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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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geöffnet. Sie ging, nicht ohne uns noch ein Lächeln zu schenken.
     
    Eine ganze Woche verging. Wir waren bereits der Verzweiflung nahe, denn niemand sprach mit uns. Anna war trotz ihres Versprechens nicht mehr gekommen, sie wurde andernorts mehr gebraucht, ließ sie uns von einer Magd ausrichten, die uns jeden Tag einen Korb mit Essen brachte, wofür wir Anna unendlich dankbar waren. Nichts als Wassersuppe wurde uns hier gebracht, und ein einziges Mal kam eine junge, schüchterne Bedienstete herein und kehrte den Bodenbelag nach draußen. Trotz unseres heftigen Protestes streute sie hartnäckig neues trockenes Gestrüpp durch den Raum, wobei sie uns als unsichtbar betrachtete. Die ganze Zeit über standen zwei grinsende Wachleute an der Tür und beobachteten uns.
    Das Nachtgeschirr wurde zwar täglich abgeholt, doch sinnigerweise immer morgens. Das bedeutete, dass den ganzen Tag über und die darauf folgende Nacht die gefüllten Töpfe in der Zelle standen. Niemand interessierte sich für unsere lautstarken Beschwerden, und ich wünschte mir täglich die Unterstützung von Anna herbei.
    Wir machten uns soeben ernsthafte Gedanken über einen Fluchtversuch, während das nächste Mal gefegt werden würde, als plötzlich die Tür aufging und zwei Wachmänner erschienen. War es etwa schon so weit? Wir hatten unseren Plan noch nicht einmal richtig zu Ende gedacht. Auf unsere neugierigen Fragen gab man uns eine wenig erschöpfende Auskunft.
    „Mitkommen!“
    Sie brachten uns in die Amtsstube. Zwar starrten sie uns unfein an, belästigten uns jedoch nicht. Ich war nervös und voller Vorahnungen. Was für eine Schikane wartete auf uns?
    Das Zimmer war vom Sonnenlicht durchflutet und gleißend hell, verglichen mit unserer Zelle. Ich kniff die Augen zusammen und konnte nur die schwarze Silhouette des Dicken vor dem Fenster erkennen. Das kratzende Geräusch einer Feder auf Papier ließ vermuten, dass er wieder einen Schreibversuch unternahm. Der Geruch nach schweren Verdauungsbeschwerden hing noch immer in der Luft. Wir standen einen Moment unbeachtet herum. Ich las den Text einer großen Tafel an der Wand.
     
    Wachordnung
    Es ist verboten, betrunken zum Dienst zu erscheinen.
    Es ist verboten, den Wachposten zu verlassen.
    Es ist verboten, Bürger zu beleidigen.
    Es ist verboten, aus Übermut zu schießen.
    Es ist verboten, ohne hinlänglichen Verdacht an den Toren Leute zu untersuchen.
    Man beachte den Befehl zum Gehorsam gegenüber den Offizieren.
     
    Warum hatte ich das nicht schon am ersten Tag gelesen? Anscheinend wurde gerne mal gegen diese Verordnung verstoßen, besonders was das Beleidigen von Bürgern anging.
    Der Mann mit dem Schweinsgesicht erhob sich schwerfällig und seufzte, als sei es eine Zumutung, sich wegen ein paar dämlicher Huren bewegen zu müssen. Als er fast aufrecht stand entfleuchte ihm ein gemächlicher Furz, was ihn nicht im Geringsten irritierte. Er richtete sich zu seiner vollen Größe von etwa einem Meter und sechzig auf.
    Anette murmelte leise „Oh Gott“ in mein Ohr und rollte mit den Augen. Das Schweinsgesicht ging schnaufend an mir vorbei, und ich hielt unwillkürlich die Luft an.
    „Erfreulich, dass Ihr doch keine Seuche in unsere schöne Stadt geschleppt habt. Folgt mir, wie es scheint, habt Ihr einen Fürsprecher gefunden.“
    Wir folgten ihm schweigend durch den Flur. Einen Fürsprecher? Wer konnte das sein? Wir kannten doch niemanden hier. Außer Anna, durchfuhr es mich blitzartig. Die Tür am Ende des Flurs stand offen. Sonnenlicht fiel auf die rauen Steinfliesen. Ich trat ans Licht dieses strahlenden Tages und hörte heiteres Vogelzwitschern, das mir wie ein Begrüßungskomitee vorkam.
    „Sieh mal, da“, sagte Anette und stupste mich an.
    Rechts von uns stand eine Kutsche. Ein gut gekleideter Kutscher fortgeschrittenen Alters öffnete die Tür. Die Kabine schaukelte leicht, als Anna elegant ausstieg. Ich konnte meine Aufregung kaum verbergen. Ein Fürsprecher, hatte er gesagt, und wir standen bereits außerhalb dieser Mauern, demnach holte sie uns hier raus.
    „Zu ihren Diensten, Frau Göttmann“, sagte der Aufseher ehrerbietig und salutierte vor ihr.
    Jetzt kannten wir auch ihren Nachnamen, nach dem wir uns noch gar nicht erkundigt hatten. Scheinbar genoss Anna einiges an Ansehen und war von Einfluss. Sie baute sich direkt vor ihm auf und sprach in sein schwitzendes Gesicht.
    „Ich werde die Damen vorübergehend bei mir aufnehmen. Sie werden in meine Dienste treten. Ihr

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