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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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geführt, in denen der Müll die Ratten anzieht, in denen Geheimnisse gegen Gold verraten werden und in denen Männer oft genug ihren Freunden die Kehle durchschneiden. Ich muss es wissen, habe selbst genügend Hälse aufgeschlitzt.«
    Laurel schloß für einen Moment die Augen, doch dann öffnete sie sie wieder. Ihr Leben lang hatte sie den wahren Jamie Swann kennenlernen wollen. Nun gab er ihr, was sie sich immer gewünscht hatte - die Wahrheit, auch wenn sie unglücklich war.
    »Bei dem, was ich mein Leben lang getan habe, geht es darum, so lange falsch zu spielen, bis außer einem selbst niemand mehr übrig ist«, sagte er.
    »Warum?« fragte Laurel steif. »Wenn es so schlimm war, warum hast du dann nicht früher aufgehört?«
    »Ich dachte nicht, dass es so schlimm wird, bis es zu spät war, um damit aufzuhören. Ariel war tot.«
    Ohne Übergang warf Swann ihr seine Beichte hin.
    »Ach verdammt, ich bin einfach nicht für eine geregelte Arbeit geeignet«, sagte er. »Ich wäre verrückt geworden, wenn ich die ganze Zeit an einem Ort gelebt hätte mit nicht mehr zu tun als mich auf den Tod vorzubereiten.«
    »Wenn Mutter noch leben würde... ?«
    »Ein großes >Wenn<, Laurie. Zu groß für mich.« Swann zuckte die Achseln. »Tja, ich kann mich nicht beklagen. Ich habe mir dieses Leben ausgesucht und würde es wieder tun. Aber ich habe es einfach nicht im Griff gehabt. Ich habe mit meiner Arbeit viel Geld verdient und es mit vollen Händen wieder rausgeschmissen.«
    Laurel dachte an den förmlichen Regen von Edelsteinen, mit dem ihr Vater sie im Laufe der Jahre überschüttet hatte, und fühlte sich schuldig.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Zuviel dieses Geldes war für mich.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken. Die Steine, die ich dir geschickt habe, waren echte Schnäppchen. Viel, viel billiger als in jedem normalen Geschäft. Geradezu spottbillig. Wie das Leben.«
    Swann sah Laurels schockierte Miene und unterdrückte nur mit Mühe einen Fluch.
    »Hör zu«, sagte er ungeduldig. »Wenn ich vor dem Päckchen hier angekommen wäre, hättest du weiterhin süß und naiv und freundlich und liebevoll und all den anderen Müll sein können. Aber es gab einen Sturm in Kowloon und eine Verzögerung in Hongkong, und deshalb kam ich zu spät. Also musst du jetzt erwachsen werden, und zwar schnell, wenn du nicht dem ersten Affen, der mit einem Lächeln und einem Polizeiausweis an deine Tür klopft, zum Opfer fallen willst - und ich mit dir.«
    Laurel war wie betäubt. Sie sah ihren Vater an und hörte all die Antworten auf Fragen, die keine Bedeutung mehr hatten. Er näherte sich der Wahrheit. Sie spürte es. Und wußte, dass ihr diese Wahrheit nicht gefallen würde.
    »Weißt du«, fuhr Swann fort, »dort im Untergrund, wo ich gearbeitet habe, sind die Geheimdienstleute keine netten, sauberen Kerle mit Bügelfalten in den Hosen und Computerauszügen von Langley. Die Jungs, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren Schmuggler oder Schwarzmarkthändler oder durch und durch Gangster, die Art von Männern, die einfach mit allem gehandelt haben, von Raketen bis hin zu kleinen Mädchen, und wenn es nur einen Gewinn von zwei Cent pro Dollar gab.«
    Swann sah Laurel an, bemerkte, dass er ihre gebannte Aufmerksamkeit hatte, und sprach eilig weiter über die Dinge, die sie eigentlich nicht hören wollte. Aber sie musste sie hören, sonst stünde er bis zum Hals in der Scheiße, sobald der erste käme und sich bei ihr nach einem leuchtendroten Ei und ihrem Daddy erkundigte.
    »Nicht schön, aber so ist es nun mal im Grabenkrieg«, sagte er. »Die Behörde muss Gangster anheuern, weil Gangster die letzten Realisten auf der Erde sind. Sie sind diejenigen, die wissen, wie man mit der Macht umgeht, mit jeder Macht auf dieser Welt.«
    Swann begann erneut auf und ab zu gehen, die Hände nach wie vor in die Taschen seiner Jeans gebohrt. Dann blieb er neben dem Arbeitstisch stehen und starrte auf den Ozean hinaus.
    »An der dunklen Allianz zwischen den Schurken und den braven Jungs hat sich nichts geändert«, sagte er. »Sie wurde im Zweiten Weltkrieg begründet, als die OSS (= Office of Strategie Services) in Frankreich die Union Corse und in Italien die Mafia anheuerte. Als ich anfing, leitete ich zunächst einen Ring von chinesischen Spielern und Halsabschneidern in Kowloon und erledigte für die Regierung die Drecksarbeit in Saigon.«
    Als sich Swann gegen das Fenster lehnte, entdeckte Laurel zu ihrem Entsetzen den Kolben einer

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