Schiffe versenken
hoch in die Luft, und der Rumpf hatte eine Neigung von mindestens dreißig Grad. Oben tauchten mehrere Gesichter auf, während eine Jakobsleiter ausgebracht wurde. Indem er ständig den Motor auf gleichen Touren hielt, hielt Janac das Schlauchboot auf der Stelle und signalisierte seinem Vormann – einem der Indonesier – aufzuentern. Bureya folgte als Nächster, und zwar erstaunlich gewandt trotz seiner Größe.
In dem Moment, als der Amerikaner oben ankam, wurden ein Schuss und ein Krachen laut, und sein Kopf hing über der Reling. Bureya sah, wie sein Mann unter einem Schlag mit dem Schaft einer Axt zu Boden ging. Jemand riss ihm die Automatikwaffe aus den leblosen Händen. Laut fluchend ging Bureya in Deckung, während eine Flasche über seinen Kopf zischte. Er schaute in Janacs Richtung und schrie: »Verdammte Scheiße!« und riss noch im selben Moment seine Waffe unter der Jacke hervor.
Aber da er sich immer noch an der Jakobsleiter festhalten musste, war die Schiffscrew schneller. Ein Mann schwang den Holzschaft aus, um ihn Bureya mitten ins Gesicht zu rammen, der sich mit verzweifelter Kraft von der Schiffswand abstemmte, um dem Schlag auszuweichen.
Janac griff nach dem Revolver, der vor seinen Füßen lag, weshalb er nicht mitbekam, wie Bureya sprang und ohne jeden Schrei nach unten kam, den Rumpf des Schlauchbootes nur um Zentimeter verfehlte und ins Wasser klatschte. Aber er wusste, dass der Mann oben mit der Maschinenpistole nicht Bureya war. Sofort schoss er zweimal auf ihn, und das schwere Kaliber zwang den Mann, hinter der Reling Deckung zu suchen. Allerdings hielt es ihn nicht davon ab, die Hand hochzuschieben und blindlings nach unten zu feuern. Janac hatte keine Wahl – er legte den Gang ein, gab Gas und das Schlauchboot schoss davon. Wegen des Aufheulens der Motoren und dem Geknatter der Schüsse gingen die halb erstickten Schreie Bureyas unter. Janac war klar, was der Schlag und das Aufspritzen des Wassers bedeutet hatten. Er blickte zurück, als Kugeln den Kunststoff und das Gummi durchlöcherten und sah trotz der Nebelschwaden einen Augenblick lang Bureya in dem sich rötlich färbenden Kielwasser. Er griff nach dem UKW-Sender an seinem Gürtel und schrie: »X-Ray Zebra Hope, X-Ray Zebra Hope!« Auf dem Leichter tat Jordi seine Arbeit, indem er die Notrufund alle anderen Frequenzen für die Hope blockierte.
Das Schlauchboot war so blitzschnell im Nebel verschwunden, dass der Schütze auf der Hope sein Geballer einstellte. Hinter Janacs Rücken krochen die fünf Männer wieder unter der Plane hervor, zwei der Luftkammern des Bootes waren aufgerissen, und das Gummi schleifte durchs Wasser, die Sitzbänke und der Boden waren an mehreren Stellen bis auf fünfzig Zentimeter hinter Janac zerfetzt, der sich jetzt den Schaden anschaute. Durch die Löcher kam Wasser, aber solange das Boot seine Geschwindigkeit hielt, floss es am Heck einfach wieder ab. Er drosch es deshalb weiter und beruhigte die Männer, indem er die Hand hob. »Tosh – du und Edi, ihr seid fürs Störfeuer zuständig.« Dann zeigte er auf die beiden anderen. »Schnappt euch die Wurfanker und nehmt die Splittergranaten.« Während die Männer die Leinen und die Handgranaten zurechtlegten, kam der überlebende Bugmann zurück und stellte sich neben seinen Boss. Janac schlüpfte wieder in seinen Schulterholster, und die Motoren heulten auf, als er Gas gab und das Boot wieder Fahrt aufnahm.
Janac ging mit zwanzig Knoten hinter dem Heck des Frachters durch, und das blutige Kielwasser markierte den Ort des Geschehens. Die Jakobsleiter war eingeholt worden, und von Bureya war weit und breit nichts zu sehen. Auch oben an der Reling waren die Gesichter verschwunden. Aber das Schlauchboot wurde beobachtet, denn das Maschinengewehr fing wieder an zu rattern und ließ das Wasser an Backbord aufspritzen. Als das Heckler & Koch übernahm, schwieg der erste Schütze plötzlich. Janac wollte an der anderen Seite des Frachters längsseits gehen, die Wurfanker griffen klappernd, und die Männer versuchten, an den Leinen mit den Spezialvorrichtungen aufzuentern und stiegen in die Schlingen. An Bord rührte sich nichts. Während die Enterer auf dem Weg nach oben waren, zog Janac das Boot wieder etwas von dem Frachter weg, und zwar so weit, wie der Nebel es zuließ, damit er einen besseren Schusswinkel hatte, wenn er Feuerschutz geben musste.
Eine unheimliche Stille lag über dem Ganzen – die nur gelegentlich von einem der Männer aus dem
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