Schiffe versenken
dem Baby um den Gatten der zauberhaften Frau handelte, die vor ein paar Jahren ein Apartment von ihnen gemietet hatten. Sie erkannte Phillip Hamnet, und obwohl natürlich auch sie in den Zeitungen von seinem Verschwinden gelesen hatte, schob sie besorgt lächelnd die Hand ihres Mannes vom elektrischen Fensterheber. Mit ihrer höheren Tonlage überlagerte sie Bens unwilliges Geschrei, sodass Hamnet sich endlich umdrehte, als er seinen Namen hörte.
Beunruhigt starrten ihn die beiden aus dem Rover heraus an, und er schreckte vor ihrer unvermittelten Nähe, dem Geruch der Ledersitze, der kühlen Brise der Klimaanlage und den freundlichen Blicken zurück und suchte nach Worten, nach einem Namen.
Dann sprach Margaret ihn an. »Phillip! Mein Gott, was ist passiert? Wo ist Anna? Wo sind Sie gewesen?«
Anthony unterbrach sie: »Lass den Mann doch erst mal antworten.«
Aber Hamnet starrte sie nur wortlos an, während ihm langsam eine Träne über die staubbedeckte Wange rollte, was Margaret dazu veranlasste, aus dem Wagen zu springen und einen Arm um ihn zu legen, während sie in dem anderen schon das Baby hielt. Hamnet ließ den Kopf sinken, biss sich auf die Unterlippe und sagte, während er am ganzen Körper zitterte: »Ich kann nicht nach Hause, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich machen soll. Anna ist … Anna ist …«
Margaret hatte nicht umsonst eine vierzigjährige Karriere als Krankenschwester und Frau eines Allgemeinmediziners hinter sich; sie konnte Prioritäten setzen und nahm auch jetzt das Heft in die Hand, während sich Anthony nervös mit der Hand durch das volle, silbergraue Haar fuhr und vergeblich protestierte. »Um Gottes willen! Wir können doch nicht ein Baby so einfach über die verdammte Grenze schmuggeln. Der Himmel weiß, was sie sich für uns einfallen lassen, falls sie uns erwischen.«
»Mach dich nicht lächerlich. Wir sind tausendmal über die Grenze gefahren, und sie haben uns noch nie gefilzt. Merkst du nicht, dass der Arme nicht einmal uns erzählen kann, was passiert ist, geschweige denn einem von diesen rechthaberischen malaysischen Zöllnern? Wer weiß, was die für einen Aufstand veranstalten, wenn wir uns jetzt an die Vorschriften halten. Mach einfach, was ich dir sage, hilf ihm ins Auto und such seinen Pass. Ich kümmere mich um den Säugling.«
Anthony Bullen wusste aus Erfahrung, dass es manchmal keine andere Lösung gab, als einfach das zu tun, was seine Frau wollte. Also verfrachtete er Hamnet auf den Rücksitz, warf den Rucksack in den Kofferraum und durchwühlte die Seitentaschen nach dem Pass. Natürlich bemerkte er den falschen Namen neben dem korrekten Foto und seufzte, ehe er die Kofferraumklappe schloss und auf den Fahrersitz zurückkehrte. Dann zeigte er Margaret, die bereits damit beschäftigt war, das Baby unter ein paar Kleidungsstücken zu ihren Füßen zu verstecken, verstohlen die Papiere. Sie schaute auf den Pass und seufzte ebenfalls. »Anscheinend steckt er in ernsten Schwierigkeiten«, flüsterte sie.
»Mmm«, stimmte ihr Anthony zu. »Hast du gesehen …«
»Natürlich, Liebling. Ein Grund mehr, ihn von der Straße weg und nach Hause zu bringen. Fahr los!«
Anthony musste gegen seinen Willen lächeln und schaute über die Schulter zu Hamnet, der wieder so weit bei Sinnen war, dass er verstand, was sich um ihn herum abspielte. »Danke.«
Anthony nickte und lächelte onkelhaft: »Lassen Sie nur uns reden.« Dann legte er den Gang ein und gab Gas.
Der malaysische Zöllner hatte gerade seinen Dienst angetreten und erkannte den gepflegten Rover, der sich jetzt der Grenze näherte. Er kannte ihn gut von den wöchentlichen Einkaufsfahrten, hatte ihn dutzende, wenn nicht hunderte Male gesehen und winkte ihn normalerweise einfach durch. Aber in dieser Woche schüttelte wieder einmal die Finanzkrise das Land, was dazu geführt hatte, dass an den Grenzen in Südostasien die zollfreie Menge an Grundnahrungsmitteln, die in Malaysia wesentlich billiger waren als in Singapur, herabgesetzt worden war. Also hatte er die Anweisung, die Einwohner von Singapur hinsichtlich ihrer Einkäufe zu kontrollieren.
»Verdammt!«, fluchte Anthony, und sein rotes, sommersprossiges Gesicht bekam noch mehr Farbe. »Er will uns anhalten.«
»Bleib ganz ruhig, Liebling«, flüsterte seine Frau, während sie ihr Seitenfenster öffnete. »Ich bin sicher, dass das nur Routine ist. Wir hätten ihm sowieso Phillips, äh, ich meine Michaels Pass zeigen müssen.«
Anthony bremste ab
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