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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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Schmerz, seine Kehle brannte, die immer dicker anschwellende Zunge platzte fast aus dem Mund, und die von der Sonne aufgerissenen Lippen bluteten. Während ihm die Augen zufielen, fühlte er, wie er am Stamm entlang zu Boden rutschte und auf die Seite kippte. Eine innere Stimme warnte ihn davor, das Bewusstsein zu verlieren. Das konnte seinen Tod bedeuten. Aber er hatte keine Reserven mehr. Seine Kräfte waren zu Ende. Er sank auf den weichen Waldboden, und dann hörte er Anna, die nach ihm rief.
     
    Kapitel 6
     
    Der erste Donnerschlag brachte Phillip Hamnet ins Leben zurück, und ein gewaltiger Regenguss tat das Übrige. Im ersten Moment wusste Hamnet nicht, wo er war und wie er dorthin gekommen war. Höllischer Durst quälte jede Faser seines Körpers, und von oben kam Wasser. Er rollte herum, drückte sein Gesicht in den Schlamm und küsste die nasse Erde – wundervolles Trinkwasser.
    Schwankend kam er auf die Knie, zog sein durchweichtes T-Shirt aus und sog es aus. Dann schlang er es um den nächsten Ast und kroch auf der Suche nach Pfützen und besserem Trinkwasser in Rindenmulden oder durchhängende Wurzeln. Immer wieder sog er sein Shirt aus, bis er sich schließlich auf den Rücken legte und es sich direkt in den Mund regnen ließ. Doch dann befahl ihm seine innere Stimme aufzustehen. Mittlerweile war es dunkel, und das Rauschen des Regens auf das Wasser führte ihn zum Flussbett, wo er ein schmales Sandufer fand. Er wandte sich nach links und nahm seinen Weg nach Westen wieder auf. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um einen Schluck Wasser im Mund zu sammeln.
    Als er den Lichtschein sah, befürchtete er zunächst, dass ihm seine übermüdeten Augen und seine übersteigerten Sinne ein Trugbild vorgaukelten. Aber dann bemerkte er das Licht erneut – und dann wieder und wieder. Nach einer halben Stunde führte der Strand nach links, und da verstand er, dass es sich um Lichter draußen im Fahrwasser handelte. Zwei Lichtblitze zuckten auf – Seezeichen, die die Einfahrt in den Hauptarm des Flusses markierten. Zum ersten Mal während der vergangenen vierundzwanzig Stunden schöpfte Hamnet Hoffnung. Aber dann wandte sich der Strand in einem rechten Winkel nach links und zwang ihn, sich von diesem Hoffnungsschimmer wieder zu entfernen. Etwas weiter den Strand hinunter verschwand das Licht völlig aus seinem Blickfeld. Der Boden wurde schlammig, und dann hatten ihn die Mangroven wieder.
    Vermutlich stand er vor einem Nebenarm, der sich ins Hinterland zog. Er musste also wieder schwimmen. Er traf die üblichen Vorbereitungen, arbeitete sich durch den Schlick ins tiefe Wasser vor und schwamm müde los. In dem kleinen Flüsschen traf er bald auf Grund und landete auf allen Vieren auf einem Flach. Mühsam kam er auf die Füße und zögerte, die Schuhe wieder anzuziehen, denn er wollte so schnell wie möglich weiter. Er blieb erst wieder stehen, als er im Norden mehrere Lichter durch die Bäume schimmern sah, einige weiter entfernt, andere näher. Beim ersten Morgenrot suchte er Schutz im Gebüsch und schlief ein.
    Erneut weckten ihn seine ständigen Begleiter: Hitze, Hunger und Durst. Aus seinem Versteck heraus sah er den Hafen von Muntok, wo die Shawould noch vor zwei Tagen vor Anker gelegen hatte, und er beobachtete, wie die Fähre nach Palembang auslief. Sonst war alles still. Muntok war näher als Palembang
    – nur fünfzehn oder zwanzig Kilometer entfernt. Wenn er doch nur ein Dingi fände, um das Fahrwasser überqueren zu können … Rings um die Bay standen Holzhäuser auf Pfählen – es musste sich um die näheren Lichter handeln, die er gesehen hatte –, und davor lagen Fischerboote. Falls er es schaffte hinüberzuschwimmen, brauchte er sich nur eines der Boote zu nehmen.
    Das Wasser glitzerte ruhig unter der Sonne ohne den geringsten Hinweis auf Hochwasser oder Strömung. Hunger und Durst quälten ihn, und er wusste, dass er sich nicht mehr viel zutrauen konnte. Falls er im Wasser in Schwierigkeiten geriet, würde er nichts mehr zuzusetzen haben.
    Von Schwäche und Selbstzweifeln gepeinigt, verbrachte er den Nachmittag, nickte immer wieder ein, versuchte sich trotz Hunger und Durst auszuruhen. Schließlich gab er den Gedanken an Schlaf wieder auf und begann, mithilfe eines Steins die Hosenbeine abzutrennen. Auch sein Hemd wollte er zurücklassen – je weniger Widerstand ihn im Wasser ausbremste desto besser.
    Die Fischer kamen und gingen, aber bei den drei am nächsten gelegenen Holzhäusern gab es bei

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