Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
Vom Netzwerk:
Struve besprach mit ihm kurz die Fahndung, die in der ersten halben Stunde keinen Erfolg gebracht hatte.
      »Welches Motiv könnte dieser Schäufele gehabt haben?«, fragte Merkle, den Struve während seiner Aus­ bildung an der Polizeihochschule Villingen­Schwen­ ningen kennengelernt hatte. Sie teilten sich damals ein Zimmer und büffelten gemeinsam fürs Examen, das sie beide mit einer glatten Eins bestanden.
      »Wir tappen noch ziemlich im Dunkeln«, stöhnte Struve. »Aber immerhin haben wir mit Schäufele einen Tatverdächtigen. Durch unseren Besuch ist er offen­ sichtlich nervös geworden.«
      »Wir warten noch auf Informationen aus Stuttgart«, ergänzte Melanie Förster, »aber es scheint so, als ob Schäufele dick drinsitzt, sonst hätte er nicht die Gei­ sel genommen.«
      »Schon klar«, murmelte Merkle. »Aber warum sollte ein Bediensteter des Literaturarchivs einen Doppel­ mord auf dem Gewissen haben – das leuchtet mir noch nicht ein.«
      Luca Santos wippte ungeduldig mit den Füßen. »Na, Mann, ist doch klar: Der Typ ist aus dem Osten gekom­ men – irgendeinen Zusammenhang wirds da schon geben, wenn die Scharf und ihr Mann von dort sind.«
      Melanie Förster nickte zustimmend: »Sag ich doch. Wenn die Kollegen aus Berlin uns endlich die nötigen Infos geben würden, hätten wir das Ding schon in tro­ ckenen Tüchern.«
      »Na, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht«, bremste Peter Struve. »Vielleicht ist Schäufele auch nur der Handlanger von einem, der sich mit einem Mord die Hände nicht schmutzig machen wollte.«
      »Darüber wissen wir zu wenig, Peter«, bemerkte Karl Merkle, der sich nachdenklich seinen grauen Voll­ bart kraulte. »Außerdem, wer sollte dieser Mister X im Hintergrund sein? Schäufele macht nicht den Eindruck, als würde er auf Bestellung morden.«
      »Kann schon sein«, antwortete Struve. »Ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob Schäufele das Ding mit den Scharfs allein durchgezogen hat. Dieser Dollinger hat zumindest für den Mord an Erika Scharf kein Alibi. Ich wette, zwischen ihm und Schäufele gibt es eine Quer­ verbindung, von der wir noch nichts wissen.«
      »Ist es nicht seltsam, dass Schäufele schon fast
    20 Jahre in Marbach lebt und die Morde erst so spät ver­ übt hat?«, fragte Melanie Förster in die Runde. »Wenn er ein persönliches Motiv gegenüber den Scharfs gehabt hätte, dann hätte er sie schon viel früher umlegen kön­ nen – irgendwo, aber nicht hier, wo er lebt und schnell enttarnt werden kann.«
      »Hab mal gehört, dass manche Mörder die Auf­ merksamkeit regelrecht brauchen«, äußerte Luca San­ tos. »Soll was mit der Öffentlichkeit zu tun haben, die diese Täter bei der Suche nach Gerechtigkeit als Platt­ form für ihre Botschaft nutzen. Der Mord wird dem­ nach wie eine Art Schauprozess inszeniert.«
      »Na prima«, sagte Melanie Förster. »Womit wir wie­ der bei Wilhelm Tell und dem Apfel im Keller des Lite­ raturarchivs wären.«
      Plötzlich klingelte das Handy von Peter Struve. »Ah, Frau Weller, schön von Ihnen zu hören. Was gibts Neues?«
      Die Gesichtszüge des Kommissars entspannten sich während des Telefonats merklich.
      »Dieser Schäufele steht im Grundbuch der Gemeinde Aspach: Er hat in einem Ortsteil namens Altersberg ein Gartenhäusle.«
      »Tja, dann nix wie hin!«, rief Karl Merkle, der per Funk sämtliche Streifenwagen dorthin beorderte. »Wir wissen nicht, ob er da oben steckt oder schon längst über alle Berge ist. Beeilt euch, aber denkt daran: Der Täter ist bewaffnet und hat eine Geisel.«

    Inzwischen hatte Franz Schäufele erneut den Flugplatz in Völkleshofen erreicht und sich ans Steuer der Cessna gesetzt. Er drehte den Zündschlüssel um, aber nur das rote Licht flackerte auf, es zeigte die leere Tankfüllung an.
      »So ne Scheiße!«
      Er musste tanken. Aber den Sprit bekam er aus einer Zapfanlage, die am anderen Ende des Flugplatzes stand. Er schnappte sich einen 20 Liter Kanister und fuhr mit seinem Wagen dorthin.
      Ach, ist sie schon wieder leer?, fragte sich Anton Gürt­ ler, der aus dem Fenster des Vereinsheims blickte und kichernd den wutschnaubenden Schäufele beobachtete.
      Tja, mein Freund, hast halt auch mal Pech – aber so ist das eben: Wer selbst nie nachtankt, den erwischt es irgendwann auch einmal.

    Die ersten Streifenwagen trafen in Altersberg ein, wenig später kam Struve hinzu. Melanie Förster sollte in Mar­

Weitere Kostenlose Bücher