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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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Sie sich einfach an meine Mutter. Ich werde sie informieren.«
    »Und Sie kommen auch nach England? Sobald alles vorbei ist?« Sie schaute ihn an.
    »So schnell ich kann, hier hält mich nichts mehr. Es gibt nur noch dieses eine Problem zu erledigen.«
    Mit schief gelegtem Kopf suchte sie seinen Blick. »Gut, ich werde in England warten. Ich werde auf Sie warten und Ihre Mutter bei Ben unterstützen. Außerdem braucht er eine vertraute Person um sich.«
    Hamnet schaute sie an, konnte aber ihrem Blick nicht standhalten und blickte zur Küste hinüber. Die Fähre näherte sich jetzt schnell der Landzunge von Marina Bay. »Haben Sie noch die Plastiktüte, in die wir unser Essen eingewickelt hatten?«
    Einen Augenblick lang schien Jasmine verwirrt, dann griff sie in den Beutel vorne am Buggy, zog ein halbes Baguette heraus und reichte ihm die leere Tüte. Er wickelte den kleinen Rucksack darin ein, verknotete sie oben, griff nach dem Rettungsring, der neben ihm an der Reling hing, und befestigte das Bündel, so gut es ging. Auch wenn es nicht ganz wasserdicht geschlossen war, musste das genügen.
    »Ich werde jetzt verschwinden, weil ich davon ausgehe, dass mich die Polizei an der Pier erwartet. Sollte irgendjemand Sie aufhalten und Ihnen Fragen stellen, sagen Sie einfach, dass ich mit ein paar Freunden auf der Insel verabredet bin, dass ich deshalb auf das letzte Boot warte und dass Sie Ben nach Hause und ins Bett bringen sollen. Und dann steigen Sie ins Taxi und drehen sich nicht mehr um, bis Sie in England gelandet sind.«
    Er schaute nach vorne, wo die Toiletten waren, aber sowohl die Passagiere als auch die Crew interessierten sich ausschließlich für das Einlaufen der Fähre in die Bucht. Niemand schaute in Richtung des Hecks, und auch die Küste von Marina Bay war menschenleer. Also nutzte er die Gelegenheit, drehte sich mit dem Rettungsring unterm Arm der Reling zu, und Jasmine verstand schlagartig, was er vorhatte. Im nächsten Augenblick würde sie mit Ben auf sich allein gestellt sein.
    »Nein!«
    »Pscht!« Hamnet legte den Finger an die Lippen, und sie sahen sich tief in die Augen. Dann küsste er sie, und ihre Lippen fühlten sich weich und warm an.
    »Werde ich dich wiedersehen?«, fragte sie.
    »Natürlich. Bis dahin muss aber die Zeichnung von Ben fertig sein«, es lag ein Krächzen in seiner Stimme.
    »Versprochen? Wir brauchen dich.« Sie drehte sich um und nahm Ben aus dem Buggy.
    »Versprochen.« Hamnet wurden die Knie weich, und er brachte kein weiteres Wort heraus, während er Ben sanft über die Stirn strich und sich diese Berührung und Jasmines Gesichtsausdruck tief in sein Gedächtnis einbrannten. Er wusste, dass er dieses Gesicht und diesen Blick niemals vergessen würde. Doch ehe er an die Zukunft denken konnte, musste er die Vergangenheit bewältigen. Also zwängte er sich durch die Reling, und seine Füße baumelten einen Augenblick lang über dem Wasser, bis er sich fallen ließ.
    Als er unten aufschlug, verlor er kurz den Rettungsring, bekam ihn jedoch an der Wasseroberfläche wieder zu fassen. Die Fähre bog bereits um die Landzunge, er duckte sich hinter den Ring und begann, mit ruhigen Zügen aufs Ufer zuzuschwimmen. Kein Mensch tauchte zwischen den Bäumen auf, ehe er sich an den Felsbrocken hochzog und dann auf die Deckung zulief, um zwischen den Büschen im Park zu verschwinden. Dort blieb er stehen, lauschte und hörte nichts als das entfernte Brummen des Verkehrs und das Donnergrollen des heraufziehenden Gewitters. Kniend versuchte er, die Plastiktüte aufzureißen. Der Rucksack war zwar oben etwas feucht geworden, aber das war auch schon alles. Der Rest war trocken geblieben.
    Hamnet zog seine Boxershorts aus und hängte seine Klamotten an die Äste. Der mit Blitz und Donner, aber ohne Wind wütende Wolkenbruch weichte alles ein und wusch das Salz heraus. Und als sich der Himmel wieder aufklarte, hatte die Sonne noch ein paar Stunden Zeit, die Sachen wieder zu trocknen.
    Als Nächstes musste Hamnet ein Schiff auftreiben, das denselben Kurs nahm wie die Kyushu Sun, wobei die Art der Ladung diesmal keine Rolle spielte – wichtig war nur, dass das Ziel im Norden der Philippinen lag. Als Fachmann konnte er alle notwendigen Informationen problemlos den öffentlich über Internet zugänglichen Fahrplänen der Schifffahrtslinien entnehmen, und nachdem er sich über Handy mit seinem Laptop ins Netz eingeloggt hatte, schlug er schnell mithilfe der Suchmaschinen alle Seiten der

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