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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Möbelstück.
    Dann hörte man nichts mehr außer dem Summen, das eine offene Leitung von sich gibt.
    »Jamie«, drängte Cruz. Und dann lauter: »Jamie Swann! Sprich mit mir, Mann! Wo bist du?«
    Außer einem schwachen Stöhnen war nichts zu hören. Es war das Geräusch eines Mannes, der große Schmerzen empfand, der dem Tod nahe war.
    Cruz ließ den Hörer sinken und begegnete Laurels ängstlichem, goldenen Blick. Er wünschte, er könnte ihr die Nachricht ersparen, aber das war nicht möglich.
    »Dein Vater wurde vergiftet«, zwang er sich zu sagen. »Er ist in einem schlimmen Zustand. Wenn er nichts hat, an das er sich klammern kann, verlieren wir ihn. Vielleicht verlieren wir ihn auch so.«
    Laurel schnappte sich den Hörer des Telephons.
    »Dad! Dad! Sprich mit mir! Ich bin’s, Laurel, Dad. Kannst du mich hören?«
    Cruz sah sie gespannt an.
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Versuch, ihn zum Sprechen zu bringen«, sagte Cruz. »Ich habe jemanden, der den Anruf zurückverfolgt.«
    »Dad. Dad! Ich weiß, dass du mich hören kannst, Dad. Gib mir ein Signal, dass du noch da bist.«
    Jamie Swann hörte die Stimme seiner Tochter durch einen grauen Nebel, der mit rotem Blut durchzogen war, seinem eigenen Blut, das tosend durch seine Adern spülte wie eine Welle über einen eingestürzten Damm.
    Schwach, aber deutlich in ihrem Appell, war Laurels Stimme der einzige Fixpunkt in Swanns auscinanderfallender Welt.
    »Laurie?«
    Er sprach den Namen lallend, aber unmißverständlich aus.
    Laurel spürte, wie Furcht und Hoffnung ihr Herz durchschnitten. Swanns Stimme war schwach, so furchtbar leise und dünn. Sie klang, als spräche er vom anderen Ende der Welt.
    »Ja, Dad. Ich bin hier«, sagte Laurel laut. «Du kannst uns helfen, wenn du uns sagst, wo du bist.«
    Sie lauschte mit Entsetzen den röchelnden, unzusammenhängenden Geräuschen, die aus der Kehle ihres Vaters drangen. Einen Augenblick fühlte sie sich zurückversetzt ans Totenbett ihrer Mutter, wo sie die letzten Atemzüge einer stolzen Frau vernehmen musste, die bis ans Ende wütend geblieben war, das Leben so früh verlassen zu müssen.
    Aber es gab einen Unterschied. Swann schien sich bewußter zu sein, schien den Prozeß besser zu verstehen, schien in der Lage zu sein, dagegen anzukämpfen. Seine erstickten Laute verrieten eindeutigen Trotz, als bekämpfe er den Tod mit dem letzten Rest seines Willens und seiner Energie.
    »Beh... Behhhh...«
    Die Laute verursachten Laurel körperlichen Schmerz. Sie preßte den Hörer so hart an ihr Ohr, dass Hand und Kopf brannten.
    »Noch einmal, Dad. Bitte, sprich mit mir. Ich liebe dich. Laß mich dir helfen.«
    »Behhhh... Hiiil...«
    »Beverly Hills?« riet sie.
    Das Geräusch, das er ausstieß, hätte alles heißen können.
    »Beverly Hills?« wiederholte sie lauter. »Bist du in Beverly Hills?«
    Swann machte ein Geräusch, das unter normalen Umständen blankes Entsetzen beim Zuhörer hervorgerufen hätte, aber Laurel faßte es als Zustimmung auf. Sie drehte sich um und warf Cruz zu: »Beverly Hills.«
    »Das ist eine große Stadt«, drängte er. »Eng das Feld weiter ein!«
    »Wo in Beverly Hills, Dad?« fragte Laurel laut. »Sprich mit mir. Hilf mir!«
    Cruz sprach leise, aber bestimmt in den Hörer des Funktelephons.
    »Swann ist in Beverly Hills«, sagte er.
    »Verstanden. Wir suchen immer noch.«
    »Dad! Dad!«
    Cruz schloß die Augen und ballte die linke Hand zur Faust. Der Schmerz in Laurels Stimme traf ihn wie ein Peitschenhieb. Er dachte daran, wie sie nach dem Aufbruch Swanns ausgesehen hatte, als er aus der Dunkelheit trat.
    Und was noch schlimmer war, er erinnerte sich genau an das, was sie gesagt hatte. Du warst hier. Du hättest ihn aufhalten können! Und an seine eigene Antwort, die stimmte, was seinen Job betraf... aber die unangemessen brutal war, wenn man die Sorge des Mädchens um ihren Vater bedachte.
    Er hatte das Ei weder in der Hand noch in seinem Wagen, der ein Stück weiter unten steht.
    Falls Swann starb, wußte Cruz, wem Laurel die Schuld geben würde. Das überraschte ihn nicht. Er selbst gäbe sich ebenfalls die Schuld.
    »Los, los«, schnauzte Cruz ins Funktelephon. »Wir bezahlen dieser Schlafmütze bei der Telephongesellschaft schließlich nicht tausend Dollar im Monat dafür, dass er es sich gemütlich macht. Sagt ihm, dass es um das Leben eines Menschen geht!«
    Im Hintergrund, zur Untermauerung seiner Worte, schrie Laurel ihre Hoffnung und ihre Angst und ihre Liebe in das andere

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