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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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sie. » Das waren eine Menge Verletzungen. Deine Haut sollte dich schützen, aber das Wasser hier ist schmutzig, und du warst im Öl.« Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin keine Ärztin.«
    Er machte einen Witz daraus. » Ich brauche keinen Arzt. Nur Nadeln und Faden. Flick mich zusammen wie ein Segel, und ich bin so gut wie neu.«
    Sie lächelte nicht. » Achte darauf, dass das sauber bleibt. Wenn du Fieber bekommst oder eine der Wunden eitert, kommst du sofort zu mir. Dann setzen wir Maden an und schauen, ob das hilft.«
    Nailer verzog das Gesicht, aber er nickte, als sie die Stirn runzelte, und setzte sich vorsichtig auf. Sadna eilte geschäftig in dem einzigen Raum in der Hütte herum, trug das blutige Wasser hinaus, räumte auf. Nailer erhob sich und ging langsam zum Ausgang. Er schob die Plastiktür auf, um einen Blick über den Strand zu werfen.
    Selbst bei Nacht waren die Wracks von Lichtern übersät. Die Leute schufteten im Fackelschein, nahmen die Schiffe Stück für Stück auseinander. Die Tanker hoben sich, riesigen schwarzen Schatten gleich, von dem hellen Sternenhimmel und dem Wirbel der Milchstraße ab. Das Licht der Fackeln tanzte über schmutziges Metall. Lautes Hämmern hallte über das Wasser – wohlvertraute Geräusche, die beruhigend auf Nailer wirkten. Die Luft war von dem Kohlegestank der Schmelzöfen und der frischen Salzbrise erfüllt, die vom Meer hereinkam. Großartig.
    Bevor er fast gestorben wäre, war er sich dessen nicht bewusst gewesen. Aber jetzt, nachdem er das durchgemacht hatte, war Bright Sands Beach das Schönste, was er je gesehen hatte. Er bekam einfach nicht genug davon, lächelte in einem fort den Leuten zu, die über den Sand liefen, staunte die Lagerfeuer an, über denen Buntbarsche gegrillt wurden, die man hier im flachen Wasser fangen konnte. Von den Nagelschuppen drangen Musik und laute Stimmen zu ihm herüber. All das war einfach wundervoll. Fast so wundervoll wie der Anblick von Sloth, die über den Strand gejagt worden war, während Sadna ihn zusammengeflickt hatte. Bapi hatte ihr eigenhändig die Tätowierung aufgeschlitzt und sie damit ausgestoßen. Sie würde nie wieder auf einem Schiff arbeiten. Und wahrscheinlich auch sonst nirgendwo. Nicht, nachdem sie einen Blutschwur gebrochen hatte. Niemand würde ihr jemals wieder vertrauen.
    Zu Nailers Erstaunen hatte Sloth sich nicht verteidigt. Er würde ihr nie verzeihen, was sie getan hatte, aber es flößte ihm Respekt ein, dass sie Bapi nicht um Verzeihung angefleht hatte, als dieser das Messer gezückt hatte. Hier kannte jeder die Spielregeln. Was geschehen war, war geschehen. Sie hatte etwas riskiert und verloren. So war das Leben nun einmal. Es gab eben Leute wie Lucky Strike. Und wie Sloth. Manche hatten Pech – wie Jackson. Und manche hatten Glück – wie er. Zwei Seiten derselben Münze. Man warf sein Glück in die Luft, und es fiel klappernd auf das Spielbrett. Entweder man lebte oder man starb.
    » Das sind die Parzen«, murmelte Pimas Mutter. » Sie haben dein Schicksal in die Hand genommen. Wer weiß, was sie mit dir vorhaben?« Sie starrte ihn mit trauriger Miene an. Er wollte sie fragen, was sie meinte, doch in dem Moment kam Pima mit dem Rest der Kolonne durch die Tür herein.
    » Hey, hey!«, sagte Pima. » Schaut euch unseren Spürhund an!« Sie begutachtete seine geschwollenen Wunden und Nähte. » Die ganze Sache wird dir ein paar hübsche Narben einbringen, Nailer.«
    » Narben bringen Glück«, sagte Moon Girl. » Sogar noch mehr als eine Tätowierung mit dem Gesicht des Rostheiligen.« Sie reichte ihm eine Flasche.
    » Was ist das?«, fragte Nailer.
    Moon Girl zuckte mit den Achseln. » Ein Geschenk. Gott hat sich deiner angenommen, Nailer. Da möchte ich auch dabei sein.«
    Nailer lächelte und trank einen Schluck. Der Schnaps, der ihm im Mund brannte, war erstaunlich gut.
    Pima lachte. » Das ist Black Ling.« Sie beugte sich zu ihm vor. » Tick-tock hat die Flasche geklaut. Der verrückte Läusefresser ist einfach damit aus Chens Nudelbude rausmarschiert. Verstand hat er ja keinen, aber dafür flinke Hände.« Sie zog ihn zur Tür. » Wir haben ein Lagerfeuer angezündet. Lass uns einen draufmachen.«
    » Und was ist mit der Arbeit morgen?«
    » Bapi sagt, dass das Unwetter ganz bestimmt kommt.« Sie grinste. » Isolierung abpellen können wir auch mit einem Kater.«
    Die Kolonne versammelte sich um das Lagerfeuer, und sie ließen die Flasche kreisen. Pima stahl sich davon und kehrte nach

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