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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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wir hier machen“, wandte Barbara ein.
    Ich nickte und überlegte eine Weile.
    „Anna glaubt nicht an Hexen. Aber vielleicht tut es eine ihrer Hausangestellten. Lisa jedenfalls mit Sicherheit. Sie hat mir bereits vorgeworfen, wir hätten Anna verhext.“
    „Ja, Lisa hat mich letzte Woche auch etwas merkwürdig angesehen, als sie sah, wie ich den Knoblauchsaft abfüllte“, sagte Anette.
    „Dann sollten wir es ab sofort diskreter machen“, schlug Barbara vor und senkte automatisch ihre Stimme.
    Wir sammelten alles ein, denn wir wussten nicht, ob noch einmal jemand in die Küche kommen würde, um beispielsweise das Feuer zu überwachen. Man achtete darauf, dass das Feuer in der Küche nie ausging. Es wäre zu mühsam, es jeden Tag vor dem Kochen wieder neu anzufachen und auf die gewünschte Kochtemperatur zu bringen.
    Wir hatten Lisa bereits gesagt, sie müsse uns nicht bedienen, daher hatte sie auch keinen Grund mehr, unser Zimmer aufzusuchen. Von diesem Zeitpunkt an veranstalteten wir unsere Kräuterabende auf unserem Zimmer, und ich hoffte, die irrationale Angst eines Mädchens würde uns nicht zum Verhängnis werden.
     
    Am nächsten Tag ergab sich zunächst keine Gelegenheit, mit Jack zu sprechen. Wir waren alle zu beschäftigt. Es wurde ein Wagen gepackt mit nützlichen Dingen, die Friedrich unterwegs brauchen würde. Wir halfen, trotz Friedrichs Einwänden, Lampen, Decken und Proviant sicher zu verstauen. Ich suchte nach einer Strohmatte, die Friedrich als Schlafunterlage mitnehmen wollte. Nur für den Notfall, erklärte er, denn für gewöhnlich übernachte er in Gasthöfen. Friedrich hatte mir erklärt, wo er die Matte vermutete, und ich machte mich auf den Weg in den hinteren Teil des Lagerschuppens. Hier standen jede Menge Kisten und Körbe, und ich fragte mich, was in ihnen wohl alles verstaut war. Es war staubig und sah nicht so aus, als ob in den letzten Jahren jemand hier gefegt hätte. Das Licht war diffus, denn die Oberlichter des Schuppens waren ebenso mit einer dicken Staubschicht bedeckt wie manche der Kisten. Einige der Waren schienen Ladenhüter zu sein.
    Ich hörte die Stimmen der anderen nur noch von weitem und bahnte mir gerade den Rückweg durch herunterhängende Spinnennetze, als ich unsanft mit jemandem zusammenstieß. Ich taumelte und konnte mich gerade noch an einem Stapel Kisten abstützen.
    „Mensch, Jack, hast du mich erschreckt“, sagte ich und hielt ihm die Hand hin, denn er war umgefallen wie ein Stein, da er ohne seine Krücken unterwegs war. Der Arzt hatte ihm eine Art Gehschiene angepasst, die bis kurz unters Knie reichte. Er ließ sich von mir hoch helfen.
    „Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen. Ich wollte gerade da reinschauen.“
    Er hielt eine kleine schwarz glänzende Schatulle in den Händen. Als er aufsah, lächelte er, und sein Blick blieb an meiner Frisur hängen.
    „Oh, du bist ja ganz eingewebt.“
    Ich schielte nach oben, wo ich tatsächlich ein paar graue Fäden in meinem Haar sehen konnte. Lachend stellte er das Kästchen auf ein Regal und begann, mir die Spinnweben aus dem Haar zu sammeln. Nur wenige Zentimeter war er von mir entfernt, und ich konnte seine Haut riechen. Er roch nach Jack und nach der Rosenseife, die wir immer zum Waschen benutzten. Sein Hemd stand ein paar Zentimeter offen, und schwarze Härchen lugten hervor. Ich unterdrückte den Impuls, daran zu zupfen. Wir hörten Stimmen näher kommen, und Jack drängte mich sanft etwas zurück, hinter einen hohen Stapel Kisten. Dazwischen war ein schmaler Spalt. Wir standen Bauch an Bauch, ohne uns zu berühren. Jack schaute zur Seite, zwischen den Kisten hindurch. Ich betrachtete verzückt die kleine Vertiefung an seinem Hals, in der Schweißperlen glänzten. Sein schulterlanges Haar, gewöhnlich durch ein Band zusammengehalten, fiel ihm locker um den Hals. Ich trat so nahe an ihn heran, dass wir uns berührten. Er drehte langsam den Kopf zu mir und sprach leise.
    „Wenn uns hier jemand zusammen findet, hinter Kisten versteckt, dann haben wir einiges zu erklären.“
    Ich fragte mich, warum wir uns überhaupt versteckten, doch dann fiel mir wieder ein, dass wir uns in einer anderen Zeit befanden und sicher jeder gemerkt hatte, auf welche Art wir beide uns ansahen. Niemand würde uns glauben, dass wir uns rein zufällig hier trafen. Und wir wollten alles andere, als einen Skandal auslösen.
    Wieder wurden die Stimmen lauter. Jack wurde sichtlich nervöser und blickte durch den Spalt.

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