Schiffe versenken
angerufen. Offensichtlich lief auch diesmal alles wieder sehr professionell, und obwohl die Einzelheiten noch unklar sind, hat mit Sicherheit dein Freund Janac den Angriff geleitet. Seit der Geschichte mit der Yacht vor ein paar Jahren ist er hier kein Unbekannter, und einer aus der Crew hat ihn erkannt.«
Hamnet sagte nichts.
»Ist das ein Zufall, Phillip?«, fing Dubre wieder an.
»Was ist ein Zufall?«, reagierte Hamnet so naiv wie möglich, merkte aber sofort, dass er übertrieben hatte.
»Dass Janac sich zwei Schiffe von Konsan geschnappt hat -- ausgerechnet der Reederei, für die du arbeitest.«
»Was zum Teufel soll das heißen, Dubre?«
»Phillip, ich weiß, dass ich dein Vertrauen missbraucht habe und dass du allen Grund hast, an mir zu zweifeln«, Hamnet hörte ihn deutlich Atem holen, »aber das trifft auch umgekehrt zu. Wenn du mir nicht mehr vertraust, hast du auch keinen Grund mehr, mir die Wahrheit zu sagen, und alles, was ich über die Vorgänge in Myanmar weiß, weiß ich schließlich nur von dir.«
»Darauf erübrigt sich jede Antwort, Dubre.«
»Glaub’ ich nicht. Du musst vorsichtig sein, Phillip. Es läuft ein Gerücht um, dass Halbleiter im Wert von dreieinhalb Millionen Piepen von der Collingson verschwunden sind, und gewisse Quellen in Hongkong behaupten, dass dieses Schiff eine Menge Drogen an Bord hatte, die den Triaden gehören. Als die Collingson in Singapur ausgelaufen ist, war alles noch da, aber als sie in Osaka anlegte, war die Fracht weg. Und wenn ich daraus meine Schlüsse gezogen habe, dann tun es die anderen auch.
»Das ist absolut lächerlich.«
»Schau dich gut um, Alter.«
»Ich hab’ genug mit mir selbst zu tun, muss meinen Sohn durchbringen, den neuen Job bewältigen und durch die Mühlen der Justiz laufen – da brauch’ ich nicht noch deine wilden Verschwörungstheorien zu nachtschlafender Zeit. Ich geh’ jetzt zurück in mein Bett.«
»Okay. Nur noch eins: Janac hat den Kapitän umgebracht; der war ein feiner Kerl – Johansen, du kennst ihn wahrscheinlich.«
Hamnet fühlte, wie der Boden unter ihm schwankte, und ließ sich auf den Stuhl fallen, der hinter ihm stand. Dann versuchte er, möglichst ruhig zu atmen, doch ein Schmerz durchzuckte seine Brust und nahm ihm die Luft.
»Es tut mir sehr Leid, du musst das an dein Büro melden«, redete Dubre weiter, ehe er nochmals bedeutungsschwer verstummte. »Und du hast mir wirklich nichts zu erzählen, Phillip?«
Hamnets Stimme klang heiser, als er mit ausgedörrter Kehle sagte: »Der Mann ist eine Bestie, und ich weiß, was ich sage. Mich überrascht gar nichts.« Damit knallte er den Hörer auf und schloss die Augen. Der Albtraum war Wirklichkeit geworden.
In einer Entfernung von fünf Kilometern lauschte Dubre noch einen Augenblick lang, ob die Verbindung wirklich unterbrochen war, legte dann sanft auf und stoppte das Tonbandgerät, wobei er nachdenklich eine Augenbraue hochzog.
»Sie kennen ihn besser als ich«, sagte der Mann, der auf Dubres Ledersofa lümmelte. »Was halten Sie davon?«
Dubre schaute seinen Besucher an, der ihm nicht nur die Neuigkeiten mitgebracht hatte, sondern auch der Initiator für dieses Telefongespräch war. »Per Saldo glaube ich, dass er irgendwas damit zu tun hat. Jedenfalls wissen wir jetzt definitiv, dass es ein zweites Kind gegeben hat, und ich bin sicher, dass er es mir gegenüber erwähnt hätte, wenn es zusammen mit Anna gestorben wäre. Falls es noch am Leben ist, kann Janac ihn damit erpressen. Hamnet ist unser Hauptverdächtiger, aber wir können ihm auf der Basis dieses Telefongesprächs nichts nachweisen.«
»Es reicht, um eine Überwachung rund um die Uhr anzuleiern.«
»Natürlich«, Dubre zögerte. »Obwohl er jetzt auf der Hut sein wird.«
Der andere zupfte sich einen Fussel von seinem schwarzgrauen Anzug. »Zugegeben«, sagte er mit einem schleppenden Akzent, »aber er ist schließlich kein Profi, und Amateure reagieren leicht über. Wahrscheinlich macht er bald einen Fehler, nachdem wir jetzt an seinem Käfig gerüttelt haben.«
»Das ist Ihre Sache – ich bin froh, dass ich damit nichts zu tun habe. Aber niemand – und ganz besonders nicht bei Konsan – sollte ein Sterbenswort davon erfahren.«
Der Mann auf dem Sofa nickte. »Ich werde dichthalten – ich setze nur meine eigenen Leute ein. Bei der Polizei gibt es kein Leck. Ich habe total freie Hand, und unsere oberen Etagen haben ganz klar gemacht, dass wir es uns nicht leisten können, die
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