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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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sie das Gleichgewicht verloren. Blue Eyes setzte nach und lauerte darauf, dass Sadna sich eine Blöße gab. Die Klinge wirbelte durch die Luft. Sadna hob abwehrend die Hände, und Blut spritzte ins Gestrüpp. Sadna stieß einen Schrei aus, strauchelte jedoch nicht, sondern duckte sich unter Blue Eyes’ nächstem Streich hindurch.
    Blue Eyes holte erneut aus. » Hau ab, Sadna«, fauchte sie. » Hau ab!« Blut lief ihr aus der Nase, aber das schien sie nicht zu stören. Wenn sie lächelte, waren ihre Zähne ganz schwarz davon.
    Nailer tastete nach seinem Messer. Überall um ihn herum waren schwer atmende Kämpfer zugange; Sadna hatte anscheinend ihre Schwere Kolonne mitgebracht. Nailer ließ den Blick über das Gras schweifen – suchte nach dem Aufblitzen seiner Klinge.
    Sadna sprang hinter einen Baum. Blue Eyes verfolgte sie eine Weile um den Baum herum und blieb dann stehen. » Ich spiele hier nicht Fangen mit dir«, murmelte sie mit einem Lächeln. » Willst du den Jungen lebend oder tot?« Sie wandte sich um und stürzte sich auf Nailer. Er wich zurück, aber Sadna kam hinter dem Baum hervor. Blue Eyes fuhr herum und hob die Machete.
    » Nein!«, schrie Nailer.
    Fast schien die Welt stehen zu bleiben. Die Klinge bewegte sich wie durch dickflüssiges Öl auf Sadnas Kehle zu. Nailer schaute entsetzt zu – gleich würde Pimas Mutter einen schrecklichen Tod sterben. Aber Sadna war nicht mehr da. Sie duckte sich, warf sich nach vorn und riss Blue Eyes von den Beinen.
    Wieder rollten sie wild um sich schlagend über das Gras. Nailer schaute sich nach seinem Messer um und sah es unter einem Busch liegen. Er griff danach, als Blue Eyes gerade auf Sadna zu liegen kam und ihr die Machete an den Hals drückte. Sadna hielt die Machete ebenfalls umklammert und drückte sie verzweifelt von sich weg. Ihr Atem kam stoßweise, während Blue Eyes ihr Gewicht nach vorne verlagerte.
    Nailer glitt auf die Kämpfenden zu, das Messer in der schweißnassen Hand. Sadnas Augen weiteten sich, als er plötzlich hinter Blue Eyes auftauchte. Blue Eyes war gewarnt und fuhr herum.
    Nailer warf sich von hinten auf sie und rammte ihr die Klinge in den Nacken. Blut lief ihm über die Hand. Blue Eyes stieß einen heiseren Schrei aus. Wie bei einer Ziege, dachte Nailer.
    Aber Blue Eyes wollte nicht sterben. Stattdessen bäumte sie sich auf, während er sich noch immer an ihren Rücken klammerte. Er versuchte das Messer herauszuziehen und noch einmal zuzustoßen, aber die Klinge steckte fest. Blue Eyes schlug wild um sich, versuchte Nailer zu fassen zu bekommen, beugte sich dann plötzlich vornüber und schüttelte ihn von ihrem Rücken ab. Er wollte sich an ihr festhalten, doch sie hämmerte mit dem Heft der Machete auf ihn ein. In seinem Kopf explodierte ein greller Blitz, und er stürzte auf die Erde.
    Blue Eyes stand über ihm, eine Hand im Nacken auf der blutenden Wunde, in der noch immer das Messer steckte. Sie schlug mit der Machete nach Nailer, unbeholfen, aber trotzdem gefährlich. Ihr Blick wich nicht von ihm – offenbar war sie fest entschlossen, ihn ins Jenseits mitzunehmen, das ihr Kult ihr versprach. Unverständliche Flüche ausstoßend stürzte sie sich auf ihn.
    Nailer sprang zur Seite, wobei er darauf achtete, nicht zu stolpern oder gegen einen Baum zu laufen. Warum war sie noch nicht tot? Abergläubische Furcht erfüllte ihn. Vielleicht war sie ein Gespenst, ein Zombie, der nicht getötet werden konnte. Vielleicht hatte der Lebenskult ihr Unsterblichkeit verliehen.
    Blue Eyes holte erneut aus, doch als sie den Fuß hob, stolperte sie über eine Wurzel und schlug lang hin. Das hinderte sie allerdings nicht daran, die Arme nach Nailer auszustrecken. Nailer blieb wie erstarrt stehen. Ihre Hand berührte seinen Fuß, umklammerte seinen Knöchel. Um ihren Hals herum bildete sich eine Blutlache, die schwarz im Mondlicht schimmerte. Nailer befreite seinen Fuß aus ihren zuckenden Fingern. Blue Eyes starrte zu ihm hoch. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte keinen Ton mehr heraus.
    Sadna zog ihn von der sterbenden Frau fort. » Komm. Überlass sie den Parzen.«
    Nailer war blutüberströmt. Blue Eyes ließ ihn nicht aus den Augen, hob sogar noch die Hände.
    Nailer lief einen Schauder den Rücken hinunter. » Warum stirbt sie nicht?«
    Sadna betrachtete die zitternde Frau. » Die ist schon so gut wie tot.« Sie strich ihm über die Haare. » Alles okay?«
    Nailer nickte schwach. Er konnte den Blick nicht von Blue Eyes abwenden. »

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