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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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zwei Wochen wurde die Stadt über den Fluss mit lebenswichtigen Waren versorgt. Zwischen Mainz und Frankfurt verkehrte regelmäßig ein Marktschiff. Inzwischen war der Main jedoch eine geschlossene Eisdecke.
    Der eisige Wind kroch unter meinen Umhang, blies mir ins Gesicht und machte meine Wangen gefühllos. Wir begegneten keinem anderen Spaziergänger. Bei diesem Wetter jagten die Frankfurter nicht einmal ihren Hund vor die Tür.
    „Ich vermisse meine Daunenjacke und meine Schneeboots“, presste ich durch meine klappernden Zähne.
    Jacks Ohren und seine Nasenspitze hatten sich vor Kälte rot gefärbt, doch es schien ihm nichts auszumachen.
    „Sieh mal, die Berge dahinten“, rief er, und deutete in die Ferne, wo sich sanft ansteigend die schneebedeckte Hügelkette des angrenzenden Mittelgebirges erstreckte.
    „Das ist der Taunus“, sagte ich.
    „Ich bin ein begeisterter Skifahrer. Vielleicht kann ich mir ein paar Skier basteln und ein bisschen fahren gehen?"
    Er strahlte mich an, doch ich war nicht begeistert, obwohl es durchaus möglich war, dass die Menschen zu dieser Zeit Skifahren bereits kannten. Aber wahrscheinlich nicht in dieser Gegend, sondern eher in den Alpenländern.
    „Bitte nicht. Sie würden dich wahrscheinlich für einen Sonderling halten. Ich finde, wir sollten weiterhin nichts Auffälliges tun.“
    Er machte ein enttäuschtes Gesicht.
    „Du hast recht. Es ist aber auch zu schade, dass man mit allem, was Spaß macht, auffällt in diesem blöden Jahrhundert.“
    Er trat heftig gegen eine Schneewehe, eine Wolke weißen Puders stob auf und legte sich dann wie ein Schleier auf seine Schuhe und seinen Umhang. Wir gingen mit beschleunigten Schritten zurück, da der graublaue Himmel mit neuen Schneemassen drohte und der Wind immer heftiger blies. Auf dem Rückweg unterhielten wir darüber, wie gut Anna das Unglaubliche aufgenommen hatte. Zwar hatte sie zwischendurch immer wieder zweifelnd ausgesehen, doch unsere Beweise waren einfach zu fantastisch, um sie zu ignorieren. Es schien, als wäre für sie das Wichtigste gewesen, endlich unser Geheimnis zu kennen, ganz egal wie unglaublich es war.
    Erschöpft und gleichzeitig klar im Kopf kamen wir nach Hause.
    Meine Füße fühlten sich an, als wären sie bereits verstorben. Das, was man hier für Winterschuhe hielt, war nach wenigen Metern Wanderung durchweicht und hing nun schwer an meinen klammen Füßen. Wir klopften uns gegenseitig den Pulverschnee von den Umhängen, und ich stellte lachend fest, dass wir es innerhalb einer Stunde geschafft hatten, um ganz Frankfurt herumzulaufen.
    Anna saß mit den anderen im Wohnzimmer und lauschte noch immer den Geschichten aus der Zukunft. Die anderen hatten inzwischen mehr über ihre Berufe und ihren Beziehungen erzählt. Die sexuelle Offenheit zwischen den Geschlechtern hatte Anna zunächst schockiert, doch nun konnte sie besser verstehen, warum Jack und ich es nicht länger in getrennten Zimmern ausgehalten hatten. Anna wollte alles über die Männer unserer Zeit und ihre Einstellung zu Frauen wissen.
    Jack hörte grinsend zu, während wir uns der klammen Umhänge entledigten. Ich schlug fröstelnd die Hände gegeneinander und hauchte sie warm. Dann trat ich vor den Kamin und hielt meine klammen Füße nahe ans Feuer. Lebensspendende Wärme kroch meine Beine hoch und meine Zehen begannen zu kribbeln, was den anfänglichen Verdacht eines schweren Frostschadens zerstreute.
    Karin erklärte soeben, warum viele Männer Probleme damit hatten, wenn ihre Frau erfolgreicher war als sie selbst. Wir setzten uns dazu, und ich erwartete jeden Moment ein Veto von Jack, doch er blieb stumm. Mit einem Lächeln im Gesicht ließ er alle Beschuldigungen über die Unzulänglichkeiten der Männer über sich ergehen. Sie behaupteten, Männer seien oft unsensibel und gefühllos in Herzensdingen, was ich von Jack nun wirklich nicht sagen konnte. Ich stieß ihm auffordernd in die Seite.
    „Was denn? Wenn ich jetzt etwas sage, dann werden sie mich wie Wölfe in Stücke reißen.“
    Sie hielten einen Moment inne und prusteten dann vor lachen.
    „Das ist sehr vernünftig von dir, Jack“, sagte Anna. „Ich muss euch aber sagen, nach eurer Beschreibung werden sich die Männer in den nächsten 190 Jahren nicht wesentlich verändern.“
    Das war ein Brüller. Sie schlugen sich begeistert auf die Schenkel. Ich flüsterte in Jacks Ohr. „Komm, wir gehen in die Küche. Vielleicht finden wir etwas Leckeres, ich hätte jetzt Lust auf eine

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