Schiffe versenken
und hielt neben dem Beamten, der sich zum Fenster hinunterbeugte.
»Verzeihen Sie, Madam, dass ich Sie belästigen muss, aber wir müssen heute alle kontrollieren, die nach Singapur zurückwollen. Wegen der Lebensmittelfreigrenzen, Sie verstehen.« Sein Englisch hatte einen mächtigen Akzent.
»Aber selbstverständlich«, antwortete Margaret, als hätte sie die Kontrolle ohnehin erwartet. »Unser Freund ist aus Großbritannien zu Besuch und kommt aus Malaysia.« Sie reichte ihm den Pass von Michael Toliver und wandte sich an ihren Gatten. »Der Kofferraum, Liebling.«
Doch Anthony stieg bereits aus, um die Aufmerksamkeit des Beamten vom Innenraum des Autos abzulenken, ganz besonders von dem Kleiderbündel mit dem Baby, von dem glücklicherweise nichts zu sehen und zu hören war. Aber er traute dem Frieden nicht, und Hamnet wurde von den gleichen Sorgen gequält. Seiner Erfahrung nach schrie Ben eigentlich ständig. Warum sollte das gerade jetzt anders sein? Wie unter Hypnose wurde Hamnet allmählich klar, in welche Schwierigkeiten er diese Leute brachte, falls Ben entdeckt würde. Margaret aber war wesentlich zuversichtlicher als die beiden Männer; schließlich hatte sie fünf Kinder aufgezogen und sich um sechs Enkelkinder gekümmert, sodass sie über ein gewisses Fachwissen verfügte, was Schreihälse betraf. Außerdem war sie sicher, dass es gar nicht so weit kommen würde.
Der Beamte ging mit Anthony um das Auto herum zum Kofferraum. Hamnet verfolgte die beiden im Rückspiegel, und im Auto hörte man nur, wie die Drehzahl des Motors stieg und wieder sank, als wäre er ebenso nervös wie die Menschen. Der Rover wurde sanft geschüttelt, als der Zöllner die Taschen oberflächlich kontrollierte, sodass sich Ben kurz bewegte und ein bisschen schniefte, woraufhin Margaret das Fenster wieder schloss.
Hamnet machte die Augen zu und begann zu beten; dann hörte er, wie der Kofferraum zugeschlagen wurde, Anthony ein paar Sekunden später wieder ins Auto stieg und Margaret die Pässe zurückgab. Der Beamte war auf dem Rückweg in sein klimatisiertes Büro.
»Der erste Schritt ist getan, der nächste kann nun folgen«, brummte Anthony, als er Gas gab und wieder auf die Straße zurückkehrte. In einem Kilometer Entfernung wartete der Zoll von Singapur. Margaret lüftete ein wenig die Kleider zu ihren Füßen – Ben schlief tief und fest.
Anthony drehte die Klimaanlage voll auf. »Wenn es hier drin richtig kalt ist, beschlagen die Scheiben, und man kann nicht mehr so leicht hereinschauen.« Er warf Phillip im Rückspiegel einen Blick zu. »Phillip, wenn wir fast da sind, versuchen Sie bitte, sich unsichtbar zu machen, ohne sich wirklich zu verstecken. Falls Sie nämlich ein Einreisevisum brauchen, ist Michael Toliver offiziell eingereist, ohne später wieder auszureisen. Und in diesem Fall werden sie bei uns nachfragen.«
Doch Margaret unterbrach ihn: »Dann sagen wir einfach, dass wir nie wieder etwas von ihm gehört haben; es war nur ein englischer Freund von einem unserer Kinder, der ein paar Tage geblieben ist. Sie haben schließlich genug Leute durch unser Heim geschleust, ohne dass wir je wieder etwas von ihnen gehört oder gesehen haben.«
Anthony nickte bedächtig, und sein Blick ging von der Straße zu seiner Frau und dann wieder in den Rückspiegel. »Okay. Aber wenn sie uns nicht extra anhalten, fahren wir einfach durch, auf lange Sicht ist das einfacher so.« Er drehte sich kurz zu Hamnet um. »Sie sind okay?«
Hamnet nickte und ein knappes »Ja« war alles, was er herausbrachte.
Langsam fuhren sie auf die Grenze des Stadtstaates zu, graue Wolken verdeckten den Himmel, und ein paar Regentropfen verschlechterten die Sicht durch die angelaufenen Scheiben in das Innere des Wagens. Anthony aktivierte den Intervallmodus der Scheibenwischer für die Windschutzscheibe und reihte sich hinter dem letzten Wagen ein, während die Lederbezüge ächzten, als Hamnet in eine fast liegende Position rutschte. Noch einmal warf Anthony einen Blick in den Rückspiegel und wendete sich dann seiner Frau zu.
»Halt bitte die Pässe bereit, aber nur zwei.«
Er rollte mit einer Geschwindigkeit von höchstens fünfzehn Stundenkilometern auf den Checkpoint zu, und der einzige anwesende Zöllner steckte seinen Kopf durch das Fenster in den Lieferwagen, hinter dem der Rover sanft ausrollte. Beim Klang des Motors schaute der Beamte auf, sah die Nummernschilder aus Singapur und erkannte dann den Wagen. Dr. Bullen hatte vor ein
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