Schiffe versenken
schoss im Schwall aus seinen Shorts, und schnell tauchte er wieder ab. Oben schien glücklicherweise niemand etwas bemerkt zu haben, aber die Shorts musste er ausziehen. Er seufzte und ließ sich wieder ins Wasser runter, denn nur dort konnte er sie ohne dieses verräterische Geplätscher loswerden. Er wrang sie so leise wie möglich aus, warf sie zu den Schuhen ins Boot, kehrte zum Pfahl zurück und zog sich wieder nach oben, bis er über den Rand der Veranda schauen konnte. Obwohl niemand zu sehen war, schien es ihm wegen des Ächzens des Holzes, das er vorhin gehört hatte, zu riskant, ganz hinaufzuklettern. Also hangelte er sich unter dem Vorbau entlang, bis die Vorspring gegen seinen Brustkorb stieß, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass seine Füße die Wasseroberfläche nicht berührten und keine Geräusche verursachten. Doch die Muskeln seiner Unterarme hielten der Belastung kaum noch Stand. Er griff mit der rechten Hand nach der Leine und zog und zerrte. Nichts rührte sich, und das würde auch so bleiben, solange er nicht vom Boot aus agieren konnte. Verzweiflung packte ihn. Sollte er nach all den Anstrengungen hier scheitern?
Im nächsten Moment fiel ihm die Lösung ein. Er zog in entgegengesetzter Richtung an der Spring, und sofort drehte sich der Bug; er schwang sich nach oben, als das Boot direkt unter ihm schwamm, verlagerte sein Gewicht und ließ sich auf die Ruderbank hinab. Anschließend brauchte er nur noch an der Leine entlangzukriechen und den Knoten zu lösen. Der erste Schritt war getan, der nächste konnte folgen.
Hamnet starrte auf die Bodenbretter, und es dauerte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass er rein gar nichts sehen konnte. Unter diesen Umständen war es aber zu gefährlich, zum Heck zu kriechen – im Boot lagen sicherlich Angelhaken, Tampen und jede Menge Krimskrams herum, an dem er sich verletzen konnte. Er griff sich deshalb die Vorleine und schwang sich wieder aus dem Boot, um zum Heck zu schwimmen und dann noch einmal von vorne zu beginnen. Wieder kletterte er am Pfahl hoch, der dem Boot am nächsten stand, hangelte sich an der Veranda entlang bis zur Achterleine, mit der er das Boot heranholen konnte. Da es am Bug nicht mehr vertäut war, bewegte es sich sofort in seine Richtung – und knallte gegen einen der Pfähle. Es war kein lautes Geräusch, aber oben begann es zu rascheln, und jemand murmelte etwas. Hamnet erstarrte. Er hing von der Veranda, seine Füße berührten die Wasseroberfläche und er sah das Heck des Bootes wie einen dunklen Schatten unter sich.
Vorsichtig tastete er mit den Füßen nach dem Dollbord. Ein Knacken. Er verharrte bewegungslos, seine Arme brannten vor Schmerz – lange würde er sich nicht mehr halten können. Plötzlich landeten seine Füße auf einem Außenborder, den keine Hülle abzudecken schien. Würde er sofort anspringen? Die Chancen standen nicht gut. Aber wenn Hamnet das Boot erst unter der Hütte hervorpaddelte, konnte ihn jeder halbwegs geübte Schwimmer einholen. Er verbot sich alle Zweifel und schob sich vorsichtig ins Heck. Ein sanftes Plätschern wurde laut, als er mit seinen Füßen im schaukelnden Boot aufkam. Hier hinten gab es nicht den Vorteil der Ruderbank, also ließ er sich fallen.
Im nächsten Moment wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte, denn er konnte sich nicht mehr am Pfahl festklammern. Die Achterleine hielt dem Druck nicht stand, das Boot schaukelte, zuerst nur wenig – aber genug, dass ihm fast das Herz stehen blieb. Dann riss sie. Mit einem Schrei ging er zu Boden – er war direkt auf einen Angelhaken gefallen. Oben war jemand wach geworden, stand auf, rief etwas. Hamnet kam wieder auf die Beine, erwischte den Pfahl und stieß das Boot, so fest er konnte, ab. Schnell trieb es von der Hütte weg, und er versuchte den Außenborder in Gang zu bringen. In der Hütte leuchtete eine Gaslampe auf, und plötzlich war alles hell erleuchtet. Hamnet sah, wie jemand von der Veranda sprang und das Wasser aufspritzte. Glücklicherweise lagen die Riemen im Boot, und er griff gerade danach, als sich eine Hand von außen am Dollbord festklammerte. Als er mit aller Kraft darauf einschlug, schrie ein Mann auf. Hamnet versuchte ihn durch heftige Schaukelbewegungen abzuschütteln. Doch ohne das Boot konnte der Mann seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen, sodass er quasi um sein Überleben kämpfte und nicht so schnell aufgab.
Er hängte sich ans Ruderblatt. Aber Hamnet stieß mit dem Riemen nach dem Angreifer,
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