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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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auf den Kopf getroffen.
    Jasmine blieb bis Chiang Mai an seiner Seite, und er starrte ununterbrochen auf das schlafende Kind, während ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass er von Babypflege keine Ahnung hatte. Die Kluft zwischen seiner Verantwortung und den Möglichkeiten, ihr gerecht zu werden, schien unüberwindbar. Es war zum Verzweifeln und ängstigte ihn mehr als irgendetwas zuvor. Er musste dieses kleine Bündel beschützen und umsorgen und konnte es nicht einmal dazu bewegen, mit dem Schreien aufzuhören.
    Am späten Nachmittag traf der Bus in Chiang Mai ein und hielt am Busbahnhof. Während Jasmine ausstieg, hielt sie Ben immer noch in ihren Armen, und Hamnet folgte ihr zusammen mit den anderen Passagieren, bis sie ihm das Baby schließlich mit ernster Miene reichte, nachdem er sich den Rucksack auf den Rücken geladen hatte.
    »Vielen Dank«, sagte Hamnet.
    Jasmine lächelte sanft. »Passen Sie gut auf ihn auf.«
    Hamnet nickte und hatte sich schon halb abgewandt, als er noch einmal zögerte und dann wegging. Er war ihr etwas schuldig, aber wie hätte er seine Lage erklären sollen?
    Schließlich ging er zum Taxistand, ohne sich noch einmal umzudrehen, während Jasmine ihm hinterhersah, und ließ sich zum Suriwongse Hotel bringen, wo er erfuhr, dass Dubre abgereist war. Zweifellos war er nach Singapur zurückgekehrt. Hamnet beschloss, ihm zu folgen.
    Er nahm sich für eine Nacht ein Zimmer und bezahlte eines der Zimmermädchen dafür, dass sie alles besorgte, was Ben benötigte. Gott sei Dank hatte er Dubre das Geld nicht zurückgegeben … Das Mädchen half ihm beim Füttern und zeigte ihm, wie man Windeln wechselt und alles andere, was man über ein Baby wissen muss – das Wichtigste jedenfalls. Schließlich waren beide Hamnets sauber und satt und schliefen ein.
    Ben weckte Phillip gegen sechs Uhr am nächsten Morgen, kurz bevor der Wecker schrillte. In den nächsten achtundvierzig Stunden war nicht mehr mit richtigem Schlaf zu rechnen, und die Reise würde mit Sicherheit zum langen, qualvollen Albtraum werden: zwei Tage über Land nach Bangkok, dann durch die Stadt und quer über die ganze malaysische Halbinsel. In Begleitung eines zehn Tage alten Babies wäre das schon dramatisch genug gewesen, wenn Hamnet gewusst hätte, wie man mit einem Kind umgehen muss. Aber er hatte Schwierigkeiten mit dem Füttern, Schwierigkeiten mit den Windeln und war sich auch sonst nicht darüber im Klaren, wie er das Baby versorgen und beschützen sollte. Und so schrie es Stunde um Stunde, laut und kraftvoll, bis Hamnet am Ende war – physisch, psychisch und emotional.
    Die Bestechung des ersten Busfahrers war glatt gelaufen, so dass sie ohne Probleme die lässige Zollkontrolle an der Grenze von Malaysia passiert hatten. Aber in Singapur war die Lage anders: Der Busfahrer hatte gewechselt, und nach acht Stunden ununterbrochenen Geschreis hatte der Mann mehr als genug von Ben und Michael Toliver. Und so wurden sie zwei Tage nachdem sie Chiang Mai verlassen hatten aus dem klimatisierten Bus komplimentiert. Also stand Phillip im Lärm und in der Hitze von Johor Bahru weniger als einen Kilometer vor der Grenze auf der Straße, mit dem Baby im Arm, den Rucksack vor seinen Füßen, und sah den Bus um die Kurve verschwinden.
    Ben brüllte, und Hamnet verstand plötzlich, warum Eltern ihre Kinder schlagen. Was sollte er nur tun? Die Busse mit den Einheimischen verkehrten auf dieser Strecke in regelmäßigen Abständen, aber er musste zu Fuß durch die beiden Grenzstationen. Was würden die Zöllner wohl wegen des Babys sagen? Er konnte schließlich nicht beweisen, dass es sich um seinen Sohn handelte; erst in Singapur bestand die Hoffnung, seine Identität irgendwie klarzustellen, denn dort konnten Freunde für ihn aussagen, die wussten, dass Anna schwanger gewesen war. Und die konnten vielleicht auch seine Lage erklären. Freunde wie Dubre! Bei dem Gedanken ließ er sich auf seinen Rucksack fallen. Er war dem Betrug hilflos ausgeliefert, ebenso dem Verlust Annas, der ihn hierher geführt hatte. Er war ein erschöpfter, einsamer Mann.
     
     
    Kapitel 17
     
    Hamnet bemerkte das Auto, das neben ihm stoppte, erst gar nicht und hörte wegen Bens Geschrei auch nicht, wie jemand seinen Namen rief. Fast wollte Anthony Bullen ob der fehlenden Reaktion schon wieder das Fenster hochkurbeln und weiterfahren, doch seine Frau Margaret war wie immer energischer als er. Sie zweifelte nicht daran, dass es sich bei diesem zerrupften Mann mit

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