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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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weitersprechen konnte, denn mit meinem Einwurf hatte ich ihn kalt erwischt. Lill schaute zwischen mir und Lester hin und her, Lesters Verwirrung entging ihr nicht. Aber sie sagte nichts, also grinste ich nur.  
    Ein Auto hupte uns an, es wollte vorbei; der Bus stand immer noch blinkend und mit ausgefahrenem Stoppschild auf der Straße. Lärm und Bedrängnis setzten Lester noch mehr zu, und es beschämte mich, wie leicht er sich in die Irre führen ließ.  
    Jetzt entglitt mir selbst das Lächeln, als ich auf Fish und mich zeigte. »Unser Poppa liegt im Krankenhaus in Salina«, sagte ich zu Lill und hatte einen Knoten im Bauch dabei. Lill, die sehr viel mehr auf Draht war als Lester, sah mich aufmerksam an. »Mr Swan war heute auf meiner Geburtstagsfeier«, fuhr ich fort und gab mir alle Mühe, der Frau in die Augen zu sehen. »Die Feier war in unserer Kirche in Hebron .« Die letzten Worte betonte ich, um Lester den Ball zuzuspielen, aber er konnte mir wohl nicht so ganz folgen.  
    »Ja«, sagte Bobbi fast fröhlich. »Der gute Lester hat mit meinem Vater gesprochen – der ist nämlich Pastor in Hebron –, er hat einige Bibeln geliefert, und …«  
    »Und als unser Vater«, Will zeigt auf Bobbi und sich, auch er war jetzt bereit, die Geschichte weiterzuspinnen, wenn auch nicht so eifrig wie seine Schwester. »Also, als er erfuhr, dass unser guter Freund Lester wieder nach Salina musste …«  
    »Da meinte er, Lester sollte uns alle mitnehmen«, fügte Fish in nüchternem Ton hinzu, als wäre die Geschichte damit zu Ende.  
    Lill schaute uns zweifelnd an. Ich merkte, dass sie uns nicht so ganz glaubte. Lester dagegen wirkte irgendwie erleichtert, als fände er es auf einmal viel einleuchtender, dass wir in seinem Bus mitfuhren, auch wenn er die Sache ein wenig anders in Erinnerung hatte.  
    Lester gab sein Bestes, uns Kinder Lill vorzustellen, da er ja jetzt ein Freund der Familie war. Leider machte er seine Sache nicht allzu gut, er nannte Fish »Hering« und Will junior »B-Bill junior« und mich »Miez«. Bobbis Namen sagte er richtig, dafür vergaß er Samson zu erwähnen, aber vielleicht wusste er auch gar nicht mehr, dass Samson sich unter dem Feldbett verkrümelt hatte.  
    »Schön, euch kennenzulernen«, sagte Lill gedehnt und voller Argwohn. Dann setzte sie sich neben Lester seitlich hin, streckte die Beine aus und ließ die weißen Sneakers wie ein Kind über die Sitzbank baumeln, den Rücken zum Fenster, damit sie uns alle im Blick hatte.  
    Als Lester das Stoppschild wieder einfuhr und die Blinklichter ausschaltete, wanderte Lills Blick zu den Kratzern auf Fishs Gesicht und Wills blauem Auge. »Es könnte euch nicht schaden, wenn ihr euch mal wieder waschen würdet. Ist das hier nicht vielleicht doch der Bus für die bösen Kinder?«, sagte sie und schaute mit einem nervösen Lachen, das zu klein für ihren Körper schien, zu den kaputten Scheiben.  
    »Nein, nur der Bus für die Außenseiter«, sagte Bobbi.  
    Lill lächelte. »Dann bin ich hier ja genau richtig.«  

16. Kapitel
     
    Ich weiß nicht genau, was Lill Kiteley an sich hatte, aber ich mochte sie sofort. Wir alle mochten sie sofort. Sogar Bobbi schien ein wenig aufzutauen – ich sah sie ein- oder zweimal lächeln, als Lill mit uns herumalberte.  
    Lill war eine fröhliche Frau ohne Tattoos. Sie arbeitete abends in einer Fernfahrer-Raststätte bei Emerald und war gerade auf dem Weg zur Arbeit gewesen, als ihre alte Rostschleuder gurgelnd den letzten Schluck Sprit geschlürft hatte und dann verendet war. Lill hatte fast zwanzig Minuten an der Landstraße in ihrem Wagen gesessen und überlegt, ob sie den Daumen raushalten und die letzten vierzig Kilometer per Anhalter fahren sollte, als Lester Swan sie gesehen und mit seinem Bus angehalten hatte. Jetzt zockelte der Bus über den Highway zur Fernstraße, und Lill kam zu mir und half mir, Fish das Gesicht zu säubern, ohne auch nur zu fragen, was passiert war.  
    Lester konnte kaum den Blick von Lill wenden und auf die Straße schauen, wie es sich gehörte. Immer wieder drückte irgendwer brüllend auf die Hupe, wenn Lester von der Spur ab- und jemand anderem in die Quere kam, weil er sich nach Lill umschaute. Mit Lill war es fast so, als hätten wir eine Mutter im Bus. Sie betüttelte uns der Reihe nach, säuberte und verarztete Fishs Wange und schaute nach Wills Auge.  
    »Warte, ich mach dir das mal richtig, Kindchen«, sagte Lill zu mir und zupfte an den

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