Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
sprang dem Mann direkt ins Kreuz. Der schrie auf, fiel vorn über auf die Straße, und der Gegenstand fiel ihm aus der Hand. Der schwarze Kasten.
Der andere Mann hechtete weiter, ohne Rücksicht auf seinen Kumpanen. Jack sprang auf und brachte als Erstes den Kasten an sich. Dann stellte er sich über den stöhnenden Kerl, beugte sich herab und hielt ihm das Messer an die Halsschlagader. Der Mann hielt still und glotzte Jack mit verdrehtem Nacken entsetzt an.
„Hast du noch etwas anderes gestohlen?“, fragte Jack scharf.
Der Mann stöhnte und versuchte den Kopf zu bewegen. Er ließ es schnell bleiben, als das Messer seine Haut anritzte.
„Nein!“
„Wer hat euch reingelassen?“
Jacks Stimme bebte vor Wut. Er stellte den Kasten neben seinen Fuß, riss den Kopf des Mannes an den Haaren nach hinten, ihm das scharfe Messer an die Kehle haltend.
„Rede!“
Ein tiefer Donner hallte durch die Nacht, als wolle der Himmel seinen Befehl bekräftigen. Der Kerl atmete heftig, schwieg jedoch beharrlich. Jack gab einen leichten Druck auf das Messer, und Blut rann am Hals des Mistkerls herunter.
„Halt, nein, nein, ich sage es ja“, rief der Dieb und begann wie verrückt mit den Beinen zu strampeln.
Doch Jack ließ das Messer dort, wo es war, und sah ungerührt zu, wie das Blut auf die Straße tropfte, wo es sich mit dem abfließenden Regenwasser vermischte und davon gespült wurde. Das letzte Mal, als er diesen Kerl getroffen hatte, wäre es um ein Haar Isabels Blut gewesen. Kalte Wut raubte ihm schier den Atem.
„Ich warte!“
„Lisa“, stammelte er hervor.
Jack fuhr zusammen. Lisa?
„Warum hat sie das getan? Wolltest du die Beute mit ihr teilen? Sprich, Mann“, sagte er und riss zur Bekräftigung noch einmal an den Haaren des Mannes.
„Nein! Ich schwöre es! Sie hat nur aufgemacht. Sie sagte, es würde sich lohnen“, jammerte der Kerl.
Elender Feigling. Jack hasste Verräter.
„Solltet ihr Kerle mich oder meine Familie noch einmal belästigen, dann werde ich euch töten“, sagte Jack gefährlich leise.
Der Mann zitterte und deutete ein Nicken an, doch Jack nahm das Messer nicht weg.
„Ist das klar?“
Er verspürte eine tödliche Wut und hätte dem Kerl am liebsten sofort das Ende bereitet. Er dachte daran, was hätte passieren können, wäre Isabel dem Mann in ihrem Zimmer in die Arme gelaufen, was sein Blut zum Kochen brachte. Doch sein Verstand war glasklar und sich der möglichen Konsequenzen bewusst. Selbst in diesem Jahrhundert wäre es Mord gewesen, und man würde ihn dafür hängen.
„Ja, ja, völlig klar“, jammerte der Kerl.
Mit einem Ruck ließ er den Mann los, der unverständliches Zeug murmelte und stolpernd davoneilte.
Jack hob den Kasten auf, lehnte sich an eine Hauswand und atmete tief durch. Es war alles noch drin, dem Himmel sei Dank! Mistkerle! Da liefen sie hin, um den nächsten Einbruch zu planen. Blitze zuckten auf, und Donnergrollen übertönte das Geräusch des niederklatschenden Regens. Jack machte sich erschöpft auf den Heimweg, ohne zu registrieren, dass der Wind ihm den Regen in die brennenden Augen trieb und Haarsträhnen zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen knirschten.
*
Schon von weitem sah ich ihn kommen und lief ihm entgegen. Er hatte ihn, mein Gott, er hatte den Kristall wieder! Etwas, von dem ich vermutete, es sei der schwarze Kasten, beulte seinen Umhang aus. Ich hüpfte um ihn herum wie ein Kind und stellte aufgeregt Fragen.
„Ich erzähl ja gleich alles, aber lass uns erst mal reingehen, sonst erfriere ich.“
Ich holte ein großes Tuch, nahm ihm den nassen Umhang von den Schultern und rubbelte seinen Rücken trocken, während er nüchtern und ohne Stolz erzählte, wie er mit den beiden fertig geworden war. Es ärgerte ihn bis aufs Blut, dass er den Kerl hatte laufen lassen müssen, denn hätten wir ihn der Polizei übergeben, würde die sich auch für das Diebesgut interessieren, was wir unbedingt vermeiden wollten.
Wir versteckten den schwarzen Kasten unter unserem Bett. Jack zog die nasse Hose aus, stieg ins Bett und kuschelte sich bibbernd unter unsere beiden Decken.
„Und ich?“, sagte ich und verzog demonstrativ den Mund.
Es donnerte wieder, und Blitze erhellten das Zimmer. Instinktiv zog ich den Kopf ein.
„Komm her, Engelchen. Wärme mich endlich“, sagte Jack mit klappernden Zähnen.
Ich krabbelte unter die Decken und schmiegte mich an ihn. Mir verschlug es den Atem, so kalt war sein Körper. Es dauerte keine
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