Schiffe versenken
laufen. Warst du schon mal in Bangkok?«
Hamnet schüttelte den Kopf.
»Okay. Rund um die Khoa San Road gibt es jede Menge billige Hotels, wo keine Fragen gestellt werden und wo du auch keine Papiere brauchst. Wir treffen uns am Wat Benjamabophit, das ist in der Nähe vom Chitlatda Palace, vor dem schweinischen, großen, goldenen Buddha – den kannst du gar nicht verfehlen – in genau einer Woche.«
»Wir haben keine Woche Zeit.« Hamnet lehnte sich vor. Dubre zögerte leicht. »Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich brauche.«
»In drei Tagen.«
»Da führt kein Weg hin, alter Freund. Ich brauche eine Menge Vorinformationen. Fünf Tage.«
»Drei. Es geht um Annas Leben, um Himmels willen!«
»Vier. Sonst wundern sich eine Menge Leute, dass ich solchen Druck mache, und fragen sich warum. Nimm dein Zeug.«
»Okay, in vier Tagen. Halb neun morgens.«
»Wenn es Probleme gibt, rufst du mich zu Hause an wie sonst auch. Aber hinterlass keine Nachricht, falls ich nicht da bin.« Dubre nahm den letzten Schluck von seinem Kaffee und stand auf. »Vielleicht weiß ich mehr, wenn wir uns wiedersehen, aber ich kann dir nichts versprechen, Phillip, nicht einmal meine Hilfe. Ich werde den Kerl suchen – wir schulden dir noch was vom letzten Mal.«
Hamnet schüttelte den Kopf. »Nicht ›wir‹, Dubre, diese Sache geht nur dich und mich etwas an – okay? Ich traue keinem von diesen Bastards.«
Dubre nickte. »Ich weiß.« Er zog eine Minikamera aus der Hemdtasche. »Ich brauche ein Foto für deine Papiere. Lächle, um Himmels willen – es wird schon schief gehen.«
»Ist es schon«, Hamnet zeigte die Zähne.
Das Blitzlicht zuckte auf. »Das muss reichen. Ich fliege heute Nachmittag ab, muss vorher noch etwas erledigen, damit es so aussieht, als hätte ich was Wichtiges zu tun gehabt. Aber du solltest so schnell wie möglich verschwinden. Mittags gibt es eine Fähre zum Festland.«
Diesmal nickte Hamnet. »Ich werde drauf sein.Viel Glück.«
»Dir auch, Kumpel.«
Hamnet sah ihm nach, als er ging. Dubre hatte damals akzeptiert, dass er einfach nicht danach fragen sollte, was in dem Rettungsboot wirklich vor sich gegangen war. Deshalb war Hamnet nie in die Lage gekommen, ihn anlügen zu müssen. Das war die Basis ihrer Beziehung gewesen – bis jetzt. Heute hatte Dubre ihm mit der Bemerkung über den Fischer eine Falle gestellt, und er hatte ihn anlügen müssen. Aber Dubre hatte Recht – diesmal war alles anders. Ihr stilles Übereinkommen zeigte Risse. Wusste Dubre das?
Hamnet hatte einen Menschen eigenhändig umgebracht. Einen Unschuldigen. Er begrub den Gedanken in den tiefsten Schichten seines Bewusstseins. Falls er dafür bezahlen musste – moralisch oder emotional oder in strafrechtlicher Hinsicht – dann, so beschloss er, würde er später bezahlen.
Kapitel 10
Janac lehnte sich vor und bediente mit ausgestrecktem Finger die Maus. Die herumwirbelnden Farben auf dem Bildschirmschoner verschwanden, und das Display war wieder zu sehen. »Ich würde es begrüßen, wenn du die Spielereien lassen könntest, Jordi. Es nervt«, sagte er.
Der Mann, der vor Janac saß, drehte sich zum Computer um, und seine Finger tanzten zehn Sekunden lang über die Tastatur, dann schaute er über die Schulter zurück. »Entschuldigung«, murmelte er, ehe er zum Punkt seines Interesses zurückkehrte.
»Ist alles okay?«, fragte Janac.
»Sieht so aus. Die Leistung des Trägersignals ist nur ein Bruchteil, aber es reicht. Soll ich anfangen?« Seine überdimensionalen Ohren wackelten leicht links und rechts von dem schmalen Gesicht, während Jordi sprach.
»Eine Meile nach West versetzt, Input über dreißig Minuten«, antwortete Janac.
»Positiv.«
»Und los.«
Jordi betätigte einen Knopf an einem schwarzen Gehäuse, den Signalgeber des DGPS, und dann noch ein paar Schalter an dem Radargerät daneben. Er schaute auf das SSBund das UKW-Gerät zu seiner Rechten, um sicher zu sein, dass sie den Notrufkanal blockierten. Schließlich eilten seine Finger über die Tastatur und stoppten nur, wenn er mithilfe eines Mausklicks ein paar notwendige Anpassungen vornahm. Dann hielt er inne, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ einen abgekauten Fingernagel vor dem Bildschirm seines Laptops fliegen. »Die rote Linie zeigt die augenblickliche Position des Schiffs, Grün signalisiert die Position, die ihnen das GPS vorgaukelt.« Der Fingernagel schwebte jetzt in Höhe seines Mundes, während sein Blick am Bildschirm
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