Schimmernder Rubin
Ansicht.«
Zu spät bemerkte Laurel die Falle, in die sie unmerklich gelockt wurde. Sie hatte die Absicht gehabt, Cruz’ Lügen als Grund für ihre Abreise zu nennen, doch Redpath bewies ihr, dass ihre Reaktion unangemessen war.
»Cruz war und ist ernsthaft verletzt«, begann Redpath erneut. »Er hat einen Knorpelriß zwischen zwei Rippen. Im Augenblick trägt er ein Korsett, wie ich es seit den Zeiten meiner Großmutter nicht mehr gesehen habe. Jeder Atemzug tut weh, als würde ihm ein Messer in die Seite gerammt.«
»So sah er aber nicht aus«, widersprach Laurel.
»Vor Jahren hat Cruz einen Crashkurs darin gemacht, wie man seine Gefühle vor anderen verbirgt. Es war eine Lektion, die er recht tief verinnerlicht hat.«
»Nachdem er die Terroristen erschossen hatte?«
»Ja.«
»Das hat er mir erzählt.«
»Wirklich? Bemerkenswert.«
Redpath sah Laurel scharf an, doch dann fuhr sie fort.
»Mit einer solchen Verletzung könnte Cruz eigentlich nicht viel mehr tun als sich um die Kommunikation zu kümmern und andere leichte Tätigkeiten zu verrichten. Aber er wollte unbedingt an dem Fall dranbleiben. Und vor allem wollte er die Leitung der Nachforschungen behalten. Er scheint sich in gewisser Weise für Ihre Sicherheit verantwortlich zu fühlen ...persönlich.«
Laurel schwieg. Wenn sie leugnete, dass sie und Cruz sich zueinander hingezogen fühlten, würde dadurch erst recht das Augenmerk auf diese Tatsache gelenkt.
»Was also Cruz’ körperliche Verfassung betrifft«, schloß Redpath ab, »so sind er und Gillespie gerade dabei, sie zu testen.«
Laurel zuckte zusammen, als sie daran dachte, was Cruz durchmachen musste. Sie hatte ihn falsch verstanden, und das nicht zum ersten Mal. Er hatte sie nicht belogen. Er hatte ihr lediglich erlaubt, die Schlüsse zu ziehen, die sie trösteten. Wenn es die falschen Schlüsse gewesen waren, so trug sie allein die Schuld daran.
Grimmig erkannte sie, dass Cruz’ Fähigkeit, ihre Gedanken zu lesen, ihr Verschwinden erheblich erschweren würde. Die Gründe, aus denen sie fliehen musste, wurden systematisch widerlegt, so dass nur ein einziger übrigblieb, über den zu sprechen nicht in Frage kam.
Jamie Swann.
»Sie sollten Cruz’ Interesse als Kompliment auffassen«, sagte Redpath. »Er ist nicht gerade als großer Galan bekannt. Wenn Sie sich natürlich mit einem anderen Detektiv sicherer fühlen würden, kommandiere ich gerne einen Ersatzmann ab.«
»Am liebsten möchte ich die Sache alleine durchstehen.«
»Sie sind viel zu intelligent, um ernsthaft zu glauben, das wäre sicherer.«
Laurel widersprach ihr nicht. Sie schloß die Augen, und wieder sah sie die Prellungen an Cruz’ Brustkasten, wieder spürte sie, wie er gegen sie prallte, als die Kugel ihn traf. Ohne seinen Schutz wäre sie tot. Das wußte sie.
Sie gab es nur nicht gerne zu.
»Außerdem bin ich genau wie Cruz der Meinung, dass wir Sie durch unsere Kontaktaufnahme in Gefahr gebracht haben«, ließ sich die Botschafterin vernehmen. »Wir werden Ihnen unsere Dienste also nicht berechnen.«
Ehe Laurel die Tatsache, dass sie sich in der Obhut der Risk Ltd. - und somit in der Obhut von Cruz Rowan - befand, in Frage stellen konnte, klopfte es.
Redpath blickte auf. »Herein.«
Gillespies Kahlkopf erschien in der Tür, er erhielt wohl ein unmerkliches Zeichen, denn er und Cruz kamen unverzüglich barfuß in die Bibliothek getrottet. Die beiden erinnerten Laurel an einen Panther und einen Puma, die in einem Museum herumstreunten: ein amüsanter Anblick, solange die Bestien satt und zufrieden waren.
Cruz starrte Laurel mit unverhohlenem Interesse an. Dann wandte er den Blick von ihr ab, als wäre sie gar nicht da.
Laurel spürte Cruz’ Blick ebenso deutlich wie eine Berührung. Aus Angst, er könnte ihren inneren Aufruhr bemerken, erwiderte sie seinen Blick nicht. Stattdessen beobachtete sie Gillespie mit einem Argwohn, als wäre er tatsächlich ein personifizierter Panther.
»Miss Swann«, sagte Redpath. »Dies ist Hauptfeldwebel Ranulph Argyle Gillespie, zweiundzwanzigstes Luftwaffensonderregiment, im Ruhestand. Er ist der Leiter unserer Trainings- und Disziplinarabteilung.«
Laurel nickte und vermied es weiterhin, Cruz anzusehen.
»Außerdem ist Gillie unser Spezialist für die Zubereitung sämtlicher Speisen mit Chili«, sagte sie. »Davon abgesehen ist er recht untätig.«
Gillespie bedachte die Botschafterin mit einem Seitenblick, der durch und durch männlich war.
»Nun«, sagte Redpath
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