Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Hinterbacken, woraufhin er erschauerte, innehielt, erbebte und leise aufstöhnte, bis er schließlich schwer atmend auf mir niedersank.
Er lag auf mir und, langsam erholte sich sein Atem. Nur mit den Ellbogen gestützt, drückte er mir die Falten meines gerafften Kleides unsanft in den Bauch. Ich versuchte mich zu bewegen, und Jack wollte mich erneut küssen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite.
„Bitte, Jack. Du bist mir zu schwer.“
Er rollte sich zur Seite und hinterließ ein warmes, nasses Gefühl zwischen meinen Schenkeln.
Ich erhob mich und strich mein Kleid glatt. Jacks Blicke hafteten an mir, wie die Fliegen an einem Fliegenfänger. Ich schnürte mein Kleid zu und nahm plötzlich wieder Stimmen im Lager wahr. Aber sie waren bis jetzt nicht hierher gekommen, warum sollten sie es nun tun? Ich musste lächeln. Ich hätte es womöglich nicht einmal bemerkt, wenn uns die ganze Straße zugeschaut hätte. Jack war gerade dabei, seine Hosen zu schließen. Ich trat näher und zog sein Hemd von der rechten Schulter. Ein dunkelroter Fleck in Form meiner Zähne leuchtete mir entgegen. Ich fuhr mir betroffen mit der Hand an den Mund.
„Oh, Jack, das wollte ich nicht. Tut es weh?“
„Du hast mich gebissen?“, fragte er ungläubig und betrachtete seine Schulter. „Das habe ich gar nicht gemerkt.“
Seine Lippen lagen auf den meinen, ehe ich mich versah. Dieser Mann besaß eine Leidenschaft, die mich überspülte und mitriss wie eine Meereswelle einen Nichtschwimmer. Schließlich löste er sich von mir.
„Du bist unglaublich, Isabel.“
Er schüttelte den Kopf und lächelte.
„Weil ich dich verführt habe? Ich finde eher dich unglaublich, warum hast du mich eben so lange hingehalten?“, beschwerte ich mich.
Jack lachte.
„Das war Rache für die hinterlistige Verführung. Am liebsten hätte ich dich noch ein bisschen länger zappeln lassen, aber irgendwann war es stärker als ich.“
Ich schlug ihm gegen die Schulter. Jack packte meine Hand und zog mich an sich.
„Es war fantastisch, Isabel“, sagte er leise.
Sein plötzlich ernster Gesichtsausdruck war mir unbehaglich. Ich spürte, wie sich Furcht in meiner Herzgegend breit machte. Sicher hatte es uns erregt, sich beobachtet zu fühlten. Warum wollte er etwas Besonderes daraus machen? Es war nur Sex. Zwar guter Sex, und ich hatte es wirklich genossen, aber sonst war da nichts weiter. Es durfte nichts weiter sein.
„Hör auf, wir müssen zu den anderen, sie suchen uns sonst.“ Ich stieß ihn sanft von mir.
Er stutzte und zog die Brauen zusammen. Ernst und nachdenklich sah er mich an. Dann nickte er. Ich schnappte mir die Strohmatte, ging an ihm vorbei und durchquerte das Lager, ohne mich noch einmal nach ihm umzusehen.
Wir standen vor dem Haus und winkten Friedrich hinterher. Die Kutsche drehte eine Ehrenrunde, und die beiden Pferde warfen ungeduldig ihre Köpfe hoch, als könnten sie es kaum erwarten, endlich loszulaufen. Friedrich winkte noch aus dem Fenster, dann verschwand er durch eine kleine Gasse.
Anna seufzte. Nun war er fort, und das Leben ging ohne ihn weiter. Aber sie hatte uns, und wir wollten unser Bestes tun, um sie aufzumuntern. Sie war jetzt immer sehr müde, denn die Schwangerschaft machte sich bemerkbar. Ihre Besuche im Armenhaus hatte sie vorläufig aufgegeben. Etwas besorgt wandte ich mich an Anna.
„Ist dir schlecht? Du bist ganz grün wie etwas von ganz hinten aus dem Kühlschrank.“
Die anderen hielten inne und starrten mich an. Jack lachte auf. Erst jetzt bemerkte ich, was ich schon wieder von mir gegeben hatte. Hastig versuchte ich Anna auf andere Gedanken zu bringen.
„Komm, leg dich etwas hin, und ich bringe dir einen schönen Tee.“
Es fing an zu regnen, und ich schob sie sanft zum Haus.
„Halt, warte. Jetzt hast du schon wieder ein Wort benutzt, das ich noch nie vorher hörte.“
Ich überlegte fieberhaft.
„Kühlschrank, so nannten wir den Vorratsraum unseres Onkels, in dem er seinen Wein lagerte. Dort war es furchtbar kalt.“
Ich schüttelte mich und versuchte mit einem unverbindlichen Lächeln die Situation zu verharmlosen. Anna nickte, aber ihr Blick deutete an zu wissen, dass ich etwas vor ihr verbarg. Ärgerlich biss ich mir auf die Unterlippe. Wir gingen ins Haus, und Jack grinste noch immer.
„Kühlschrank ist ein gutes Stichwort“, flüsterte er. „Ich könnte jetzt eine eiskalte Cola brauchen.“
Ich auch, dachte ich. Er sprach mit mir, als wären wir uns nie im Lager begegnet, und
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