Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
die Erwähnung eines solchen Kleinods hatte gespannte Wachsamkeit in ihm geweckt. Die Wahrheit - und das Ei auf dem Tisch - hätten das Raubtier in ihm zum Vorschein gebracht.
    Trotzdem wünschte Laurel, sie könnte Archer davon erzählen. Aber falls diese Geschichte wirklich gefährlich war - und wenn ihr Vater etwas damit zu tun hatte, dann war sie das mit Sicherheit - dann wären alle besser dran, wenn sie Archer nicht einweihte. Swann hegte eine nicht weniger heftige Abneigung gegen Archer als dieser gegen ihn.
    Auf jeden Fall hatte Laurel das Gefühl, ihrem Vater die Verschwiegenheit schuldig zu sein, die er immer von ihr erwartet und bekommen hatte.
    »Zusammenfassend ist zu sagen, dass mögliche Gerüchte über Eier von >Glanzstücke aus Russland< herrühren müssen«, schloss Archer seine Überlegungen.
    »Mmm.«
    »Es hat also etwas mit der Hudson-Ausstellung zu tun?«
    Laurel wandte sich vom Arbeitstisch ab, als erschwere ihr der Anblick des Eis das Lügen noch.
    »Ich habe nicht den geringsten Kontakt zu Hudson-Leuten«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Ich habe nur mit dem Gedanken an eine Lackierung gespielt, die einen juwelenartigen Effekt ohne Edelsteine erzielt. Alle Welt bemüht sich heutzutage, weniger protzig zu sein...«
    »Billiger«, kam Archers trockene Verbesserung.
    »... also versuche ich, einen Kosmetikkoffer zu entwerfen, der aussieht, als wäre er über und über mit Juwelen besetzt, ohne es zu sein.«
    Das zumindest stimmte.
    »Die chinesischen Lackierungen, die ich gesehen habe, waren nicht ganz das, was ich wollte«, fuhr sie fort. »Da fielen mir die Fabergé-Eier ein. Ich dachte, du wüsstest vielleicht, wo es eins gibt, damit ich es mir mal aus erster Hand ansehen kann. Aber wenn das Hudson-Museum eins hat, fahre ich mal kurz nach LA und schaue mich dort um.«
    Archers Lachen klang schneidend.
    »Baby, du warst schon immer eine schlechte Lügnerin«, sagte er. »Erinnerst du dich noch daran, wie du versucht hast, mich davon zu überzeugen, dass du mit dem Schauspieler nicht ins Bett wolltest? Ich wusste sofort, dass du lügst, vor allem, weil er einfach phantastisch war. Manchmal sind Bisexuelle tatsächlich besser als andere.«
    Laurel verzog das Gesicht. »Du hattest schon immer eine Vorliebe fürs Persönliche und Giftige. Dies hier ist ein Arbeitsgespräch.«
    Archer räusperte sich. »Tut mir leid. Ich habe Roy nur verführt, weil ich nicht wollte, dass du dir bei ihm etwas holst. Du warst noch viel zu unerfahren, um dich selbst zu schützen.«
    »Inzwischen bin ich erfahren genug.«
    »Das hoffe ich. Die Welt braucht mehr Menschen wie dich, Menschen mit Integrität. Die meisten von uns haben sie unterwegs verloren, genau wie viele andere Dinge.«
    »Sammy...«
    Laurels Stimme erstarb. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Traurigkeit in Archers Stimme schnürte ihr die Kehle zu.
    »Ja«, sagte Archer. »Ich weiß. Das Leben ist scheiße, und dann bist du tot. Also ruf mich an, wenn du mit mir reden willst. Für ein kaiserliches Ei gäbe es bestimmt einen Riesenfinderlohn.«
    »Pass auf dich auf«, sagte Laurel sanft.
    »Zu spät, Baby. Aber für dich nicht.«
    Lange Zeit nachdem Laurel eingehängt hatte, stand sie auf und beobachtete die Sonne, die in der karminroten Vergessenheit versank. Die Stille war so vollkommen, dass sie zwischen den Wellenschlägen das Kreischen der Seemöwen vernahm.
    Dann hörte sie, wie ein Wagen in ihre Einfahrt einbog, stehenblieb und eine Tür zufiel. Ohne dass sie es bemerkte, hielt sie den Atem an.
    In regelmäßigen Abständen klopfte jemand dreimal kräftig, und dann öffnete sich mit leisem Quietschen die Eingangstür. Eine bekannte Stimme rief nach ihr.
    »Laurie?«
    Das Geheimnis des Eis war gelöst, dachte Laurel mit leichter Verbitterung. Warum überrascht mich das nur nicht?
    »Hier unten«, rief sie zurück.
    Laurel setzte sich auf ihren Arbeitshocker, um das Ei erneut zu betrachten. Und um auf eine Erklärung zu warten, wie das herrliche Kunstwerk in Swanns Hände gefallen war.
    Er hatte immer für alles etwas Passendes parat. Aber diese Erklärung hier müsste meisterhaft werden, selbst für die brillante Zunge ihres Vaters.
    Jamie Swann kam die Treppe vom oberen Stockwerk mit einer Lässigkeit heruntergeschlendert, die suggerierte, man hätte es mit einem Jüngeren als einem Zweiundfünfzigjährigen zu tun. Er war ein attraktiver Mann, von seiner Konstitution her mit einem kräftigen Körper gesegnet, und er arbeitete

Weitere Kostenlose Bücher