann nach Luft japsend auftauchte, krachte ihm das Ding voll gegen den Schädel. Hamnet verschwendete keinen Gedanken daran, legte den Riemen in die Keep im Heck und pullte mit kräftigen Schlägen aus dem Lichtkreis, während ihm ein letztes Brüllen und Platschen folgte.
    Er bemerkte es kaum, ließ die Riemen Riemen sein und wandte sich dem Außenborder zu, riss an der Starterleine, ein kurzes Stottern – der Motor bekam kein Benzin. Hamnets Finger suchten nach dem Hebel an der Benzinleitung – er pumpte dreimal schnell. Dann erinnerte er sich an die Entlüftung im Tank, tastete sich am Deckel entlang, riss ihn auf und pumpte noch mal. Endlich schoss das Benzin durch die Leitung. Er riss wieder am Starter. Fast. Ein Mal noch. Der Motor sprang an, Hamnet jagte die Drehzahl hoch und gab Gas. Das Röhren erstickte alle anderen Geräusche im Kielwasser des Bootes. Es jagte übers Wasser, Hamnet ließ sich fallen, griff nach der Pinne, bekam das Boot unter Kontrolle und schaute über die Schulter zurück. Eine gewaltige Heckwelle lief in einer großen Kurve bis zum Lichtfeld, wo noch immer jemand im Wasser strampelte, während andere ihm von der Terrasse aus Stöcke hinhielten, an denen er sich hochziehen konnte. Hamnet schaute wieder nach vorn. Er war entkommen.
     
     
    Kapitel 7
     
    Anna saß auf der Veranda vor der Hütte und ließ im ersten warmen Morgenlicht die Beine übers Wasser baumeln. Das Dorf erwachte mit den üblichen Geräuschen, die ihr mittlerweile vertraut waren, was sie aber nicht beruhigte. Als eine Fliege an ihrem rechten Auge herumsummte, schlug sie unwill-kürlich danach.
    Seit zwei Tagen beobachtete sie aufmerksam das Wasser und die Mangroven rund um ihr Gefängnis. Es hatte sich rein gar nichts ereignet, und es hatte sich auch nichts verändert. Sie hatte mit niemandem gesprochen, und alle ihre Versuche, mit ihren Kidnappern ins Gespräch zu kommen, waren abgeblockt worden. Man hatte sie jedoch gut verpflegt, niemand hatte sie seit dem Zwischenfall mit Janac angefasst, sie war total isoliert. Früher war sie gut mit jeder Form von Einsamkeit fertig geworden, aber da sie hier von allen Informationen abgeschnitten war, versuchte sie, aus allem und jedem etwas herauszulesen oder etwas hineinzuinterpretieren. Immer wieder versuchte sie, sich vorzustellen, was als Nächstes geschehen könnte. Und was wohl mit Phil auf der Shawould geschehen war.
    Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Bambusboden, und mit einem raschen Seitenblick sah sie, dass Janac zu dem Topf am Feuer ging. Sofort wandte sie sich wieder ab und gab sich unbeteiligt. Er hatte hier das Sagen, und dass während der letzten zwei Tage so gar nichts passiert war, ging auf das Konto seiner Abwesenheit. Was hatte seine Rückkehr zu bedeuten? Sie fühlte, wie ihr Puls zu jagen begann, während sie auf das vertraute Geräusch lauschte, als sein Teller gefüllt wurde. Die Fliege summte jetzt an ihrem linken Ohr herum. Wieder schlug sie nach ihr und zuckte zusammen, weil die Verletzung immer noch schmerzte.
    »Die nächste Stadt ist achtzig Kilometer weit weg.« Sie konnte ihn deutlich hören. »Und jeder Schritt geht durchs Wasser und die Mangroven.«
    Die Stimme war plötzlich ganz dicht neben ihr, und sie dachte daran, wie seine Hände sie berührt hatten, an seine Fratze mit den gelben Zähnen. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, worüber sie sich ärgerte und wieder auf den Fluss starrte. Janac registrierte jedes Detail, nahm auf der Bank am Ende der Veranda Platz und blies ein paarmal über den dampfenden Teller, ehe er den Reis in sich hineinschaufelte.
    »Was ging durch deinen Kopf, als sich dein Mann geweigert hat aufzutauchen und lieber seine Crew sterben ließ?«, fragte er mit vollem Mund.
    Anna biss sich auf die Lippen. Dann lehnte sie sich an die Balustrade und schaute Janac direkt ins Gesicht. »Er wird seine Gründe haben«, antwortete sie und taxierte ihn. Schick, aber lässig war er angezogen, trug Jeans und ein Button-downBaumwollhemd. Die Bartstoppeln waren verschwunden, ebenso der Revolver. Plötzlich fühlte sie sich in den Shorts und dem T-Shirt, das man ihr gegeben hatte, schmuddelig.
    Janac schluckte, dann sagte er: »Vielleicht seinen eigenen Hals zu retten?« und bohrte mit der Zunge an irgendetwas herum, das zwischen seinen Zähnen steckte.
    »Oder alle zu befreien.«
    Janac spuckte ins Wasser, was er losgebohrt

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