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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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ruderte prustend mit den Armen und landete mit dem Hintern in einer Lawine aus Bibeln und Kisten. Ein wütendes Hupen ertönte und ein Auto sauste um uns herum; wir standen mitten auf der dunklen Landstraße.  
    Lester schaltete die roten Blinklichter des Busses ein und fuhr mit einem Hebel das Stoppschild des Busses aus, um die wenigen Autos zu warnen, die auf dieser verlassenen Straße unterwegs waren. Dann öffnete er die quietschende Tür, stand auf, ohne ein Wort zu sagen oder auch nur in unsere Richtung zu schauen, steckte sein Hemd in die Latzhose und stieg aus.  

15. Kapitel
     
    Fish rappelte sich auf, und während wir alle zuschauten, wie Lester aus dem Bus stieg, fragten wir uns, was ihn wohl dazu bewogen hatte, so plötzlich anzuhalten. Fish, Bobbi, Will und ich rutschten auf die Sitze gegenüber und schauten durch die zerbrochenen oder fehlenden Scheiben, um zu sehen, was Lester vorhatte. Einen Augenblick dachte ich, er hätte den Bus vielleicht über die neunzig Stundenkilometer getrieben und wir hätten eine Panne. Aber als ich sah, wie er mit einer großen Frau sprach, die neben einem Wagen mit aufgeklappter Motorhaube und eingeschalteten Warnblinkern stand, wusste ich, dass er nur helfen wollte.  
    Die Frau trug einen langen, mantelähnlichen Pullover mit Gürtel, der über den Saum ihrer altmodischen grünweißen Kellnerinnenkluft hing. Die große breite Frau und der schmalbrüstige Lester mit den eingezogenen Schultern gaben ein komisches Paar ab. Lester ging um den Wagen der Frau herum, dann machte er sich kurz unter der Motorhaube zu schaffen. Ab und zu sauste trotz des Stoppschilds und der Blinklichter ein Auto haarscharf an uns vorbei. Als Lester sich schließlich wieder aufrichtete, schüttelte er den Kopf und zeigte mit der Hand über die Schulter.  
    Die Frau begutachtete den Heartland-Bibelbus. Als sie unsere Gesichter hinter den kaputten Scheiben sah, lächelte sie wie eine kleine Frau, die im Körper einer großen Frau steckt, und hob die Hand zu einem kleinen Winken. Auch Lester schaute zu uns hinauf, und ein merkwürdiges, unerwartetes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als ob er nach dem ganzen Gekabbel und Gerangel und obwohl sein Bus so ramponiert war, dachte: Je mehr, desto besser. Wäre Lester ein Hund, hätte er in diesem Moment mit dem Schwanz gewedelt. Stattdessen hakte er die Daumen hinter die Träger seiner Latzhose und wippte auf den Fersen vor und zurück.  
    Die Frau trat einmal voller Inbrunst gegen ihre Schrottkiste, dann ließ sie sich von Lester die drei Stufen hinauf in den rosa Bus führen, wo er sie vorstellte wie seine neue Braut.  
    »Kinder, das ist Miss Lill Kiteley, und sie b-begleitet uns bis Emerald.«  
    Wir alle schauten wortlos von Lester zu Lill, dann schauten wir einander an. Fish schüttelte den Kopf und machte ein böses Gesicht. Ich wusste, was er dachte, denn ich dachte genau dasselbe: Noch ein Erwachsener, der sich in unsere Angelegenheiten einmischt, und noch etwas, was unsere Ankunft bei Poppa verzögert. Lesters Lächeln wankte und seine rechte Schulter tanzte hoch bis zu seinem Ohr, als er merkte, dass uns Lills Auftauchen gar nicht erfreute. Er räusperte sich und zupfte an seinem locker sitzenden, zerknitterten Schlips. Im Bus war es still. Na ja, fast still.  
    »Sieh mal einer an! Noch so eine dahergelaufene …«, höhnte Rhonda auf Lesters Arm.  
    »Lester würde sogar eine tollwütige Hyäne auflesen, selbst wenn sie ihn gebissen hätte«, sagte Carlene auf dem anderen Arm.  
    »Du musst es ja wissen«, knurrte Rhonda.  
    »Du warst immer schon eine alte Hexe, Rhonda«, sagte Carlene mit besonders rauer Stimme.  
    »Mit alten Hexen kennst du dich ja bestens aus«, gab Rhonda schnippisch zurück.  
    »Hi«, sagte Lill und winkte uns wieder ein kleines bisschen zu. »Seid ihr alle Lesters Kinder?«  
    Bobbi schnaubte und ging mit einem lustlosen Stöhnen wieder zu ihrem Platz. »Sie machen wohl Witze. Da wär ich noch lieber unter Wölfen aufgewachsen.«  
    »Nee«, sagte Lester, der Bobbi kaum gehört hatte, »diese Kinder …«  
    »Sind alte Freunde von Lester«, fiel ich ein, bevor Lester etwas von blinden Passagieren erzählen konnte. »Ich meine, er ist ein Freund der Familie. Er nimmt uns mit, stimmt’s, Lester?«  
    Lesters Lächeln verrutschte ein bisschen und er kratzte sich mit beiden Händen gleichzeitig am Kopf, als könnte das seinem Hirn so weit auf die Sprünge helfen, dass er

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