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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Tanten und Neffen und Nichten, die ihre Schimmer für gute Zwecke eingesetzt hatten, und von jenen, die sich anders entschieden hatten – wie Oma Dollops jüngste Schwester Jubilee, die jedes Schloss öffnen konnte und ihr Talent dazu nutzte, Dinge in ihren Besitz zu bringen, die ihr nicht gehörten.  
    »Ein Schimmer ist keine Krankheit, Mibs«, sagte Opa. »Und es ist auch keine Hexerei oder Zauberwerk. Dein Schimmer liegt dir im Blut. Es ist etwas, was du geerbt hast, wie deine braunen Augen oder die langen Zehen deiner Großmutter oder ihr Talent zum Polkatanzen.« Oma Dollop war ganz verrückt nach den Um-ta-ta-Klängen der Polka und hatte bis zu ihrem Tod viele Gläser voll davon gesammelt, Momma hatte sogar noch ein oder zwei davon auf unseren Küchenschränken in Kansaska-Nebransas stehen, und nach dieser Musik tanzte Gypsy am liebsten mit ihren ausgedachten Geschöpfen.  
    Aber nachdem Opa Oma Dollop erwähnt hatte, war es mit den Geschichten erst mal vorbei an jenem Tag am Strand. Die Erinnerung an sie stach noch zu sehr. Wenn ich auf Opas Gefühle nicht Acht gab, konnte es passieren, dass die Erde von seinem Kummer grollte, dass sich die Gehwege wölbten und die Gartenzwerge des Nachbarn in den nächsten Garten wanderten. Ich tat so, als ob ich die Tränen auf Opas Wangen nicht bemerkte, während wir weiter am Strand spazierten. Doch den ganzen Heimweg lang hielt ich seine Hand fest in meiner.  
    Momma sagte, ganz viele normale Leute hätten auch einen Schimmer, aber die meisten würden ihn gar nicht erkennen. »Manche Menschen wissen, dass sie anders empfinden, Mibs«, sagte Momma. »Aber die meisten wissen nicht so genau, woran das liegt. Da ist vielleicht jemand, der so leckere Erdbeermarmelade kochen kann, dass alle ganz verrückt danach sind. Ein anderer weiß vielleicht genau, wann man den Mais pflanzen muss, damit er am heißesten Sommertag süß und saftig ist.« An dieser Stelle hatte Momma gelacht, und ich hatte nicht so recht gewusst, ob sie die Wahrheit sagte oder ob sie mir einen Bären aufband. »Es gibt sogar Leute, die sich nie mit Matsch bespritzen, auch nach strömendem Regen nicht, und solche, die den ganzen Sommer über keinen einzigen Mückenstich haben.«  
    Doch als ich größer wurde, begriff ich allmählich, dass ein Schimmer einfach eine andere Art Wissen ist. Manche Leute werden als Wunderkinder oder Genies bezeichnet, weil sie so unglaublich gut Rätsel lösen oder musizieren können, oder sie können die Ziffern der Zahl Pi auswendig hersagen, 3,141592653…, stundenlang und immer so weiter, ohne zu überlegen. Andere können schnell rennen und gewinnen Medaillen, und wieder andere können jedem alles Mögliche aufschwatzen. Das alles ist nur eine Art Spezialwissen.  
    Bei uns Beaumonts und unseren Verwandten ist es gar nicht so viel anders. Wir haben nur einen Namen für unsere Talente, und es gibt einen ziemlich genauen Zeitpunkt, an dem sich unser Erbe und unser Wissen einschaltet und wir lernen müssen damit umzugehen – unseren Schimmer entweder einzusetzen oder zu umschiffen. Als Will junior mich jetzt fragte, buff-peng, wie eine Kugel aus einer Luftpistole, was an meiner Familie besonders sei, da erzählte ich ihm, was meine Verwandten den Leuten seit Generationen erzählen, wenn sie sich Fragen gegenübersehen, die beantwortet werden müssen.  
    »Wir Beaumonts sind genau wie alle anderen, Will.« Ich leierte die Worte herunter, als spräche ich den Fahneneid. »Wir werden geboren, und irgendwann später sterben wir. Und in der Zwischenzeit sind wir glücklich und traurig, wir empfinden Liebe und Angst, wir essen und schlafen und wir haben Schmerzen wie alle anderen.«  
    »Und?«, sagte er, so einfach wollte er mich nicht davonkommen lassen.  
    »Nichts und. Unser Wissen hat nur eine etwas andere Note als das der meisten.«  
    »Worin besteht denn dein ›Wissen‹, Mibs?«, sagte er und beugte sich noch näher zu mir.  
    »Also, ich möchte jetzt mal wissen, wann ich mein Pflaster kriege, sonst werde ich ungemütlich.« Vor uns stand Fish, er hielt sich an den Lehnen der Sitze fest, um in dem Rumpelpumpelbus nicht umzukippen. Er schaute mich an wie eine drohende Sturmwolke, und sein Blick sagte: Wehe, du verrätst was! Wehe!   
    Ich starrte ihn wütend an. Wie ich so zwischen den beiden Jungen gefangen war und zwischen meinen Ängsten davor, ein Geheimnis zu verraten oder auch nicht, zuckte ich abschätzig die Schultern. »Mehr kann ich dir

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