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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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entschieden. Oh Gott, warum musste es ausgerechnet ihn treffen? Andererseits hatte er von uns allen den kräftigsten Körper und somit die größten Überlebenschancen. Falls er es überhaupt überlebte, was zu meinem Entsetzen noch nicht ganz feststand. Die Vorstellung, Anna und das Baby wären vergiftet worden, war allerdings auch nicht leichter zu ertragen.
    „Also verzeihst du mir?“, fragte ich unter Tränen.
    „Natürlich meine Liebe. Aber beantworte mir bitte eine Frage. Hätte man ihm in deiner Zeit helfen können? Könnte man verhindern, dass er stirbt?“
    Ich biss mir auf die Unterlippe und sah auf meine Füße. Eine Träne rollte aus meinem Auge, tropfte auf den Fußboden, und mir war, als könne man den Aufprall hören. Anna stellte diese Frage nicht zufällig, ich spürte, was sie damit ausdrücken wollte. Ich würde diese Zeit, die Zeit, in der sie lebte, für immer verfluchen, wenn Jack etwas passieren würde, was man in der Zukunft hätte verhindern können. Und dennoch musste ich ihr die Wahrheit sagen. Ich sah ihr in die Augen und nickte langsam.
    „Oh mein Gott“, flüsterte sie und nahm mich in die Arme. Sie klopfte mir wie einem Kind sanft auf den Rücken, als ich mich heftig an ihrer Schulter ausweinte, und ich fühlte mich bei ihr geborgen und getröstet, als wäre sie meine Mutter.
     
    Als ich am Abend vom Essen kam, lag Jack noch so da, wie ich ihn verlassen hatte. Ich sprach ihn an, und er antwortete mit einem Brummton. Ich gab etwas Medizin auf den Löffel, hob seinen Kopf an und setzte den Löffel an seinen Mund.
    „Willst du mich umbringen?“, murmelte er in seiner Muttersprache und drehte angewidert den Kopf zur Seite. Ein Teil der Medizin lief ihm übers Gesicht und rann auf das Kopfkissen.
    „Verdammt, Jack! Das ist etwas für deinen Magen und um dein Herz zu beruhigen. Bitte!“
    Er bewegte verneinend den Kopf, und ich musste mich geschlagen geben. Sturer Kerl! Ich fühlte seine Stirn und stellte einen Temperaturanstieg fest. Oh Gott, auch noch Fieber. Ich zog mich um, löschte die Kerzen bis auf zwei und legte mich neben ihn. Jack tastete nach meiner Hand. Ich ergriff die seine mit beiden Händen und streichelte sanft über seinen Handrücken. Er fühlte sich beunruhigend heiß an.
    „Ich kümmere mich um dich, Jack“, sagte ich leise. „Versuche zu schlafen.“
    Er drückte meine Hand, und ich kuschelte mich in die Mulde in meiner Matratze und schlief irgendwann ein. Mitten in der Nacht erwachte ich. Jack hatte sich wohl bewegt. Doch er lag ruhig neben mir. Ich prüfte seine Temperatur und fuhr zusammen. Hatte er vorher innerlich geglüht, so war er jetzt kurz vorm Explodieren.
    Ich griff nach seinem Arm und suchte den Puls, aber ich konnte ihn nicht finden. Sacht legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Sein Herz schlug leise und sehr unregelmäßig. Panik überrollte mich.
    Ich hastete aus dem Bett, flog die Treppe hinauf und weckte Barbara.
    Alarmiert sprang sie aus dem Bett und folgte mir ohne Rücksicht auf Anstandsregeln oder Kälte nur mit dem Nachthemd bekleidet. Sie machte an Jack professionell die notwendigen Handgriffe und überlegte.
    „Das sieht schlimm aus, Isabel. Ich kann mir nicht vorstellen, warum das Fieber so hoch ist. Aber wie auch immer, wir müssen es runter bekommen.“
    „Kannst du ihm nichts geben?“, fragte ich verzweifelt.
    „Nichts, das etwas nützen würde. Wir brauchen stärkere Mittel. Aber dafür ist er ungefähr hundert Jahre zu früh dran.“
    Sie schickte mich mit einer Schüssel hinaus, um Schnee zu holen. Tränen liefen über mein Gesicht und tropften in den Schnee, als ich im Hof bei eisigem Wind Schnee in die große Schüssel schöpfte. Meine Finger wurden gefühllos, doch ich merkte es kaum. Ich wünschte in diesem Augenblick, ich könnte komplett gefühllos werden.
    Zitternd ging ich wieder ins Haus, wo Barbara Jack kalte Waden- und Stirnwickel machte. Ich schaute ihr genau dabei zu.
    „Danke, Barbara, du kannst wieder schlafen gehen, glaube ich. Ich werde die Tücher regelmäßig erneuern.“
    „Wirklich? Aber wenn du Hilfe brauchst, rufst du mich, ja? Und wenn du merkst, dass er friert, musst du aufhören“, warnte sie mich.
    Ich versicherte ihr aufzupassen, und sie ging. Daraufhin legte ich mich wieder neben Jack. Mit Hilfe seiner Uhr überprüfte ich, wie lange die Tücher kalt blieben. Geschockt stellte ich fest, dass ich sie alle fünfzehn Minuten erneuern musste.
    Gegen fünf Uhr morgens hatte sich der Abstand auf

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