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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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heimzuzahlen. Ich hätte dich gleich kaltmachen sollen. Was du damals an der Grenze mit mir gemacht hast, war menschenverachtend.«
      »Haha, dass ich nicht lache! Du hast doch selbst immer gesagt, du knallst die verdammten Republik­ flüchtlinge ab; einen wie den anderen, ohne die Per­ son anzusehen.«
      »Vielleicht, ja – weil ich jung, weil ich dumm und naiv war und an das geglaubt habe, was ihr NVA­Idio­ ten und Parteibonzen uns Jungen eingebimst habt.«
      »Du weißt genau, dass ich im Knast gelandet wäre, wenn ich die Familie deiner Schwester damals, in der Nacht, durchgelassen hätte.«
      »Davon rede ich nicht, Dollinger, du hättest sie ja festnehmen können. Aber nein, du hast schießen las­ sen, egal ob auf Mann, Frau oder Kind. Du und der Scharf, ihr habt uns keine Wahl gelassen.«
      »Was konnte ich dafür, dass ausgerechnet deine Schwester und dein Schwager damals am Todesstrei­ fen auftauchten? Wir haben so oft darüber gesprochen. Es ist auch für mich unfassbar, glaub mir.«
      »Ja, ich habe es dir abgekauft. Irgendwie hab ich die Beruhigungspille geschluckt, die du mir gegeben hast. Aber in mir hat es weitergearbeitet. Und immer wieder taucht Kurts Bild vor mir auf. Der kleine, liebe Junge.« Schäufele entsicherte den Revolver.
      »Willst du mich jetzt umbringen? Dann kommst du nicht weiter. Auch mir hat die Sache mit Kurt wahn­ sinnig leidgetan. Wir waren doch Teil eines Apparates. Du verschlimmerst nur deine Lage, wenn du mich auch noch auf dem Gewissen hast.«
      »Red kein Blech. Ich hab den Scharf umgebracht, die alte Sau. Aber das wars mir wert. Hab lang genug war­ ten müssen, bis er hier herkam. Wenn sie mich schnap­ pen, sitze ich die Zeit ab, ist mir scheißegal!«
      »So billig kommst du nicht davon, wenn du mehr Leute umbringst. Die Scharf hast du doch auch auf dem Gewissen!«
      »Erika Scharf ist tot? Erzähl mir keine Geschich­ ten!«
      Dollinger tupfte sich mit seinem Taschentuch das Gesicht ab. »Natürlich. Und wer sonst sollte sie umge­ bracht haben, wenn nicht du?«
      »Das wüsste ich aber. Würde mich nicht wundern, wenn du sie umgelegt hast. Aber das weißt du besser als ich. Vielleicht hatte sie von deinen Spielchen an der Grenze damals erfahren.« Schäufele lachte höhnisch auf. »Aber wahrscheinlich tat der Scharf gut daran, ihr davon nichts zu erzählen. Würde mich nicht wundern, wenn du auf Nummer sicher gehen wolltest, für den Fall, dass sie von deiner Stasi­Vergangenheit gewusst hat.«
      »Du spinnst, ich begehe doch keinen Mord, für eine Sache, die völlig unklar ist. Außerdem gibt es Hunderte, wenn nicht Tausende ehemalige Stasi­Mitarbeiter, die nach der Wende wieder irgendeinen Job machen.«
      »Ja, vielleicht als Fensterputzer oder bei der Müll­ abfuhr – oder wieder als Ossi­Politiker bei den Lin­ ken«, konterte Schäufele. »Aber du bist hier im Wes­ ten ne ganz dicke Nummer. Erst in Berlin in der Ver­ tretung, dann in deinem Literaturtempel. Mir machst du nichts vor, Dollinger. Wahrscheinlich wolltest du mir den Mord an ihr auch noch in die Schuhe schie­ ben und hast sie in der Nacht auf Sonntag umgelegt, du Saukerl!«
      »Unsinn!«, zischte Dollinger.
      »Unsinn, Unsinn!«, äffte ihn Schäufele nach. »Ich habe lange genug auf den Moment warten müssen, mit dir abzurechnen. Los, zieh deine Jacke an und komm mit!«
      »Was hast du vor?«
      »Ich möchte, dass du mich über die Grenze bringst.«
      »Und dann?«
      »Dann lass ich dich vielleicht laufen, mal sehen, was du so drauf hast, wenn die Bullen unseren Wagen anhal­ ten.«
      »Wie stellst du dir das vor? Die suchen dich, bestimmt kontrollieren die überall.«
      »Das lass mal meine Sorge sein.«
      Sie hetzten zur Garage, holten den neuen Mercedes des Direktors heraus und stellten Schäufeles Jeep hin­ ein, damit niemand ihn sehen konnte.
      »Na, jetzt kannst du den Chauffeur spielen«, rief Schäufele Dollinger in geduckter Lage vom Rücksitz aus hämisch zu und wies ihn an, auf die Autobahn 81 zu fahren.
      Als sie den Bergkeltertunnel bei Murr passiert hat­ ten, zeigte Dollinger auf die Tanknadel. »Wir sollten Sprit nachfüllen.«
      »Okay, aber keine Mätzchen, sonst gibts Zunder.« Schäufele drückte ihm die Pistole in den Nacken. Dol­ linger bog ab und fuhr auf den Hof einer großen Tank­ stelle.
      Sie tankten und gingen zum Bezahlen in den Shop.
      Eine Zivilstreife hatte sich seitlich

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