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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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so lange, bis sie mürbe werden.“
    Ich wich entsetzt zurück. Schlagartig wurde mir klar, in welch barbarischer Zeit wir gelandet waren und wie vorsichtig wir in Bezug auf Kontakte mit Fremden sein mussten. Wir hatten keine Ahnung von den Sitten, geschweige denn von den Gefahren, die überall lauern mochten.
     
    *
     
    Jack kam auf einer blühenden Wiese zu sich und sah sich staunend um. Wo war er jetzt wieder gelandet? War er wieder ohnmächtig und träumte? Er erinnerte sich an den Kristall und dass er ihn berührt hatte und ihm schwindelig geworden war. Er versuchte aufzustehen, doch ein jäher Schmerz raste durch sein rechtes Bein und raubte ihm Atem und Denkvermögen. Augenblicklich verlor er das Gleichgewicht und stürzte nach vorn. Mit den Händen fing er sich ab und fluchte. Wo waren nur seine Stöcke? Er musste sie im Tempel gelassen haben, aber wo war der Tempel? Eine Biene summte direkt vor seiner Nase. „Hau ab“, sagte er, und die Biene ließ sich völlig unbeeindruckt auf einer Blüte nieder. Ganz hinten in seinem Gehirn schwelte der Verdacht, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte, doch die durchdringenden Schmerzen hinderten ihn, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Weiter hinten konnte er den Rand des Waldes erkennen und versuchte aufzustehen. Es gelang ihm, wenn auch unter starken Schmerzen, und er humpelte ächzend in die Richtung, aus der Geräusche zu ihm drangen. Es klang wie Pferdehufe, dort musste ein Weg sein. Mit letzter Kraft erreichte er einen Waldweg. Zwei Reiter kamen ihm entgegen, als er stöhnend zusammenbrach. Einer der Männer saß ab und ging auf ihn zu.
    „Kann ich Euch helfen, Mann, was ist los mit Euch?“, rief der Fremde alarmiert, als er sah, dass Jack verletzt war.
    „Mein Bein ist gebrochen“, sagte er.
    Der Mann schien kein Wort zu verstehen, kratzte sich ratlos am Hinterkopf und runzelte die Stirn. Jetzt erst realisierte Jack, dass der Mann Deutsch gesprochen hatte. Jack war der deutschen Sprache mächtig, wenn auch mit starkem Akzent. Er hatte einige Zeit in München gelebt, als er seinen Vater, der eine Zweigstelle seiner Privatbank in Deutschland aufbaute, begleiten musste. Sprachen lernen fiel ihm leicht. Doch nun brauchte er einen Moment, um zwischen seiner Verwirrung und den Schmerzen die plötzlich von ihm abverlangte Fremdsprache in seinem Gehirn ausfindig zu machen. Langsam wiederholte er schließlich seine Worte auf Deutsch.
    „So. Dann bringen wir Euch am besten in ein Hospital“, sagte der Mann, sichtlich erleichtert darüber, dass der Fremde doch noch etwas Verständliches von sich gegeben hatte.
    Sein Begleiter half, Jack auf sein Pferd zu hieven. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen, und er biss sich vor Anstrengung so fest auf die Unterlippe, dass er Blut schmeckte.
    „Woher kommt Ihr?“, wollte der Mann wissen.
    „Ich ... weiß es nicht“, brachte Jack stöhnend hervor.
    Er musste sich auf die Schmerzkontrolle konzentrieren und hatte keine Lust, weitere Erklärungen abzugeben. Wie sollte er auch das Erlebte in eine Kurzfassung bringen? Wo er doch selbst keine Erklärung für all das hatte.
    „Bedauerlich. Ihr habt wohl eins über den Schädel bekommen“, sagte der Mann, was Jack wie eine treffende Beschreibung vorkam.
    Zum Glück schwieg der Mann auf dem Rest des Weges, denn er spürte, dass dem Fremden vor Schmerzen kaum zum Reden zumute war. Das Schaukeln des Pferdes verursachte Jack Übelkeit, und er musste all seine Sinne zusammennehmen, um nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Mit einem Arm klammerte er sich an den Fremden. Sie passierten ein Stadttor, und Jack fragte sich verzweifelt, wo die Stadt verdammt noch mal herkam. Die imposante Kulisse ließ ihn vermuten, dass es nur ein Traum sein könne. Doch es wirkte alles so realistisch. Vor allem die höllischen Schmerzen. Aber was war das für eine altertümliche Stadt? Die Leute sprachen Deutsch, aber das hier konnte doch nicht Deutschland sein. Oder doch?
    Er war völlig verwirrt, und vor seinen Augen tanzten rot leuchtende Punkte. Seine Gedanken liefen über Kreuz, und nun forderten die Erschöpfung und die Verletzung ihren Preis. Als sie ihn vor einem prächtigen Altbau vom Pferd holten, verlor er das Bewusstsein.
     
    Das Gemurmel von Menschen drang wie durch Nebel an seine Ohren. Er öffnete die Augen und sah sich um. Ein Krankenhauszimmer. Holzbetten, Pritschen an den Wänden, ein Tisch mit Furcht einflößenden, schmutzigen Instrumenten, die allerdings eher an eine

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