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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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»Moment«, murmelte er und öffnete seine Schatulle mit den Ziga­ rillos. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
      »Nein, Sie sind der Hausherr«, sagte Struve.
      Sein Gegenüber zündete sich einen Zigarillo an und zog genussvoll daran. »Natürlich habe ich sie noch auf einen Schlummertrunk zu mir eingeladen, aber Frau Scharf kämpfte schon mit der Müdigkeit – ich nehme an, die Lesung und die Aufregung über den Tod ihres Mannes, das alles hatte sie ziemlich mitgenommen.«
      Melanie Förster hustete. Dichter Qualm stand im Zimmer. Die beiden Männer schauten zu ihr, sie deutete auf das Fenster, das Dollinger öffnete. »Ich hole Ihnen sofort ein Glas Wasser«, entschuldigte er sich.
      Als er mit einem Tablett und Getränken wiederkam, hatte die junge Kommissarin ihre Hustenattacke über­ standen. »Frau Scharf ist wahrscheinlich an einer Über­ dosis Schlafmittel gestorben«, informierte sie. »Haben Sie sie noch aufs Zimmer begleitet?«
      »Nein, wir sind beide ausgestiegen und haben uns vor dem Hotel verabschiedet. Aber Schlafmittel. Mei­ nen Sie, dass sie sich …?«
      »Es könnte Selbstmord sein, aber wir können einen erneuten Mord nicht ausschließen«, erklärte Struve. Sein Handy klingelte, er entschuldigte sich und ging in den Flur. Es war Littmann.
      »Struve, die Spurensicherung sucht Sie. Wo treiben Sie sich denn rum?«
      »Wir sind keine 200 Meter weit weg. Was gibts?«
      »Es gibt Neuigkeiten. Sie sollten mit dem Kriminal­ techniker reden.«
      »Okay, wir kommen.«
      Struve fragte Dollinger noch nach einem Alibi. Der
    Direktor schüttelte jedoch den Kopf: »Ich lebe allein, habe tief und fest geschlafen und bin erst vor etwa einer Stunde aufgestanden.«
      »Sie entschuldigen uns, wir müssen wieder zurück ins Hotel. Bleiben Sie bitte hier, wir müssen noch mit Ihnen reden«, bat Struve, und sie verabschiedeten sich rasch.

    Der Kriminaltechniker Werner Besold war am Tatort eingetroffen.
      »Schlimme Sache, nicht wahr, Besold?«, fragte Struve wie immer, wenn sie sich an einem Tatort zum ersten Mal trafen.
      »Kann man wohl sagen«, antwortete Besold wie gewohnt und legte seine Stirn in Falten.
      Struve ging zum Fenster und schaute auf das Schil­ lermuseum. »Was meinen Sie, hat sie es selbst getan?«
      Besold kniff seine blutleeren Lippen zusammen. »Ich meine nein, aber wir müssen sie erst noch obduzie­ ren.«
      »Was spricht Ihrer Meinung nach für einen Mord?«, wollte der Kommissar wissen.
      »Wir haben den Einstich einer Nadel auf der Rück­ seite ihres rechten Oberschenkels gefunden. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr jemand etwas gespritzt hat. Mit einem Selbstmord passt das nicht wirklich zusammen.«
      »Niemand lässt sich einfach so eine Spritze verpas­ sen«, konstatierte Struve. »Gibt es Spuren von Gewalt­ anwendung?«
      »Bisher noch nicht, aber im Zimmer riecht es ziem­ lich nach Alkohol.«
      Der Kommissar blickte zu Melanie Förster, die sich das Gespräch mitangehört hatte und sich jetzt ein­ mischte: »Das passt zu dem, was Dollinger gesagt hat. Es kann sein, dass der Mörder ihren Zustand ausge­ nutzt hat und leichtes Spiel hatte.«
      »Er musste nur ins Zimmer eindringen.« Peter Struve zeigte auf die Tür.
      »Das Schloss stellt einen Profi kaum vor Probleme«, bemerkte Besold. Er kramte einen Schlüsselbund mit etwa 30 Dietrichen aus seiner schwarzen Arbeitsta­ sche. In wenigen Sekunden öffnete er die Tür, die er kurz vorher abgeschlossen hatte.
      »Bis jetzt haben wir nur eine nette Theorie«, sagte Struve. Er wollte von Besold wissen, bis wann er die Todesart und die verwendeten Pharmaka feststellen könne.
      »Wenn ich mich beeile, vielleicht bis heute Nachmit­ tag. Aber der detaillierte Bericht kann erst in drei bis vier Tagen vorliegen, Sie kennen ja die Spielregeln.«
      »Wir sollten uns beeilen. Zwei Tote sind schon zu viel, aber wenn weitere Morde geschehen, kann uns die Sache schnell über den Kopf wachsen. Sie wissen ja, dass der Alte Presserummel fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.«
      Struve zückte seinen Block, riss ein Blatt Papier ab und wandte sich Melanie Förster zu. »Gestern hat uns die Sekretärin von Dollinger den Tipp gegeben, uns mal um diesen Selldorf zu kümmern, offenbar ein Agent, der auf Nachlässe spezialisiert ist. Er hat ein Zimmer im Art­Hotel im Zentrum.«
      »Ich nehme ihn mir mal vor«, stimmte Melanie Förs­ ter zu. Durch

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