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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Telephon, in dem Versuch, ihren Vater auf dem letztverbliebenen Wege zu erreichen.
    Am liebsten hätte Cruz sie in die Arme genommen und festgehalten, sie getröstet, dass alles gut werden würde.
    Aber nichts war gut. Er dürfte sie nicht einmal festhalten, denn sich um sie zu kümmern hieß, kälter und rücksichtsloser sein als die Menschen, die hinter ihr her waren.
    Er tippte sie an die Schulter. Falls sie die stumme Ermutigung bemerkte, reagierte sie nicht darauf. Sie sah ihn noch nicht einmal an. Alles, was sie hatte, gab sie durch das Telephon.
    Ihr zuzuhören war für Cruz, als öffne man eine seiner Venen, so dass das Blut herausrann und das Licht und die Wärme seines Lebens mit sich nahm.
    Er machte kehrt und ließ Laurel allein. Er ging zu seinem schwarzen Aluminiumkoffer. Obgleich er die Pistole immer noch am Körper trug, fühlte er sich elend.
    In dem Koffer war eine Uzi verstaut. Er zog die Waffe heraus und überprüfte sie. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie funktionstüchtig war, zog er eine Stablampe heraus, die gebündeltes Licht abgab. Die Lampe in der einen und die Uzi in der anderen Hand, glitt er von Raum zu Raum, löschte sämtliche Lichter und ließ alles in vollkommener Dunkelheit zurück. Nur die Außenbeleuchtung des Hauses brannte noch.
    Nachdem das Gebäude gesichert war, sah er sich in der Hauseinfahrt prüfend um und leitete gleichzeitig mit Hilfe des Funktelephons die Suche nach Swann.
    Seit seinem letzten Rundgang hatte sich nichts verändert.
    Cruz ging zum nächsten Beobachtungsposten, einem Fenster, durch das man die Straße und einen Teil der Einfahrt überblickte. Nichts rührte sich.
    Eilig machte er kehrt und ging in den hinteren Teil des Hauses. Er vernahm Laurels Stimme, die sich in einer Litanei hob und senkte, einzig getragen von dem Wunsch, ihren Vater am Leben zu erhalten. Beiläufig überlegte Cruz, wie es wohl wäre, so geliebt zu werden, vorbehaltlos, schutzlos, nur aus einem Gefühl heraus, das so komplex, mächtig und unauslöschlich war wie das Sonnenlicht.
    Am Ende, wenn man alles andere abzog, war es Liebe, die Swann aufrecht hielt. Liebe hatte Swann dazu getrieben, Laurel eine Überlebenschance zu verschaffen. Swann hatte Männer aus nächster Nähe sterben sehen. Er hatte selbst Menschen umgebracht. Er musste wissen, wie nah er selbst dem Tod war, verwandte aber seine letzte Kraft darauf, Laurel zu warnen, statt Hilfe für sich selbst zu rufen.
    Ich ziehe den Hut vor dir, Jamie Swann, dachte Cruz. Ich hoffe, wenn für mich die Zeit gekommen ist, bringe ich denselben Mut auf wie du.
    Draußen rührte sich nichts, noch nicht einmal der Wind. Sämtliche Sicherheitslampen im Hof funktionierten. Sämtliche Lichter im Haus waren gelöscht.
    »Habt ihr was rausgefunden?« schnauzte er ins Telephon.
    »Wir suchen immer noch.«
    »Scheiße«, zischte er.
    Er kehrte zu Laurel zurück. Im Dämmerlicht der Außenbeleuchtung schimmerte ihre Haut geisterhaft. Ihre Augen waren pechschwarz.
    »Dad, du musst mir helfen«, rief sie heiser. »Wo genau bist du?«
    Sie umklammerte Cruz’ Handgelenk. Unter ihren eisigen Fingern brannte seine Haut. Die aufgestaute Hitze seines Körpers durchdrang sie wie eine Schockwelle, machte sie hellwach.
    Die Geräusche, die Swann ausstieß, waren grauenhaft, aber Laurel lauschte ihnen, als wären sie wunderbar. Vor Anstrengung vibrierte sie.
    »Hotel?« fragte sie. »Versuchst du, >Hotel< zu sagen?«
    Ein krächzender, gurgelnder Laut war die einzige Antwort, aber Laurel hatte gelernt, dass er Zustimmung bedeutete.
    »Welches Hotel, Dad?« fragte sie. »Es gibt so viele!«
    Heiseres, unregelmäßiges Atmen war Swanns einzige Erwiderung.
    Verzweifelt durchforstete Laurel ihr Gedächtnis nach den Namen der dortigen Hotels. Nur einer fiel ihr ein.
    »Das Beverly Hills Hotel?« fragte sie.
    Ein heiseres Knurren. Negativ.
    Cruz beugte sich zum Sprechen vor: »Das Beverly Hills Wilshire?«
    Seine heisere Zustimmung war schwach, aber verständlich.
    »Es ist das Beverly Hills Wilshire«, schrie Laurel auf. »Welches Zimmer, Dad?«
    Das krächzende, erstickte Atmen entfernte sich.
    »Beverly Wilshire Hotel«, sagte Cruz in sein Funktelephon. »Ich rufe die Polizei.«
    Er unterbrach die Leitung und tippte die Nummer des Notrufes ein.
    »Geben Sie mir den Leiter Ihrer Dienststelle«, schnarrte er, als endlich jemand an den Apparat kam.
    Sein Ton war knapp, aggressiv, selbstbewußt. Innerhalb von zehn Sekunden sprach er mit dem für Notfälle

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