Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Umhang vom Haken an der Tür und legte ihn um meine Schultern. Leider hatte ich den Kakao nicht bekommen und bemerkte erst jetzt, dass ich mir wenigstens eine heiße Milch mit Honig aus der Küche hätte mitnehmen können.
„Warum handelst du eigentlich nicht mit Kakao?“, fragte ich Jack, der die Schüssel mit dem Brei auf den kleinen Tisch abgestellt hatte, als wolle er ihn für später aufheben.
„Damit du deine Schokolade bekommst, werde ich natürlich sofort damit anfangen, Engelchen“, sagte er, packte mich unvermittelt und wirbelte mich im Zimmer herum.
Mein Umhang flog quer durch den Raum. Ich schrie auf, bedachte ihn mit einigen passenden Bemerkungen über seinen Geisteszustand und schloss die Augen, um das Schwindelgefühl ertragen zu können. Endlich stoppte er und küsste mich ausgiebig. Mir war schwindelig und heiß geworden, doch sein Kuss zentrierte mich, führte meine Konzentration auf einen einzigen Punkt zurück, und der Schwindel ließ nach.
„Du bist ja eifersüchtig, Engelchen.“
Er grinste überlegen. Ich machte ein genervtes Gesicht.
„Wenn du so offensichtlich herumflirtest?“
„Ich habe die Kleine nur nett angelächelt, sie hat mit mir geflirtet“, verteidigte er sich. Ich bemerkte einen leicht aggressiven Unterton.
Sein Griff um meine Taille wurde lockerer, und er blinzelte angriffslustig. Leicht könnte die Situation zu einem handfesten Streit ausarten, doch ich sah keine Veranlassung dazu und wollte es nicht so weit kommen lassen. Ich bemühte mich daher, den vorwurfsvollen Ton aus meiner Stimme zu nehmen.
„Ich weiß, aber ich wollte ihr ein für alle Mal zeigen, dass du mir gehörst.“
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte meine Lippen auf die seinen. Er gab einen erstickten Laut von sich und begann, mein Korsett aufzuschnüren. Blitzschnell hatte er meine rechte Schulter freigelegt, um daran zu knabbern. Es kostete mich einige Überwindung, aber es gelang mir, ihn sanft von mir zu stoßen.
„Wie viele Arme hast du eigentlich? Bitte, nicht jetzt, Jack. Es dauert Stunden, bis ich das Ding wieder zu habe. Lass uns lieber nachsehen, ob die anderen immer noch von Männern reden, und ein bisschen bei ihnen bleiben, ja?“
Er nickte bedauernd, ich knotete das Korsett wieder zu und zog das Kleid über die Schulter. Jack sah mir dabei zu.
„Du bist eine erstaunliche Frau, Isabel.“
Das verblüffte mich.
„Jede andere hätte mir eine Szene gemacht. Du nicht, du bist anders. Du hättest es nicht einmal erwähnt. Du vertraust mir wirklich, und dafür liebe ich dich.“
Ich fiel ihm um den Hals, Tränen der Rührung in den Augen. Er sprach über seine Gefühle, und das berührte mich jedes Mal. Er drückte mich fest an sich, beinahe verzweifelt, und ich spürte eine starke Verbindung zwischen uns, die sich wie ein Band anfühlte, das uns in der Körpermitte zusammenhielt.
„Ich liebe dich auch“, sagte ich.
Seine Hände glitten erst über meinen Rücken, zerwühlten dann mein Haar, und unser beider Atem beschleunigte sich. Unter Aufbringung all unserer Willenskraft lösten wir uns voneinander. Jack seufzte tief. Die Breischüssel in der Hand, folgte er mir wie ein treuer Hund nach oben.
Schon im Flur hörten wir Barbaras engagierte Stimme. Sie war in ihrem Element, endlich durfte sie loslegen. Sie weihte die ahnungslose Anna in die Geheimnisse des in ihr entstehenden neuen Lebens ein. Fasziniert hörte Anna, in welchem Entwicklungsstadium ihr Kind wann sein würde und wie man eine schmerzreduzierte Geburt erreichen konnte.
Jack nahm mich bei diesen Worten sanft in den Arm, und ich fühlte, dass er irgendwann einmal ein einfühlsamer, rücksichtsvoller Vater sein würde. Auch er hatte vieles, das Barbara erklärte, nicht gewusst und nahm interessiert an dem Gespräch teil. Er hatte Anna vorher taktvoll um Erlaubnis gebeten. Sie fand es zuerst peinlich, dass ein Mann über diese Dinge Bescheid wusste, doch wir erklärten ihr, dass auch dies zu den Dingen gehörte, die sich in der Zukunft ändern würden, und sie akzeptierte es, als wolle sie nicht altmodisch wirken.
Wir erzählten ihr von Männern, die zu Hause blieben, während die Frauen Karriere machten und dass sie sich in Tragetüchern ihre Säuglinge umbanden und mit ihnen zum Einkaufen gingen.
„Eine seltsame Welt, aus der ihr kommt. Es ist alles so einfach und so freizügig. Doch die Männer erscheinen mir nicht mehr so männlich. Wie vereinbart ihr das mit den Regeln der Kirche? Ist es
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