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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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der Tankstelle pos­ tiert. »Schau mal, Klaus«, sagte die junge Polizeiober­ meisterin Verena Michelfelder. Sie zeigte auf die beiden Männer, die fast wie siamesische Zwillinge auf den Shop zu trotteten. »Sieht irgendwie komisch aus.«
      »Stimmt, der eine könnte eine Waffe in der Jacke haben. Der treibt den vorne vor sich her. Ich mache Meldung und geb mal die Nummer in Auftrag.« Er wies die Zentrale in Marbach an, den Fahrzeughalter herauszufinden.
      Nach einer Minute wussten sie, dass es der Direktor des Deutschen Literaturarchivs war. »Sag mal, da läuft doch die Fahndung nach dem Typ von der Schiller­ höhe!«, rief Verena Michelfelder. »Das ist er doch.«
      »Könnte hinhauen, vielleicht ist es einer von den bei­ den«, sagte ihr Kollege. Sie informierten die Zentrale und forderten Verstärkung an.
      Dollinger hatte bezahlt. Er nahm am Steuer Platz und fuhr auf die Autobahn. Schäufele setzte sich neben ihn.
      »Na los, fahr schon«, sagte er im gepresstem Ton. In der linken Hand hielt er einen Becher Kaffee, in der anderen die Waffe.
      Die Ampel sprang auf Gelb. Dollinger fuhr schnell an. Er wusste, dass sein Entführer nicht angeschnallt war. Vor der Ampel bremste er voll, Schäufeles Ober­ körper kippte nach vorne, der heiße Kaffee floss auf seine Hand.
      »Ahhhh.«
      Dollinger schlug mit seinem rechten Arm auf die andere Hand, in der Schäufele die Waffe hielt. Der Revolver schlug dumpf auf dem Boden auf. Ein weite­ rer Handkantenschlag, diesmal an den Hals. Dollinger war wieder Herr der Lage. Kräftig schlug er noch einige Male zu, er musste seine Wut jetzt rauslassen. Auch wollte er auf Nummer sicher gehen, dass die Betäubung Schäufeles anhielt. Zufrieden beobachtete er, wie sein Mitfahrer bewusstlos zusammensackte. Schon lange hatte er daran gedacht, Schäufele irgendwann loszu­ werden. Jetzt bot sich ihm eine gute Gelegenheit.

    Dollinger bemerkte nicht, dass er verfolgt wurde. Er überlegte, was er mit Schäufele anstellen sollte. Es musste wie ein Unfall aussehen. Ihm fiel der Neckar in Hessigheim ein. Eine ruhige Gegend. Dort war er schon oft bei den Felsengärten spazieren gegangen. An dem Flussufer im Tal führte eine kleine Straße vorbei. Er musste eine günstige Gelegenheit abwarten, dann würde er den Wagen samt Schäufele im Fluss versenken. Er konnte seinen Gefangenen natürlich auch bei der Polizei abliefern. Freilich würde Schäufele auspacken, und seine Karriere wäre beendet. Aber war nicht alles schon verjährt? Auf jeden Fall würde er seinen Stuhl auf der Schillerhöhe räumen müssen. Er war zwar Pragma­ tiker und gewohnt, auf die Füße zu fallen, aber irgend­ wie hatte er den Betrieb auf dem Literatenhügel auch lieb gewonnen. Was sollte er nach seinem Rausschmiss tun? Er war Anfang 60, da würde er nichts Vergleichba­ res mehr finden. Die Gedanken sprangen wild umher, trieben ihm die Schweißperlen auf die Stirn. Neben ihm lag der Mann regungslos auf dem Beifahrersitz.
      Dollinger fuhr über Pleidelsheim in Richtung Mun­ delsheim.
      Die beiden Polizisten Verena Michelfelder und Klaus Weber folgten ihm unauffällig.
      »Sag mal, der Schäufele ist nach hinten weggekippt«, stutzte die Michelfelder.
      »Ja, sieht so aus, als ob die eine kleine Meinungsver­ schiedenheit gehabt haben«, antwortete Weber.
      »Die Vollbremsung war jedenfalls nicht von Pappe. Und die Handkantenschläge würde ich mir auch nicht unbedingt einfangen wollen.«
      »Wir müssen dranbleiben, ich sag im Revier Bescheid.«
      Die beiden Polizisten meldeten ihre Beobachtun­ gen dem Marbacher Revier. Dort hatten sich Struve, Förster, Santos und Merkle vor der Funkzentrale ein­ gefunden.
      »Dollinger hat Schäufele überwältigt. Und die fahren in Richtung Mundelsheim? Seltsam«, staunte Merkle.
      »Es scheint so, als ob Dollinger ihn abservieren will«, vermutete Peter Struve. »Die Sache gefällt mir ganz und gar nicht.«
      »Sie meinen, die beiden stecken unter einer Decke, und Dollinger muss ihn zum Schweigen bringen?«, fragte Melanie Förster.
      »Vielleicht liefert uns Dollinger den Schäufele ja auch hier ab und ist morgen der gefeierte Held – dann wäre die Geschichte doch rund für Sie, Herr Santos?«, sagte Merkle zum Journalisten.
      »Rund wird sie erst, wenn Schäufele hinter Schloss und Riegel sitzt«, antwortete Santos, der aber in der Tat schon an der Überschrift bastelte.
      »Schicken Sie noch mehr Wagen

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