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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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der Lage war, den Kopf zu heben, waren die Klipper verschwunden. Eine weitere Wolke aus schwarzem Rauch wehte über das Lagerfeuer.
    Nailer duckte sich und lächelte verbittert. Das hatte man davon, wenn man von Klippern träumte. Eine Lunge voller Rauch, weil man nicht aufgepasst hatte, was um einen herum vor sich ging! Er trank noch einen weiteren Schluck aus der Flasche und reichte sie an Pearly weiter.
    » Danke für das Geschenk«, sagte er. » Ich wusste nicht, dass Black Ling so verdammt gut schmeckt!«
    Moon Girl lächelte. » Verdammt gutes Gesöff, für einen verdammt glücklichen Schweinehund.«
    » Du hast wirklich Glück gehabt«, sagte Pima. » So was hab ich noch nie erlebt.«
    Sie begutachtete die Glücksgaben, die sich im Laufe des Abends angesammelt hatten. Einen zweiten Taubenspieß hatte Nailer an die Gruppe weitergegeben. Dann waren da noch eine Packung selbst gedrehter Zigaretten, eine Flasche billiger Schnaps aus Jim Thompsons Brennerei und ein breiter Silberohrring. Eine vom Meer glatt polierte Muschel. Ein halbes Kilo Reis.
    » Mehr Glück als Lucky Strike?«, spottete Nailer.
    » Nicht, nachdem das ganze Öl da rausgelaufen ist«, sagte Moon Girl. » Wenn du Lucky Strike wärst, hättest du dir was einfallen lassen, um es heimlich rauszuholen, anstatt es zu vergeuden. Wärst jetzt ein reicher Mann, und dir würde der ganze Strand gehören.«
    Die anderen brummten zustimmend, nur Pima saß reglos da, ihre Haut so schwarz wie ein Schatten. » So viel Glück hat niemand«, sagte sie verbittert. » Weil jeder davon träumt, der nächste Lucky Strike zu sein, hat Sloth uns verraten.«
    » Tja, nun« – Nailer zuckte mit den Achseln – » ich bin trotzdem froh, dass ich solches Glück hatte.«
    Pima verzog das Gesicht. » Das war kein Glück«, sagte sie. » Du hast dich einfach klug angestellt. Genau wie Lucky Strike. Die Hälfte der Arbeiter hier – wenn die einen Haufen Öl oder Kupfer oder so was finden, wissen sie nicht, was sie damit anfangen sollen. Letztlich schnappt sich der Kolonnenführer das Ganze, und sie werden von den Wracks verjagt. Verdammter Mist.« Sie trank einen weiteren Schluck, bevor sie die Flasche an Moon Girl weiterreichte, die es ihr nachtat und dann husten musste. » Glück hilft einem da draußen nicht weiter«, fuhr Pima fort. » Verstand muss man haben.«
    » Glück oder Verstand – solange ich nicht tot bin, ist mir das egal.«
    » Darauf können wir trinken. Trotzdem, ständig hoffen wir alle auf einen Volltreffer, machen uns verrückt deswegen und verlieren dann den Kopf. Wir riskieren alles für das große Glück. Wir beten zum Rostheiligen, damit er uns hilft, was zu finden, das wir für uns behalten können. Himmel, sogar meine Mutter legt guten Reis auf die Waage des Plünderergottes, damit er ihr Glück bringt, und dann enden wir alle wie Sloth.«
    Pima wies mit einer Kopfbewegung den Strand hinunter, wo die Männer der Schweren Kolonnen ein Lagerfeuer angezündet hatten. Mädchen aus den Nagelschuppen hatten sich zu ihnen gesetzt, lachten und zeigten ihre Reize, während sie ihnen schlanke Arme um die Taille legten und sie drängten, noch mehr Geld für Alkohol auszugeben. » Sloth ist jetzt da drüben. Dass sie von einem Glückstreffer geträumt hat, hat ihr nur Schande gebracht. Aufgeschlitzte Tätowierungen und schlechte Gesellschaft.«
    Nailer betrachtete das Lagerfeuer der Männer. » Glaubst du, sie wird es mir heimzahlen?«
    » Ich würde es jedenfalls«, sagte Pima. » Sie hat nichts mehr zu verlieren.« Sie deutete auf Nailers Glücksgeschenke. » Such dir besser ein Versteck für das alles. Sonst klaut sie es dir noch. Vielleicht findet sie ’nen alten Typen, dem sie’s besorgen darf, aber sonst will bestimmt niemand etwas mit ihr zu tun haben. Die Garküchen werden sie nicht einstellen, weil die Schiffsbrecher bei niemandem mit aufgeschlitzten Tätowierungen kaufen. Die Schmelzöfenklans rühren niemanden an, der einen Schwur gebrochen hat. Eine Lügnerin wie die, der bleibt nicht mehr viel.«
    » Sie könnte eine ihrer Nieren verkaufen«, sagte Moon Girl. » Und den ein oder anderen Liter Blut. Dafür gibt’s immer Abnehmer.«
    » Klar. Außerdem hat sie hübsche Augen«, sagte Pearly. » Die wird sie auch sofort los.«
    Pima zuckte mit den Achseln. » Sie kann sich in Stücke schneiden lassen wie ein Schweinefilet, aber irgendwann ist es auch damit vorbei. Und dann?«
    » Der Lebenskult«, schlug Nailer vor. » Die kaufen ihre

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