Schiffe versenken
Schifffahrtsbüros auf, die von Singapur aus arbeiteten. Nach weiteren zehn Minuten hatte er gefunden, was er gesucht hatte: Ein Schiff der Reederei Hanking lief am Montagmorgen nach Osaka aus. Also schickte er Janac auf dem üblichen Weg die Information und ergänzte sie mit Einzelheiten über die Ladung. Natürlich musste das Wetter während der nächsten Tage in der Südchinesischen See freundlich bleiben – und mit dieser Sorge lag er die ganze Nacht lang schlaflos in der Kuhle, die er sich im Gestrüpp gebaut hatte.
Beim ersten Morgenlicht schlüpfte er dann in seine noch etwas feuchten Kleider und machte sich auf den Weg zur U-Bahn-Station Marina Bay, fuhr eine Haltestelle weit bis Raffles Place und ging von dort aus zu Fuß in Richtung Süden zum Telok-Ayer-Lebensmittelmarkt, wo schimmernde Wolkenkratzer hoch über dem Platz mit den schmuddeligen Verkaufsständen aufragten. Er verkroch sich unter dem roten Ziegeldach eines Restaurants, um sich ein Frühstück mit starkem Kaffee einzuverleiben, während die Ventilatoren die Minuten ebenso wegzublasen schienen wie die gelegentlich von der Gosse aufsteigenden, fauligen Gerüche. Dann nahmen die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit ebenso wie die Menschenmengen die Stadt wieder in Besitz, und gegen elf Uhr vormittags konnte er sich gefahrlos in das Getümmel mischen. Glücklicherweise war Singapur die Stadt des nie endenden Shoppings, und so ließ er sich durch die dampfenden Straßen treiben, nachdem er einen Brief an seine Mutter in den nächsten Briefkasten gesteckt hatte, und kaufte sich als Erstes eine robuste Reisetasche. Bei einem Herrenausstatter erwarb er einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und einen steifen Kragen. Der nächste Schritt war schon schwieriger, denn es kostete ihn mehrere Stunden, im Elektronik-Einkaufszentrum Funan IT Mall das geeignete Telefon zu finden, dessen Service auf Satelliten mit niedriger Umlaufbahn basierte, erst einmal ein terrestrisches Mobilfunknetz benutzte und dann mit dem Satelliten operierte, falls es keine Verbindung bekam. Er kaufte auch das notwenige Zubehör und eine Telefonkarte mit einer Kapazität von mehreren hundert Dollar. Der Verkäufer half ihm noch ins System und checkte den Internetanschluss, sodass Hamnet den Laden erst am Nachmittag wieder verließ. Dann kümmerte er sich, was einfacher und billiger zu erwerben war, um ein tragbares GPS-Gerät. Er fand es im vierten Laden nach nur zehn Minuten und zahlte dafür etwas weniger als zweihundert Dollar, wonach allerdings der Kredit, den er für Annas Lebensversicherung aufgenommen hatte, nahezu erschöpft war. Doch blieb noch genügend übrig, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Also verließ er das klimatisierte Einkaufszentrum und suchte in den heißen Straßen nach einem Supermarkt, wo er trockene Kekse, Obstkonserven, Müsliriegel und Wasser kaufte. Obwohl das Gepäck eine Belastung war, was er aber nun einmal nicht ändern konnte, nahm er die U-Bahn bis Tanjong Pagar, ging dann durch die Maxwell Road zum Shenton Way und von dort aus nach Südwesten. Seine Stiefel drückten, und die Füße begannen zu schmerzen, während sich Schweiß und Staub auf ihn legten und seine Nase und die Lunge unter den Abgasen litten. So näherte er sich seinem Ziel: dem oberen Abschnitt der Schnellstraße, die den Shenton Way kreuzte. Dann wandte er sich nach links, ging parallel zu der oberen Straße weiter und verschwand nach einem schnellen Blick im Schatten der Büsche, die neben dem Bürgersteig wuchsen, und kämpfte sich weiter unter der Schnellstraße entlang, indem er jeden Busch als Deckung nutzte, der in dieser giftigen Umwelt überlebt hatte.
Er wusste, dass sich neben dem nördlichsten Abschnitt der Straße am Containerhafen, zwischen Finger Pier und Tajong Pagar, ein Maschendrahtzaun entlangzog. Auf der anderen Seite des Zaunes begann das Ödland; trotzdem war er zuversichtlich, dass er von dort aus ungesehen aufs Gelände kommen konnte, und er schaffte es auch, denn nachdem er den Schutz der Schnellstraße verlassen musste, schützte ihn ein Dickicht aus Büschen und Bäumen, das neben dem Zaun wucherte. Schließlich fand er eine sichere Ecke, setzte sich auf die Erde und wartete.
Seine Vorbereitungen waren bis auf zwei Dinge abgeschlossen. Also verband er den Laptop mit dem Satellitentelefon und loggte sich ins Internet ein, um seine E-Mails zu lesen. Er fand keine Nachricht von Jasmine, was er aber auch nicht erwartet hatte, denn seit ihrem Abschied war
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