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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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besser wird es für dich sein. Ich hätte es dir gar nicht erst schicken sollen, aber du warst der einzige Mensch auf der Welt, dem ich vertrauen konnte, für den Fall, dass ich zu spät komme.«
    Trotz seiner zusammengepreßten Lippen atmete er hörbar aus.
    »Jetzt ist es nun mal geschehen«, murmelte er. »Da kann ich dich auch gleich darum bitten, den Mechanismus ausfindig zu machen.«
    »Was?«
    »Den Mechanismus zur Öffnung des Eis«, wiederholte Swann voller Ungeduld. »Das Ei sollte einen Rubin mit dem Porträt Nikolaus des Zweiten enthalten. Aber dann war es aus und vorbei mit dem Spaß. Er wurde hingerichtet, ehe der Edelstein graviert werden konnte. Der Rest ist Geschichte.«
    Laurel schloß die Augen und machte sie langsam wieder auf, sie hatte nicht geträumt. Ihr Vater sah sie immer noch erwartungsvoll an.
    »Die Überraschung«, sagte sie.
    »Ja. Ich nehme an, das Ganze ist eine ziemliche Überraschung für dich. Tut mir leid, Laurie. Aber das Leben ist voll von widerlichen kleinen Überraschungen.«
    »Ich meine nicht das Ei. Der Edelstein mit der Gravur ist die Überraschung. In jedem kaiserlichen Ei war eine Überraschung versteckt.«
    Ein hartes Lächeln verwandelte Swanns Gesicht.
    »Eine Überraschung«, er blickte auf das Meisterstück. »Ja. Das ist es wohl. Aber wie in aller Welt mache ich das Ding auf? Falls nötig, schlitze ich es einfach auf, aber ich habe Angst, dass dabei etwas kaputtgeht, was sich nicht mehr reparieren läßt.«
    Etwas wie Verdruß stieg in Laurel auf. Sie glitt von ihrem Hocker, durchpflügte den Raum und versuchte der Emotionen Herr zu werden, die an ihren Nerven zerrten. Vielleicht hatte ihr Vater sie beschützen wollen, aber sie hatte den Eindruck, als manipuliere er sie gleichzeitig.
    Sie überlegte, ob er überhaupt wußte, was er tat, oder ob er so lange in einer Schattenwelt gelebt hatte, dass er sogar vor sich selbst Geheimnisse hatte.
    Swann nahm das Ei in beide Hände und knöpfte sich die Unterseite vor.
    »Ich sehe einfach nichts«, sagte er und musterte blinzelnd das goldene Netz. »Und du?«
    Laurel antwortete nicht.
    »Laurie?«
    »Ich habe auch nichts gesehen«, knurrte sie. »Aber ich habe auch nicht gesucht.«
    Doch obgleich sie immer wütender wurde, verspürte sie gleichzeitig ein gewisses Schuldgefühl. Sie hatte im Verlauf der Jahre so viele Geschenke von ihrem Vater angenommen und niemals gefragt, was er dafür geopfert hatte. Jetzt fühlte sie sich hinabgezogen in einen Strudel aus Loyalität und Verrat... sie wußte nicht mehr, wer loyal war und wer nicht, wer der Unschuldige war und wer der Betrogene.
    Während du rumsitzt und über perfekte Moral diskutierst, kommt ein anderer, der Moral nicht von Idiotie unterscheiden kann, und rammt dir ein Messer zwischen die Rippen.
    Laurel fröstelte und fragte sich, wie ihr Vater all die Jahre mit nichts als diesem Sog unter sich hatte leben können.
    »Hast du wirklich nicht danach gesucht?« fragte er.
    »Nach dem Öffnungsmechanismus?«
    »Nein, nach dem König von Siam. Himmel, Laurie. Versteh doch endlich. Je eher ich an das Innere des Eis komme, um so eher verschwinde ich von hier und um so sicherer ist es für dich. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr? Eine Rückkehr zu deiner netten Moral.«
    Lauries Schuldgefühl verstärkte sich. Sie hatte sich in der Tat gewünscht, nichts von all dem wäre passiert und sie sähe Swann immer noch durch die rosafarbene Brille ihrer Kinderzeit, statt mit der düsteren Klarheit der Erwachsenen.
    »Hast du das Ei gestohlen?« fragte sie geradeheraus.
    »Vorher war es in der Hand von Schurken. Das zählt also nicht.«
    »Woher weißt du, dass es Schurken waren?«
    Ungeduldig stellte Swann das Ei wieder ab und wandte sich seiner Tochter zu. Das Ei stand nur kurz aufrecht, ehe es gefährlich zu schwanken begann, aber Laurel fing es auf.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie heftig. »Du könntest es zerbrechen.«
    »Das tue ich so oder so.«
    Swann deutete auf die Werkzeuge, die neben dem Arbeitstisch auf einem Regal lagen.
    »Wie war’s mit einem Meißel?« fragte er. »Hast du einen geeigneten?«
    Laurel war aufrichtig entsetzt. »Dad, das Ei ist ein Kunstwerk!«
    »Genau wie ein Dollarschein. Du kannst jeden Fälscher fragen.«
    Laurel schüttelte den Kopf. Plötzlich verstand sie, was ihren Vater in seinem Metier so gut machte. Er hatte eine eingeschränkte Sicht der Dinge und nahm nichts wahr außer seinem Ziel. Es war die konzentrierte Sichtweise, die ein

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