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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Pilot brauchte, wenn es einen Feindposten in einer Kathedrale oder eine Radarstellung neben einem Krankenhaus zu treffen galt. Mitleid, Entsetzen, Trauer, Schuld - all diese Regungen kämen erst nach Erfüllung der Mission.
    Wenn sie überhaupt kamen.
    Als Swann erneut nach dem Ei griff, merkte Laurel, dass sie sich entschieden hatte.
    Wie immer war ihr Vater Sieger des Gefechts.
    »Stop!« sagte sie und trat zwischen ihn und das Ei. »Laß es mich versuchen.«
    Trotz der Gefühle, die unter ihrer ruhigen Oberfläche brodelten, machte Laurel auf ihrem Arbeitstisch Platz, drehte die Lampe an und richtete den Lichtstrahl direkt auf das Objekt.
    »Danke, Laurie, ich...«
    »Du brauchst mir nicht zu danken.«
    »... wußte, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Ich kann nicht erlauben, dass du dieses Kunstwerk wie einen Sonntagsbraten auseinandernimmst«, fiel sie ihm ins Wort.
    Als Laurel sich umdrehte und zu dem verschlossenen Schrank an der Wand ging, sah sie, dass Swanns Augen zufrieden glitzerten. Er hatte gewußt, dass sie ihm helfen würde, um das herrliche Ei nicht zerstört zu sehen.
    »Weißt du eigentlich immer so genau, welche Knöpfe du drücken musst?« fragte sie kalt, während sie an dem Zahlenschloß drehte.
    Swann antwortete nicht.
    Die Tür des Schranks öffnete sich. Laurel schnappte sich eine Ledertasche und blickte über die Schulter ihren Vater an. Er beobachtete sie.
    »Du sollst wenigstens wissen«, sagte er sanft, »dass ich das hier nicht nur für mich tue.«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass ich kein Geld will.«
    »Das kannst du halten, wie es dir paßt. Aber ich habe ein paar Freunde, die das Geld genauso dringend brauchen wie ich. Auch sie hat das System verarscht.«
    Die Tür des Schranks fiel krachend ins Schloß, und Laurel veränderte mit einem wütenden Handgriff die Zahlenkombination. Dann atmete sie tief ein und langsam wieder aus, bis sich ihr Herzschlag normalisierte.
    »Laurie? Ist es so schrecklich, mir ein bißchen behilflich zu sein?«
    »Laß mich nur für einen Augenblick in Ruhe«, kam die grimmige Erwiderung. »Ich brauche ruhige Hände für das, was ich vorhabe.«
    »Tut mir leid«, sagte Swann. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es dir so zu Herzen nimmst. Schätzungsweise habe ich mich einfach an den Gedanken gewöhnt, dass die ganze Welt so korrupt ist wie ich. Ich hätte nie zurückkommen sollen.«
    Laurel wünschte sich, zornig zu sein, weil das sicherer für sie war, aber der Schmerz in der Stimme ihres Vaters machte Wut auf ihn unmöglich.
    »Schon gut, Dad. Wenn ich dir helfen kann, geht das in Ordnung. Du hast, weiß Gott, genug für mich getan, vor allem nach Moms Tod.«
    »Du und Ariel seid das Beste, was mir je passiert ist«, er schrumpfte ein wenig zusammen.
    »Wir haben dich beide geliebt«, erwiderte Laurel. »Und das tue ich immer noch. Am Ende ist das doch das einzige, was zählt.«
    »Liebe?«
    »Ja.«
    Obgleich ihr Swann nicht laut widersprach, war sein Lächeln so traurig, dass Laurel es nicht ertrug.
    Sie ging zu ihrem Tisch, stellte die Ledertasche ab und öffnete das Schloß, mit dem die Lasche gesichert war. Im Innern der Tasche befanden sich mehrere lederbezogene Kästen und ein tragbarer Laptop. Sie nahm einen der Kästen heraus.
    Er hatte zwei Fächer. Im ersten befanden sich zu rechteckigen Taschen gefaltete Papierblätter, in denen lose Edelsteine lagen, und die wie Karteikarten aufrecht nebeneinandergestellt waren. Die Briefchen, die halb so groß waren wie ihre Handfläche, wurden von Juwelieren als traditionelle Art der Verpackung kleiner Wertgegenstände wie ungefaßter Edelsteine benutzt.
    Das zweite Fach des Kastens enthielt Werkzeuge aller Art. Das auffälligste waren wunderschön gespante Pickel, Feilen, Sonden und Bohrköpfe, alle sorgsam in ihren jeweiligen Lederetuis nebeneinander aufgereiht.
    Swann kam näher, um Laurel über die Schulter zu sehen. Beim Anblick des herrlichen Werkzeugsets pfiff er anerkennend durch die Zähne.
    »Vielleicht hast du ja doch etwas von mir geerbt«, sagte er. »Diese Sachen erinnern mich an das Zeug, das ich mit mir rumgeschleppt habe. Obwohl meine Utensilien lange nicht so edel waren.«
    »Du hast Schmuck gemacht?« fragte Laurel überrascht.
    »Nein. Bomben und Zeitzünder. Aber die Pickel und Sonden waren die gleichen.«
    Swanns beiläufige Enthüllung ließ Laurel erschaudern. Sie unterdrückte jedoch das ungute Gefühl und wählte eine Zahnsonde aus, die mit einer dünnen Gummischicht

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