Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
Vom Netzwerk:
leise, aber laut genug für mich.
    Ich schrie auf und wollte mich von Anette losreißen, doch sie hielt mich unerbittlich von ihm fern, und dafür hätte ich ihr am liebsten eine Reihe unfeiner Worte an den Kopf geworfen.
    „Was ist bloß mit ihm passiert?“, fragte Anette.
    „Was hat er zuletzt gegessen?“, fragte Barbara, die als Einzige kühl und sachlich blieb.
    „Was hat das denn damit zu tun?“, rief ich ungehalten. „So etwas ist doch keine Magenverstimmung!“
    „Einen Frischkornbrei“, sagte Karin.
    Ich starrte sie an. War ich plötzlich unsichtbar?
    „Er hat keinen Herzinfarkt“, sagte Barbara. Es klang zumindest so, als ob sie sich ganz sicher war.
    „Das ist ein kompletter Kreislaufzusammenbruch. Aber durch was wurde er ausgelöst? Ein kräftiger Kerl wie Jack fällt nicht einfach um.“
    „Vielleicht war der Brei nicht mehr gut. Vergoren oder so etwas“, vermutete ich und schöpfte etwas Hoffnung aus Barbaras Diagnose.
    „Genau, aber nicht vergoren. Diese Symptome, blasse Haut, Herzrasen, gefühllos wirkende Gliedmaßen ...“, sagte sie und wirkte wie ein Detektiv auf heißer Spur.
    „Verdammt! Es war vielleicht ein Mutterkorn drin“, schloss sie und schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel, so als nähme sie es sich übel, dass es ihr nicht gleich eingefallen war.
    „Mutterkorn?“, wiederholte ich entgeistert.
    „Wenn ein Mutterkorn in den Brei geraten ist, dann hat Jack eine Vergiftung. Und zwar mit einer Überdosis Mutterkornalkaloide“, erklärte Barbara.
    „Was ist denn das?“, fragte ich.
    „Bei uns ein Bestandteil von Migränepräparaten, hier leider pures Gift. Er könnte daran sterben.“
    „Sterben? An einem kleinen Korn?“ Ich fasste es nicht.
    „Ein kleines schwarzes Korn, ja. Der Kreislauf bricht zusammen, und das Herz flimmert“, sagte Barbara und warf Jack einen besorgten Blick zu.
    „Hast du das nicht gewusst? Was für eine Schlamperei herrscht in deiner Küche?“, fuhr ich Anna an.
    Meine Angst paarte sich mit der aufkommenden Wut. Sie stand zittrig da und starrte auf Jack.
    „Ich weiß nicht ... das ist doch nicht möglich. Alle kennen die Gefahr der schwarzen Körner“, sagte sie, und ihr Blick sagte mir, dass sie Jack wenig Hoffnung gab. Sie drehte sich abrupt um und lief hinaus. Entsetzt starrte ich ihr nach.
    „Wir müssen ihn zum Erbrechen bringen, falls das Gift nicht selbst dafür sorgt“, meinte Barbara.
    „In diesem Zustand? Da flimmert das Herz doch noch mehr!“, rief ich besorgt.
    „Möglich, aber das Gift muss raus“, sagte Barbara bestimmt.
    Ich gab mich geschlagen. Irgendetwas mussten wir schließlich tun. Barbara lief zu ihrer Hausapotheke und kam zwei Minuten später mit einem Mittel wieder.
    „Was ist das?“, fragte ich.
    „Radix Ipecachuana“, sagte sie.
    „Aha.“
    „Brechwurz“, sagte Barbara trocken.
    Als hätte Jack sie gehört, lief in diesem Moment ein Zittern durch seinen Körper, er bäumte sich auf, und schneller, als wir reagieren konnten, erbrach er sich. Der unverdaute Körnerbrei lief ihm über die Brust und stank erbärmlich. Schnell warf ich ihm das nächstbeste Tuch über und entfernte die Bescherung. Karin half mir dabei und versorgte mich mit frischen Tüchern, die sie von irgendwoher holte. Jack lag da wie erschossen, und seine Haut hatte eine eigenartig fahle Farbe.
    „Das war nicht genug. Ich gebe ihm das Brechmittel trotzdem, damit so viel wie möglich von dem Gift herauskommt.“
    Barbara goss den Sud in einen kleinen Zinnbecher, stützte Jacks Kopf und flößte es ihm vorsichtig ein. Das Mittel rann ihm aus dem Mundwinkel, und Barbara hielt ihm die Nase zu, damit er es schluckte. Ich zerfloss in Mitleid. Was tat sie ihm nur an? Wir zogen ihn in eine sitzende Position, was Schwerstarbeit bedeutete, und ich klemmte mich hinter seinen Rücken, zwischen ihn und das Kopfteil des Bettes. Schwer atmend befand ich mich endlich in der richtigen Position. Niemals hätte ich Jack für so schwer gehalten. Die Arme um ihn geschlungen, wartete ich ein paar Minuten nervös, und dann spürte ich, wie sich sein Oberkörper unter meinen Händen verkrampfte. Wellenartig gingen kleine Erschütterungen durch seinen Körper. Anette hielt ihm eine Schüssel unters Kinn, und Karin stand mit den Tüchern bereit. Barbara überwachte seinen Puls, ich stützte seinen Kopf.
    Würgend erbrach er sich, und Anette hatte Mühe, schnell genug die Schüssel zu leeren und sie ihm erneut unterzuhalten. Es ging einiges

Weitere Kostenlose Bücher