Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Ozeanograph und kein Ingenieur. Aber alles sah für ihn normal aus. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Pumpenwelle, einem Teil des Antriebssystems, die in einer Gleithülse gelagert war und vom Schiffsmotor nach draußen führte. Der Skipper des Forschungsschiffes, das der Universität gehörte, hatte ihm einmal gezeigt, wie man durch Veränderung der Schalterstellung Meerwasser in die Bilge ein- statt Kühlwasser abließ. »Die sicherste Methode, um ein Schiff zu versenken und Versicherungsbetrug zu begehen«, hatte er gesagt.
    Doch die Welle befand sich in Abpump-Position, ließ keinerlei dubiose Absichten seitens der Graysons erkennen. Aufatmend machte Sam kehrt, um die Kajüte zu verlassen. Als er halb zur Tür hinausgeschwommen war, drehte er sich ein letztes Mal um. Ihm war Lilys Medaillon wieder eingefallen. Wenn er es finden könnte, wäre das ein Halt für Dana.
    Der Strahl der Taucherlampe schweifte durch die Kajüte. Messing und Stahl schimmerten nur noch matt. Einige Bilder, mit Bolzen an der Wand befestigt, hatten sich aufgelöst und bestanden nur noch aus Fetzen. Sam suchte eine Weile unbeirrt weiter, wollte dieses letzte Geschenk unbedingt finden. Doch schließlich sah er sich gezwungen aufzugeben.
    Als er das Boot verließ, wartete Terry bereits ungeduldig darauf, wieder aufzutauchen. Sam nickte, dann ließ er seine Hand kreisen, um zu signalisieren, dass er ein letztes Mal um das Boot herumschwimmen wollte. Terry nickte und folgte ihm. Es kostete viel Kraft, gegen die Strömung anzukämpfen und zum Bug vorzustoßen. Dort angelangt, hielt sich Sam an der Reling fest. Die Ranken des grünen Seetangs wurden vom Sog mitgerissen wie Haare im Wind, der die stählernen Stützen und Rettungsleinen, zerrissene Falls und Fockstag bedeckte. Kurze Strähnen waren darin verwoben, dünn und braun.
    Sam runzelte die Stirn hinter der Tauchermaske. Behutsam entfernte er mehrere Strähnen. Sie fühlten sich rau und kratzig an. Er wusste, dieses Geschenk war besser als das Medaillon. Er hatte Quinns Antwort gefunden, und darauf achtend, dass er nicht zu schnell auftauchte, schwamm Sam an die Oberfläche.

[home]
    18
    S ie sind mit einer Schlepptrosse kollidiert«, sagte Sam, wobei das Wasser in Strömen aus seinem Taucheranzug lief.
    Er legte Dana die gekräuselten, gedrehten Hanffäden auf die Handfläche. Die Mädchen beugten sich andächtig über den Fund, als sei er unschätzbar wertvoll, als befände sich ihre Tante im Besitz des Goldenen Vlies. Allie hatte sich Kimbas Kopf unter den Arm geklemmt, um einen Blick aus nächster Nähe zu erhaschen.
    »Bist du sicher?«, fragte Dana.
    »Eine Schlepptrosse?«, fragte Quinn.
    »Hundertprozentig. Als Meeresbiologe bin ich mit jeder der Menschheit bekannten Seetang-Art vertraut. Das Thema meiner Dissertation war
chondrus crispus –
der Irische Knorpeltang; man findet ihn vor allem in den Tümpeln und Lachen, die sich bei Zurückweichen der Flut am Strand bilden. Glaubt mir, der Seetang ist ein Gebiet, auf dem ich bewandert bin. Und das da ist keiner.«
    »Und was hat das zu bedeuten, wenn sie in eine Schlepptrosse geraten wären?«, fragte Quinn. »Was beweist das? Was war mit den Seeventilen?«
    »Sie waren geschlossen.« Sam lächelte Dana über die Köpfe der Mädchen hinweg an. Er hatte von Anfang an richtig getippt. Er hatte Quinn ermutigt, sich Gewissheit zu verschaffen, trotz aller Vorbehalte auf Danas Seite, und auch in diesem Punkt absolut Recht gehabt.
    »Danke.« Dana fühlte sich befreit, als sei ihr eine zentnerschwere Last von der Seele genommen.
    »Sagst du mir jetzt bitte, was es mit der Schlepptrosse auf sich hat?« Quinn stampfte mit den Füßen auf, um ihrer Forderung Nachdruck zu verschaffen.
    Sam bückte sich, bis er sich auf Augenhöhe mit dem Mädchen befand. Dana legte die Hand auf Quinns Schulter, während Allie unter ihren anderen Arm schlüpfte. Sie hätte ihren Nichten gerne erspart, was sie nun zu hören bekommen würden. Obwohl es sich um eine gute Nachricht handelte, schließlich gab es keinerlei Anzeichen, die für einen Sabotageakt sprachen, waren ihre Eltern tot, hatten ein schreckliches Ende gefunden.
    Terry stand am Ruder und brachte das Schiff nach Black Hall zurück. Matt lag auf dem Vordeck und schlief in der Sonne. Während sie den Sund durchquerten und sich vom Schauplatz der Tragödie entfernten, hielt Dana ihre Nichten im Arm und wartete auf Sams Bericht.
    »Sie waren in der Schifffahrtsstraße«, begann er.
    »Das weiß

Weitere Kostenlose Bücher