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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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überquerten.
    Die Segelschiffe glitten lautlos über den Horizont. Sie waren so schnell, dass sie innerhalb weniger Minuten hinter der Erdkrümmung verschwanden. Nailer versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, auf dem Deck eines dieser Schiffe zu stehen, den Strand und die Leichte Kolonne hinter sich zu lassen. Frei und schnell übers Meer zu segeln.
    Pima nahm ihm die Flasche aus der Hand. » Na, tagträumst du?«
    » Ich nachtträume.« Nailer wies mit einer Kopfbewegung zu den bunten Lichtern hinüber. » Bist du jemals auf einem solchen Schiff gesegelt?«
    » Auf nem Klipper?« Pima schüttelte den Kopf. » Keine Chance. Hab mal gesehen, wie einer anlegte. Da hielten gleich mehrere Halbmenschen Wache. Damit bloß kein Strandpöbel rübergepaddelt kam.« Sie verzog das Gesicht. » Die Hundefressen hatten das Wasser unter Strom gesetzt.«
    Tick-tock lachte. » Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich wollte rüberschwimmen, und da kribbelte es mich plötzlich am ganzen Körper.«
    Pima warf ihm einen finsteren Blick zu. » Und wir mussten dich rausziehen wie einen toten Fisch. Fast wären wir alle dabei draufgegangen.«
    » Ich wäre schon alleine klargekommen.
    Moon Girl prustete verächtlich. » Die Hundefressen hätten dich bei lebendigem Leibe verschlungen. Die machen das nämlich so. Essen ihr Fleisch, ohne es zu braten. Diese Ungeheuer stürzen sich auf alles, was sich bewegt. Wenn wir dir nicht nachgeschwommen wären, hätten sie aus deinen Rippen Zahnstocher gemacht.«
    » Blödsinn. Für Lucky Strike arbeitet auch einer von denen … wie heißt er noch?« Tick-tock überlegte einen Moment. » Jedenfalls, ich hab ihn gesehen. Hat verdammt große Zähne, aber er frisst keine Leute.«
    » Woher willst du das wissen? Die, die er gefressen hat, werden sich wohl kaum noch beschweren können.«
    » Ziegen«, sagte Pima plötzlich. » Der Halbmensch frisst Ziegen. Als er zum ersten Mal am Strand aufgetaucht ist, haben sie ihn mit Ziegen bezahlt, damit er bei einer Schweren Kolonne einsteigt. Meine Mutter hat erzählt, dass er in drei Tagen eine ganze Ziege aufessen kann.« Sie biss sich auf die Unterlippe. » Moon Girl hat recht. Mit diesen Ungeheuern sollten wir uns nicht anlegen. Man weiß nie, wann das Tier in ihnen durchgeht und sie dir nen Arm abreißen.«
    Nailer blickte noch immer gebannt zu den Lichtern am Horizont hinaus. » Habt ihr euch jemals gefragt, wie es wäre, auf einem Klipper zu fahren? Da draußen herumzusegeln?«
    » Keine Ahnung.« Pima schüttelte den Kopf. » Ziemlich schnell, denk ich mal.«
    » Verdammt schnell«, fügte Moon Girl hinzu.
    » Schnell wie auf Red Ripper«, sagte Pearly.
    Jetzt schauten alle auf das Meer hinaus. Sehnsüchtig.
    » Glaubt ihr, die wissen überhaupt, dass es uns gibt?«, fragte Moon Girl.
    Pima spuckte in den Sand. » Für Leute wie die sind wir nur Fliegen auf einem Abfallhaufen.«
    Die Lichter glitten langsam weiter. Nailer träumte sich noch einmal auf ein solches Schiff, raste über die Wellen, rauschte durch die Gischt. Ganze Abende hatte er schon damit zugebracht, Bilder von Klippern anzustarren – Fotos, die er aus den Magazinen herausgerissen hatte, die Bapi in einer Schublade in seiner Aufseherhütte aufbewahrte. Aber mehr wusste er auch nicht darüber. Stundenlang hatte er den schnittigen Rumpf angestaunt, die Segel und Tragflächen, die glatten Kunststoffoberflächen, die sich grundlegend von dem unterschieden, womit er es Tag für Tag zu tun hatte. Und die gut aussehenden Leute, die lächelnd auf Deck saßen und einander zuprosteten.
    Die Schiffe flüsterten ihm Versprechen zu – Versprechen von Schnelligkeit und salziger Luft und weiten Horizonten. Manchmal wünschte sich Nailer, er könnte einfach durch die Seiten schlüpfen, auf das Deck eines Klippers treten und sein altes Leben hinter sich lassen. Dann wieder riss er die Bilder in kleine Fetzen und warf sie fort, weil er die Sehnsucht nicht ertragen konnte, die sie in ihm wachriefen – eine Sehnsucht, die er nicht gekannt hatte, bevor er diese Segel gesehen hatte.
    Der Wind drehte. Eine schwarze Wolke trieb von den Schmelzöfen herüber und brachte stinkende Asche mit sich.
    Alle fingen an zu husten und zu würgen, schnappten verzweifelt nach Luft. Wieder drehte der Wind, aber Nailer hustete weiter. Die Zeit, die er in dem Öltank verbracht hatte, hatte ihm zugesetzt. Seine Brust und seine Lunge schmerzten, und er hatte noch immer einen öligen Geschmack im Mund.
    Bis Nailer wieder in

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