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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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vielleicht kommt er auch früher als geplant. Das liegt an der Beschaffenheit der Wege. Es regnete kürzlich stark, so dass manche Straßen unpassierbar wurden“, sagte Anna und nippte an ihrer Kaffeetasse. „Nun aber sagt mir doch bitte was Ihr für Pläne habt.“
    Verdammt, sie hatte es nicht vergessen und bestand auf einer Antwort. Karin versteifte ihren Rücken und begann zu sprechen. Ich lauschte gespannt und war dankbar jemand anderes ergriff das Wort.
    „Meine Kusinen, und ich sind aus Paris vor den Unruhen der Französischen Revolution geflohen.“
    Ich sog mit einem leisen Zischen die Luft ein.
    „Oh, Ihr habt die Auswirkungen direkt erfahren?“, rief Frau Göttmann betroffen aus.
    „Ja, es war schrecklich“, sagte Karin und machte ein erstklassig angeekeltes Gesicht.
    „Ich glaube, es wird für den Adel jetzt sehr gefährlich dort. Sie müssen sich bereits Übergriffe von der einfachen Bevölkerung gefallen lassen. Letztes Jahr wurde die Bastille gestürmt, wie Euch sicher bekannt ist, und viele Menschen fanden den Tod.“
    Sie räusperte sich. Anna nickte ernst. Ich starrte Karin an. Woher wollte sie das um Himmels Willen wissen? Vorsichtig stellte ich meine Tasse ab, bevor ich ihre zarten Wände in meiner Hand zerdrücken würde.
    „Wir wollten wie gesagt, nach England fliehen, sind aber ziemlich vom Weg abgekommen und dann wurden wir überfallen. Diese Reise ist sicher zu gefährlich für allein reisende mittellose Damen und wir überlegen in Deutschland zu bleiben, wenn jemand uns bei der Suche nach einem Haus und einer anständigen Arbeit helfen könnte. Kusine Barbara ist beispielsweise Krankenschwester und Hebamme.“
    Anna schwieg. Ein Stuhl knarrte, und ich hörte auf zu atmen. Was für eine Geschichte. Fast glaubte ich selbst daran.
    „Macht Euch keine Sorgen“, sagte Anna Göttmann schließlich. In ihrer Stimme schwang Güte und Mitgefühl. Sanft legte sie eine Hand auf Karins Arm.
    „Ihr bleibt bei uns, bis wir etwas Angemessenes für Euch gefunden haben.“
    Das war eindeutig ein Beschluss. Ich dankte Gott für die hiesige Gastfreundschaft gegenüber hilflosen ausgeraubten Fremden und für unsere vorläufige Sicherheit. Anna lächelte mich an und schob mir eine kleine silberne Dose mit einem winzigen Löffelchen darin vor die Kaffeetasse. Verblüfft sah ich hinein. Es war brauner Zucker.
     
    Wir gaben vor, erschöpft zu sein und früh schlafen gehen zu wollen. Doch es entsprach der vollen Wahrheit, denn ich hatte Kopfschmerzen von der Suche nach unverfänglichen Worten. Anna runzelte mehrmals die Stirn bei einigen unserer Bemerkungen, und ich hatte den Eindruck sie wunderte sich sehr über unsere lockere Art zu sprechen. Wahrscheinlich erwartete sie von uns untereinander französisch zu sprechen, wo wir doch angeblich aus diesem Land kamen. Ich nahm mir vor, hier und da etwas Französisches von mir zu geben, um das Ganze realistischer erscheinen zu lassen. Leider war mein Französisch stark eingerostet, und ich wollte die Sache nicht noch verschlimmern, indem ich französisch klingenden Unsinn plapperte.
    Barbara lag bereits auf ihrem Bett während wir anderen uns wuschen und unsere von Lisa bereitgelegten weißen Leinennachthemden anzogen.
    „1790 also“, sagte sie und betrachtete versonnen das zeitgenössische Nachtgewand. „Habt ihr einen Verdacht, warum ausgerechnet hundertneunzig Jahre?“
    „Ich glaube, es ist noch zu früh dafür“, überlegte ich. „Wir müssen uns hier etwas umsehen, dann finden wir vielleicht einen Hinweis.“
    Ich verschwieg ihnen den Indio. Es war seltsam, obwohl ich sonst bereitwillig meine geheimsten Gedanken mit ihnen teilte, konnte ich nicht über ihn sprechen.
    Als ich die Bettdecke zurück schlug, kam mir ein Hauch von Lavendelduft entgegen. Ich überprüfte die Festigkeit der Matratze. Sie erschien mir sehr hart und doch gab sie unter dem Druck meiner Hand gut nach. Eine frühe historische Form des Federkerns?
    „Jedenfalls müssen wir bei Frau Göttmann aufpassen“, bestätigte Anette meinen Verdacht. „Ich habe den Eindruck sie glaubt uns kein Wort.“
    „Ja, das ist mir auch aufgefallen“, sagte Karin, zog sich ihr Häubchen vom Kopf und drehte es geistesabwesend in ihren Fingern. „Sie ist aber wirklich sehr nett. Was würden wir ohne sie machen? Überlegt euch das mal. Vielleicht sollten wir ihr alles erzählen? Wir brauchen hier unbedingt einen Verbündeten und sie erscheint mir wirklich vertrauenswürdig.“
    Mit einer

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