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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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einen Moment.
    „Aber wozu sollte ich das getan haben?“, fragte sie berechtigterweise.
    „Das klingt jetzt verrückt, aber du musst mir einfach glauben. Du hast ihn vererbt ... weil ich es dir eben gesagt habe“, schloss ich und musste überlegen, ob das wirklich logisch war.
    Anscheinend hätte sie es von allein nicht getan, denn einen Ring mit einem heidnischen Muster hätte sie niemals weitervererbt. Demnach hatte ich den Schmuck nur geerbt und mir somit die Zeitreise ermöglicht, weil ich soeben selbst dafür gesorgt hatte.
    Der Kreis war geschlossen.
    Hatte Matu sich das alles allein ausgedacht? Er musste ein Meister der Logik sein. Anna blickte mich nur verständnislos an, und ich versuchte mein Bestes, es ihr begreiflich zu machen.
    „Woher wir das alles inzwischen wissen, können wir dir leider nicht sagen. Dann würdest du noch weniger verstehen, fürchte ich. Wir wissen jetzt nämlich, dass du den Ring und den dazugehörigen Anhänger unbedingt an deine Tochter vererben musst, mit dem Hinweis, dass sie ihn an ihre Tochter weitergeben soll und so weiter. Nur so kann er dann im Jahr 1980 von mir in den Stein gesteckt werden, und ich kann die Zeitreise machen. Und es muss dir egal sein, ob er hässlich ist. Glaube mir, eines Tages kommt er groß in Mode.“
    Ich lachte, und Anna nickte, als hätte sie mich verstanden. Ich betete zu Gott, dass sie es wirklich tat. Wir umarmten uns, und ich fing im selben Moment zu sprechen an wie sie.
    „Ich werde eine gute Freundin verlieren ...“
    Wir lachten erneut, und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
    „Nein“, sagte ich, um eine feste Stimme bemüht. „Wir können uns gar nicht mehr verlieren. Ich werde dich nie vergessen. Ich stamme von dir ab, vergiss das nicht. Ohne dich würde es die anderen Isabels und mich nicht geben.“
    Sie blickte mich verwundert an, als könne sie die Tragweite meiner Worte noch nicht realisieren.
    „Das ist wirklich unbegreiflich für mich, fürchte ich. Ich sehe mein Kind an und weiß dabei, dass eines Tages du aus ihm hervorgehen wirst. Durch ihre Existenz. Das ist fantastisch! Aber wozu? Ich fürchte, ich verstehe noch immer nicht, wozu du in die Vergangenheit gehen musstest“, sagte sie und runzelte die Stirn.
    Die Standuhr in der Ecke tickte, und mein rechtes Bein begann einzuschlafen. Wie sollte ich das bloß wieder erklären? Ich klemmte mir eine Haarsträhne hinters Ohr und unterdrückte den Impuls, wegzulaufen und jemand anderem die Erklärungen zu überlassen.
    „Die genauen Gründe kennt nur Gott allein, doch wir haben den Auftrag, den Kristall zu zerstören. Aber nicht hier, sondern im Jahr 1980, sonst könnten wir ja nicht mehr nach Hause zurückkehren. Scheinbar wird er sonst in falsche Hände geraten, und das sollen wir verhindern. Jemand könnte immerhin versuchen, mit Hilfe einer Zeitreise den geschichtlichen Ablauf der Welt zu verändern.“
    Anna sah mich mit großen Augen an.
    „Ihr seid von Gott damit beauftragt worden?“, flüsterte sie.
    „Na ja, nicht von ihm persönlich ...“, sagte ich, doch sie hörte mir bereits nicht mehr zu.
    Sie faltete die Hände und betete ehrfürchtig.
    „Oh Herr, ich danke Dir, Du hast meine Enkelin aus der Zukunft zu mir gesandt, damit sie ihren heiligen Auftrag in Deinem Namen erfüllen kann. Es ist ein Wunder! Wir sind gesegnet! Oh Herr, ich danke Dir.“ Sie setzte sich auf, nahm mich stürmisch in die Arme und lachte vor Glück.
    „Anna, du darfst nie darüber mit einem Menschen reden“, sagte ich eindringlich und sah mich im Geiste in einem wehenden weißen Kleid den Flammentod sterben.
    „Niemals! Ich würde niemals den Plan Gottes verraten. Er hat mich gesegnet. Er segnete mich als Mutter, indem er mir die Sicherheit gab, dass mein Kind überleben wird, erwachsen sein und eigene Kinder haben wird. Ich bin dir ja so dankbar“, rief sie erfreut.
    Ich atmete erleichtert auf. Ihre Sichtweise war durchaus logisch. Ein Kind in dieser Zeit aufzuziehen war ein Risiko, die Kindersterblichkeit war hoch. Aber sie brauchte sich von nun an keine Sorgen mehr zu machen. Keine Seuche, keine Lungenentzündung würde das Kind töten. Dafür garantierte meine Existenz.
    Das war wirklich eine Gnade Gottes, denn welche Mutter kann sich schon hundertprozentig sicher sein, dass ihrem Kind nichts passieren wird? Nun hatten wir ihr für all ihre Mühe, ihr Vertrauen und ihre Liebe zu uns doch noch etwas zurückgeben können. Ein Geschenk, das nicht mit Gold aufzuwiegen

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