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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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los«, ordnete Struve an. »Wir dürfen auf keinen Fall Dollinger verlieren. Aber es müssen Zivilstreifen sein, Dollinger darf sich nicht beobachtet fühlen.«

    Eine Viertelstunde später fuhr Sven Dollinger in der Nähe von Hessigheim an den Neckar. Es war dunkel geworden, und er öffnete die Beifahrertür. Leblos fiel ihm der Körper entgegen. Er fing ihn auf, fasste ein Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Dollinger fühlte jedoch nichts, da drückte er Schäufeles Augenlider nach oben und leuchtete mit einer Taschenlampe die aus­ drucklosen Pupillen an.
      »Verdammt noch mal, der ist ja tot!«
      Dollinger überlegte. Ein Gefühl von Erleichterung
    breitete sich in ihm aus. Schäufele konnte nicht mehr reden, ihn nicht mehr bloßstellen und ihn auch nicht seiner Position berauben. Und waren die Handkan­ tenschläge nicht Notwehr? Schließlich war Schäu­ fele auf der Flucht gewesen, hatte ihn mit der Waffe bedroht. Das konnte nur Freispruch bedeuten. Gewiss, man würde ihn fragen, warum der Flüchtige ausge­ rechnet ihn aufgesucht hatte. Aber es konnte ihm nie­ mand nachweisen, dass er mit Schäufele kollaboriert hatte. Und die Morde, die hatte dieser Bastard allein auf dem Gewissen. Natürlich würde die Polizei eini­ ges über Schäufele herausfinden, aber das würde er in Ruhe auf sich zukommen lassen. Dollinger griff zum Handy und wählte die Nummer des Marbacher Poli­ zeireviers.
      »Polizei? Ich brauche Ihre Hilfe. In meinem Auto liegt ein Toter.«
      Wenig später näherte sich ein Polizeiwagen: Sven Dollinger stand im Scheinwerferlicht.

    1 4

    Ein guter Kaffee schmeckte anders. Utz Selldorf nahm an diesem Montagmorgen den Pappbecher und schüt­ tete ihn im Waschbecken der Zelle aus. Er hatte in der Nacht kaum ein Auge zubekommen, sie erschien ihm endlos. Immer wieder überlegte er, warum er hier ein­ saß und welchen Fehler er begangen haben konnte. Jemand hatte ihm die Tell­Handschrift untergescho­ ben und ihm die Polizei auf den Hals gehetzt. Jemand musste ihm eine Falle gestellt haben. Es konnte nur Gianna gewesen sein. Sie ließ ihn – das leuchtete ihm allmählich ein – ins offene Messer laufen. Steckte wahr­ scheinlich mit dem Bürgermeister unter einer Decke. Das hatte er nun von seiner Risikobereitschaft. Aber er würde es ihnen heimzahlen. Ungeduldig schob er das Frühstückstablett zur Seite.
      Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
      »Herr Selldorf, bitte kommen Sie mit zur Verneh­ mung.«
      Ein Vollzugsbeamter holte ihn ab. Wenig später saß er Peter Struve und Melanie Förster gegenüber. Struve eröffnete das Gespräch: »Wir haben eine gute Nach­ richt für Sie, Herr Selldorf.«
      »Ach ja, Sie sprechen sicherlich von der General­ amnestie für alle unschuldig Inhaftierten, die heute Morgen im Radio verkündet wurde.«
      Struve verstand die Ironie natürlich. »Im Radio kam nichts, aber sie liegen mit Ihrer Vermutung auch nicht gerade falsch – was Sie persönlich betrifft.«
      »Na, dann schießen Sie mal los, Herr Kommissar.«
      »Also, mein Bester, die gute Nachricht zuerst: Die vermeintliche Handschrift in Ihrem Koffer ist nur ein unbedeutender Nachdruck. Sie stammt zwar aus dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, aber angesichts des geringen Wertes können wir von einer strafrecht­ lichen Verfolgung absehen.«
      »Aha, warum nicht gleich so?«, fragte Selldorf.
      »Nun, wir mussten das Dokument prüfen lassen, es hätte ja durchaus das Original sein können, wie der Anrufer behauptet hat.«
      »Na, ich denke, da hat sich jemand einen üblen Scherz mit mir erlaubt.« Selldorf lehnte sich entspannt zurück
      »Durchaus möglich«, pflichtete ihm Struve bei. »Haben Sie Feinde in Marbach?«
      »Nein, ich kenne kaum jemanden in der Stadt.«
      »Wer könnte Ihnen denn das Schriftstück in den Kof­ fer gesteckt haben?«
      »Keine Ahnung.«
      Melanie Förster meldete sich zu Wort: »Wir haben auf Ihrem Handy mehrere Gespräche mit dem Park­ hotel auf der Schillerhöhe festgestellt.«
      »Ach so, ja, ich habe es ein paar Mal probiert, ich wollte Frau Scharf sprechen, Sie wissen ja, die Sache mit ihrem Nachlass, ich habe Ihnen ja bereits gestern alles dazu erzählt.«
      »Ja, das haben Sie«, bestätigte Melanie Förster, die im Zimmer auf und ab ging. »Was wir aber nicht ver­ stehen: Sie haben mit Erika Scharf zwei Mal telefoniert, aber im Hotel fünf Mal angerufen und zum Teil längere Telefonate

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